Dreiste Aktion in Karlsruhe

Frau will Rettungswagen während Notfall umparken – Sanitäterin "einfach nur fassungslos"

Auf diese Dreistigkeit muss man erst mal kommen: Weil sie an einem Rettungswagen nicht vorbeikam, wollte sich eine Autofahrerin in Karlsruhe ans Steuer des Fahrzeugs setzen, um es aus dem Weg zu schaffen. Anke Röder, die im Wagen gerade eine Patientin behandelte, ist "einfach nur fassungslos" über das rücksichtslose Verhalten der Frau. Wegen des Notfalls hatte sie mit ihrem Kollegen auf der Straße halten müssen. "Unser Wagen ist eine fahrende Intensivstation. Wenn wir kommen, ist tatsächlich Not am Mann."

Karlsruhe: Sanitäterin bemerkte Ruckeln am Fahrzeug

Die Rettungssanitäterin kann noch immer nicht glauben, was sie am Montagnachmittag erlebte. "Ich stand an der Trage und wollte mit der Versorgung der Patientin beginnen", erzählt sie RTL-Reporterin Romy Schiemann. "Plötzlich hab ich ein Ruckeln am Fahrzeug bemerkt, das nicht vom Wind kommen konnte. Mir fiel auf, dass die Beifahrertür offen war."

Frau suchte im Rettungswagen den Zündschlüssel

Während ihr Kollege die Versorgung der Patientin übernahm, sah Anke Röder vorne im Rettungswagen nach. Und entdeckte dort eine Frau, die offenbar den Zündschlüssel suchte. "Als ich sie angesprochen hab, ist sie direkt raus", erinnert sich die Sanitäterin. "Ich hab sie gefragt, was sie vorhat. Sie hat geantwortet, dass sie das Fahrzeug wegfahren will, weil sie nicht durchkommt." Dann sei die Frau wieder zu ihrem Auto gegangen.

Die Autofahrerin wirkte auf Anke Röder "wie ein ganz normaler Mensch". Doch von Einsicht sei keine Spur gewesen. "Sie hat nur gesagt, dass sie in Eile ist und keine Zeit hat."

Sanitäterin Rettungswagen Karlsruhe
Während sie im Rettungswagen eine Patientin behandelte, bemerkte Anke Röder plötzlich ein Ruckeln.
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Rettungskräfte werden öfter bei der Arbeit gestört

Eile hin, Eile her – Verständnis für den dreisten Umparkversuch hat die Sanitäterin nicht. "Ich war perplex, was eine fremde Person in meinem Fahrzeug macht. Darin hat niemand außer uns was zu suchen." Man gehe generell nicht an fremde Fahrzeuge. Dass die Autofahrerin aber nicht mal Hemmungen hatte, in einen Rettungswagen einzusteigen, empfindet Röder als "distanzlos".

Doch diese Distanzlosigkeit ist offenbar kein Einzelfall. "Das kommt öfter vor und gehört fast zum Alltag", berichtet Anke Röder. Zwar sei dies eine Extremsituation gewesen. "Aber man merkt oft, dass sich Passanten und andere Autofahrer daran stören, wenn wir unterwegs sind."

Polizei: Frau suchte Schlüssel, um Rettungswagen umzuparken

Polizeisprecher Carsten Dosenbach bestätigt den Vorfall. "Die Frau hat laut ihren Unmut über das Parkverhalten des Rettungswagens geäußert", erklärt er gegenüber RTL. "Sie hat gesagt, dass ihr der Einsatz egal sei und sie es eilig habe. Deshalb suche sie den Schlüssel für den Rettungswagen, um diesen umzuparken." Nachbarn hätten sich eingemischt und die Frau aufgefordert, die Sanitäter nicht weiter zu behindern. "Die Frau ist dann laut schimpfend zu ihrem Auto zurückgelaufen und hat vergeblich versucht, an dem Rettungswagen vorbeizukommen."

Polizei Karlsruhe sucht noch nach der Autofahrerin

Die Autofahrerin fuhr weg, und die Sanitäter informierten die Polizei. "Sie haben uns eine Personenbeschreibung und das Kennzeichen der Frau gegeben", sagt Dosenbach. Noch sei die Autofahrerin nicht identifiziert. "Aber die Ermittlungen laufen auf Hochtouren."

Der Frau droht jetzt gleich doppelter Ärger: zum einen, weil sie in ein fremdes Auto gestiegen ist und zum anderen wegen der Behinderung des Rettungssanitäter. Dafür könnte sie sogar mit einem Jahr Gefängnis bestraft werden. (bst)