Kampf um Merkels CDU-Erbe
Jetzt bläst Friedrich Merz als neuer Vorsitzender zum Angriff
Er ist der neue starke Mann im Konrad-Adenauer-Haus, der Parteizentrale der CDU. Friedrich Merz hat es im dritten Anlauf tatsächlich zum Parteivorsitzenden geschafft – zumindest quasi. Denn noch muss ihn ein Parteitag bestätigen. Wie genau er die Union in den kommenden Monaten und Jahren umbauen will, erklärt er im Interview mit RTL-Politikchef Nikolaus Blome.
Merz will CDU mit Willen umbauen
Es ist ein Triumph, auf den Friedrich Merz so viele Jahre warten musste. Aber jetzt muss er auch liefern. Immer wieder wurde Merz bei vergangenen CDU-Wahlen vorgeworfen, er stehe für eine CDU der Vergangenheit. Und zugegeben, Merz ist mit seinen 66 Jahren auch nicht mehr der Jüngste.
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Aber er bläst zum Angriff und hat eine klare Vorstellung, wie er die CDU aus dem Umfragetief holen will. „Die Frage, ob man erneuerungsfähig ist, ist keine Frage, die am Geburtsdatum im Reisepass abzulesen ist“, so Merz am RTL-Mikrofon. Es sei allein die Frage, ob man den Willen habe etwas zu verändern.
CDU soll "mordernste Volkspartei Europas" werden
Der Wille ist also da. Aber was genau plant Merz mit Merkels Erbe? Bei dieser Frage zeigt er sein kämpferisches Gesicht. „Ich habe den Anspruch und ich werde ihn einlösen, dass wir aus dieser Partei die modernste Volkspartei Europas machen.“ Er fügte ebenso kämpferisch hinzu: „Wir werden nicht nur über Digitalisierung reden, sondern wir werden sie machen. Wir werden nicht nur über Familienfreundlichkeit reden, sondern wir werden es sein.“
Eine klare Kampfansage an die neue Ampel-Regierung unter Kanzler Olaf Scholz. Die hat sich in ihrem Koalitionsvertrag nämlich genau diese Themen auf die Fahnen geschrieben. Und Merz legt noch einen drauf: „Da wird sich manch einer noch wundern, welche Vorschläge und Ideen wir diskutieren und auch tatsächlich umsetzen.“
Aus seinem Plan, in vier Jahren Bundeskanzler zu werden, macht Merz keinen Hehl. „Die CDU war immer dann stark, wenn sie authentische Persönlichkeiten mit ganz konkreten Themen verbunden hat und das ist auch eine Aufgabe, die ich mir stellen werde.“
Mehr junge Gesichter
Schaffen will Merz das vor allem mit einem verjüngten Team. Er selbst ist sich offenbar bewusst, dass er als 66-jähriger Parteifunktionär nicht der Inbegriff des Neuanfangs ist. „Ich werde mich in den nächsten Tagen darum kümmern, dass wir auch jüngere Kandidaten bekommen – junge Männer wie junge Frauen, damit das Gesicht der CDU einfach dynamischer, jünger, frischer wird. Und das kann auch jemand in meinem Alter.“
Dass sich Friedrich Merz nicht komplett gewandelt hat, wird deutlich, als er gefragt wird, ob seine Wahl ein Hilferuf der Partei-Basis gewesen sei. „Ich interpretiere es schon in mehrerlei Hinsicht so.“
Beim Klimawandel bleibt er seiner Linie treu. „Klimaschutz ist ein großes und wichtiges Thema, aber ich werde nicht müde zu sagen, wir sind ein Industrieland.“ Deshalb müsse Klimawandel auch immer an der Wirtschaft ausgerichtet werden.
"Es ist ein nationales Interesse"
In einem Thema aber zeigt sich selbst der kämpferische Friedrich Merz zahm. Bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie will er so eng wie möglich mit der Ampel-Regierung zusammenarbeiten. „Ich halte es für notwendig, dass wir die Impfquote jetzt endlich deutlich anheben und alles, was diese Bundesregierung und auch der Bundesgesundheitsminister tun, um dieses Ziel zu erreichen, findet unsere politische Unterstützung.“ Es sei nämlich „ein nationales Interesse“, dass sich nun alle impfen ließen. (sst, nbl)