RTL war im Gerichtssaal"Unsere Beziehung war toxisch": Boateng-Ex vermeidet Blickkontakt vor Gericht

von Leonie Krebber, Reinhard Meissl und Jasmin Raziorrouh

Als der wegen Körperverletzung angeklagte Ex-Fußballer Jérôme Boateng (34) mit seinem Anwaltsteam und seinen Bodyguards am Landgericht München I ankommt, verzieht er keine Miene. Unsere Fragen bleiben unbeantwortet, als der Ex-Profi-Fußballer mit seiner Gefolgschaft auf den Gerichtssaal zusteuert. Und auch im Gerichtssaal angekommen, lässt sich der Blick des 34-Jährigen schwer deuten. Die teils heftigen Aussagen seiner Ex-Freundin können den ehemaligen „Bayern München“-Star kaum kalt lassen, doch öffentlich lässt er keine Emotionen zu. Ein Bild, das sich von Anfang bis zum Ende des Berufungsprozess-Auftaktes zeichnet.
Im Video fassen wir die wichtigsten Aussagen des Prozesstages zusammen und skizzieren die Stimmung im Gerichtssaal.

Boateng verzieht keine Miene

„Mit welchem Gefühl gehen Sie heute in den Gerichtssaal“, fragen wir Boateng bei seiner Ankunft um Punkt 10 Uhr. Doch eine Reaktion bleibt aus. Er wirkt ruhig, unaufgeregt und gelassen. Das ändert sich auch nicht, als seine Ex-Freundin, deren Namen wir aus juristischen Gründen nicht nennen dürfen, in den Zeugenstand gerufen wird und ihre Aussage macht. Etwa vier Stunden sitzt sie ihm dabei gegenüber und schildert, was aus ihrer Sicht in jener Nacht passiert sein soll.

Während sie berichtet, dass Boateng sie in die Niere geboxt, ihr in den Kopf gebissen, ihr einen Daumen ins Auge gedrückt und ihr sogar Blut ins Gesicht gespuckt haben soll, bleibt seine Mimik unverändert. Er wechselt lediglich den Blick zwischen ihr und Richter Andreas Forstner. Unser Eindruck vor Gericht: Er fixiert sie, aber sie erwidert seinen Blick nie; vermeidet jeden Blickkontakt. Es scheint so, als wolle sie fokussiert bleiben, um ihre Aussage ruhig machen zu können und dabei nicht zu emotional zu werden. Ihre ganze Aussage muss wie ein „Déjà vu“ sein – so detailliert muss sie das vermeintlich Erlebte noch einmal aufrollen und erzählen. Eine Situation, die emotional sehr belastend sein muss. Immerhin geht es hier um den Vater ihrer Kinder.

Überraschende Wendung im Gerichtsprozess

Für gewöhnlich sitzen Zeugen alleine im Zeugenstand. Doch neben Boatengs Ex-Freundin saß ganz dicht ihre Anwältin. Die wirkte wie eine mentale Unterstützung, damit ihre Mandantin nicht alleine da durch muss.

Die große Wende folgt, als Boatengs Anwälte den Prozess wegen Körperverletzung plötzlich zur Familiensache machen und seiner Ex-Freundin vorwerfen, sie würde die Übergriffe nur erfinden, um das Sorgerecht für ihre Kinder zu bekommen. Das liegt bisher nämlich alleinig bei Boateng. Diese Wende kam für alle Beteiligten im Gerichtssaal überraschend.

Ursprünglich hatte das Landgericht München I am zweiten Prozesstag das Urteil sprechen wollen - ob es dazu kommt, ist nach dem bisherigen Verhandlungsverlauf allerdings fraglich. Genauso wie er kam, verließ Boateng den Gerichtssaal wieder – an der Seite seiner Anwälte. Seine Ex-Freundin folgte in Begleitung ihrer Freundinnen und ihrer Anwältin dem Weltmeister von 2014. Es scheint, als sei hier noch lange nicht das letzte Wort gesprochen.