Botenstoff von entscheidender Bedeutung

Fatale Metastasenbildung bei Krebs: Forscher entdecken die Ursache

3d illustration of a cancer cell and lymphocytes
Lässt sich die Bildung von Metastasen bald unterdrücken? Eine neue Forschung gibt Anlass zur Hoffnung.
Christoph Burgstedt, iStockphoto, iStock/Christoph Burgstedt

Warum treten Metastasen häufig erst dann auf, wenn der ursprüngliche Krebsherd entfernt worden ist? Wissenschaftler glauben, jetzt eine Erklärung dafür gefunden zu haben. Sie konnten einen Botenstoff identifizieren, der das Wachstum des Primärtumors zum einen fördern, zum anderen aber auch hemmen könne, so eine aktuelle Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).

Haupttumor hemmt Wachstum von Metastasen

Bei vielen Patienten treten lebensbedrohliche Metastasen erst dann auf, wenn der ursprüngliche Krebsherd entfernt worden ist. Besonders verbreitet ist das Phänomen bei Brustkrebs und beim schwarzen Hautkrebs. Mediziner gehen davon aus, dass der ursprüngliche Krebsherd das Wachstum der Tochtergeschwülste, also der sogenannten Metastasen, unterdrückt. Die Ursachen für dieses Phänomen sind bislang wenig verstanden.

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Schwester-Tumore brauchen Blutversorgung

Experten gehen demnach davon aus, dass sowohl das Immunsystem eine Rolle spielt als auch sogenannte Faktoren, die den Anschluss der Metastasen an das Blutgefäßsystem beeinflussen. Denn ab einer Größe von etwa einem Millimeter sind Metastasen auf die Versorgung durch Blutgefäße angewiesen. Forscher konnten laut Mitteilung des DKFZ bereits vor einigen Jahren zeigen, dass Tumore in Abhängigkeit von der Gewebeumgebung zum einen Botenstoffe abgeben, die die Gefäßneubildung fördern. Zum anderen gebe es auch Faktoren, die das Sprießen neuer Adern unterdrücken.

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Botenstoff unterdrückt Wachstum neuer Adern

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Blutgefäße-Forscher Hellmut Augustin und Moritz Felcht vom Deutschen Krebsforschungszentrum und von der Universität Heidelberg haben nun bei Experimenten mit Mäusen einen Botenstoff namens ANGPLT4 unter die Lupe genommen. Bisher ging man davon aus, dass der Botenstoff das Wachstum von Blutgefäßen fördere – doch die neue Forschung zeige auch das Gegenteil. Denn im Blut werde der Botenstoff gespalten, ein Teil unterdrücke dabei Metastasierung. Tumortragende Mäuse, die mit dem Metastasen-hemmenden Fragment behandelt wurden, überlebten den Krebs länger als unbehandelte Artgenossen, so die Pressemitteilung.

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„Von Medikamenten, die das Auswachsen von Metastasen wirksam unterdrücken, könnten viele Krebspatientinnen und -patienten profitieren“, so die Blutgefäße-Forscher. Angesichts des enormen Gewinns, den ein solches Medikament für Betroffene bedeuten könnte, werde es sich lohnen, den Botenstoff weiterzuerforschen. (ija)