Am Airport im Stich gelassen
Kein Rollstuhl verfügbar: Schwerbehinderte Urlauberin harrt stundenlang am Flughafen aus

Es ist eine Geschichte, die betroffen macht! RTL-Zuschauerin Vanessa Militello (39) aus Solingen hat Muskeldystrophie und ist deshalb auf einen Rollstuhl angewiesen. Am 23. Juli möchte sie mit Eurowings von Köln nach Palermo fliegen. Beim Check-in rät ihr die Airline, sie solle ihren E-Rollstuhl wegen der darin enthaltenen Batterien direkt aufgeben. Ihr werde für die Dauer des Fluges einen Ersatz vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) bereitgestellt. Doch der Ersatzrolli kommt nicht. Stundenlang sitzt Vanessa ohne Fortbewegungsmöglichkeit am Flughafen, muss dringend zur Toilette, fühlt sich von der Airline im Stich gelassen.
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7 Uhr: Vanessa gibt ihren Rollstuhl am Eurowings-Schalter ab
Ihr Flug nach Palermo soll um erst 11:50 Uhr starten, doch Vanessa Militello und ihre Eltern reisen an diesem Tag extra früh zum Flughafen Köln/Bonn. Denn sie wissen: Wegen der Ferienzeit herrscht an deutschen Flughäfen gerade absolutes Chaos. Bereits um sieben Uhr morgens stehen sie am Check-in-Schalter von Eurowings.
Dass so eine Flugreise mit Rollstuhl kompliziert sein kann, darauf ist Vanessa vorbereitet. Bereits Tage vorab hat sie eine E-Mail an die Airline geschickt, in der sie ihren elektrischen Rollstuhl ankündigt und dessen Maße durchgibt.
Am Eurowings-Schalter habe man ihr geraten, erinnert sich die 39-Jährige im Gespräch mit RTL, ihren Rollstuhl sofort abzugeben und bis zur Landung in Palermo einen Ersatzrolli des DRK zu nutzen. Das sei unkomplizierter, habe man ihr versichert. Denn die Akkus ihres privaten E-Rollis hätten vor dem Einstieg in den Flieger erst noch ausgebaut und im Handgepäck verstaut werden müssen. Vanessa Militello entscheidet sich dafür, den Rollstuhl sofort abzugeben und setzt sich geduldig in die Nähe des Schalters. Doch der Ersatzrolli kommt nicht – auch nicht nach mehreren Stunden Wartezeit.
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10 Uhr: Kein Rollstuhl-Ersatz in Sicht
Mittlerweile ist es zehn Uhr. Die lange Wartezeit zehrt nicht nur an Vanessas Militellos Nerven. "Irgendwann musste ich dringend auf Toilette", erinnert sie sich im Gespräch mit RTL. Doch ohne Rollstuhl kommt die gehbehinderte Solingerin dort nicht hin. "Mein Vater hat dann nochmal beim Eurowings-Personal nachgefragt, ob es möglich ist, dass ich einen Rollstuhl bekomme". Doch ohne Erfolg. „Wir haben keine Rollstühle mehr zur Verfügung, wir haben überall nachgeschaut. Es tut uns sehr leid“, habe man sie immer wieder vertröstet.
Familie Militello wird erfinderisch: „Wir haben es dann sogar mit einem Gepäckwagen versucht". Doch Vanessa schafft es nicht, auf dem Trolley Platz zu nehmen. „Mein Papa hat sich dann durch den ganzen Airport gefragt – sogar die anderen Passagiere haben mitgeholfen“, erzählt sie weiter.
Hinzukommt: Auch ihr Flugzeug hat mittlerweile eine beträchtliche Verspätung von 145 Minuten. „Und so vergingen die Stunden. Meine Blase war voll, ich konnte wirklich nicht mehr – wir waren ja schon seit sieben Uhr dort!“
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12 Uhr: „Ich wollte schon einen Krankenwagen rufen"
Gegen zwölf Uhr wird Vanessa plötzlich schlecht. Ihre Nieren beginnen zu schmerzen. „Ich wollte schon einen Krankenwagen rufen und fragen, ob die mich netterweise auf Toilette bringen könnten“. Dann, endlich, die glückliche Wendung: Die Familie sieht, dass zwei andere Passagiere im Rollstuhl vorbeifahren. Einer von ihnen erklärt sich bereit, der völlig verzweifelten Vanessa seinen Rollstuhl zu leihen. „Meine Mutter ist dann mit mir auf die Toilette geflitzt“, erinnert sie sich an den Moment der Erleichterung.
Erst kurz vor 14 Uhr sei dann endlich ein Mitarbeiter des DRK mit einem Rollstuhl auf die Militellos zugekommen. Jetzt muss alles ganz schnell gehen, denn der Flieger soll um 14:15 Uhr abheben und die Familie muss noch durch die Sicherheitskontrolle. „Meine Eltern sind gerannt, damit wir unseren Flug noch bekommen.“ Es gelingt – und die Militellos kommen völlig abgekämpft im Flugzeug an. Nun hofft Vanessa, dass wenigstens die Rückreise aus dem Urlaub ohne Zwischenfälle gelingt.
Zu wenig Rollstühle verfügbar? Das sagen der Flughafen Köln/Bonn und Eurowings
RTL hat den Flughafen Köln/Bonn sowie die Airline Eurowings um Stellungnahmen zu dem Vorfall gebeten. Ein Sprecher des Flughafens teilt uns mit, man könne „den geschilderten Vorgang nicht in Gänze rekonstruieren“. Einen Mangel an Rollstühlen am Flughafen gebe es jedoch nicht.
Ein Eurowings-Sprecher meldet uns zurück, man trage aktuell „unter Hochdruck“ alle Informationen zusammen und werde dem Fall nachgehen.