Statt Hospitalisierungsrate
Intensivmediziner Karagiannidis: Die 7-Tage-Inzidenz ist und bleibt maßgeblich

Erst die 7-Tage-Inzidenz, dann die Hospitalisierungsrate – welcher der entscheidende Wert zur Beurteilung der Corona-Lage ist, wechselte im Laufe der Pandemie. Jetzt scheint es wieder zurück zum Anfang zu gehen. Intensivmediziner und Leiter des Divi-Intensivregisters Christian Karagiannidis fordert, dass politische Entscheidung wieder stärker an der 7-Tage-Inzidenz ausgerichtet werden. Ein Grund dafür sei Omikron.
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"Die Inzidenz war und ist der maßgebliche Frühindikator"
Seit Beginn der Pandemie war sie DER maßgebliche Wert, um die Pandemie-Lage zu beurteilen: die 7-Tage-Inzidenz. Dank zunehmender Impfquote sollte Anfang September ein neuer Wert entscheidender sein: die Hospitalisierungsinzidenz. Denn je mehr Menschen geimpft seien, umso weniger ausschlaggebend sei die Zahl der Neuinfektionen. Wichtiger wäre stattdessen, wie viele Menschen wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus landen, hieß es damals. Nun scheint die Hospitalisierungsrate wieder abgelöst.
„Die Inzidenz war und ist der maßgebliche Frühindikator“, erklärt Intensivmediziner und Leiter des Divi-Intensivregisters Christian Karagiannidis gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“. „Eine ohne Meldeverzögerung erhobene Hospitalisierungsrate und Intensivbelegung mit Covid-19 sind wichtige zusätzliche Faktoren in diesem Dreiklang. Das ist und war seit Beginn der Pandemie so.“
Vor allem im Hinblick auf die neue Corona-Variante sei es wichtig, die Infektionszahlen in Schach zu halten, so Karagiannidis weiter. „Aber die Grenzwerte können oder werden für Omikron andere werden, daher brauchen wir dringend klinische Daten zum Verlauf, um hier robuste Grenzen setzen zu können.“
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Hospitalisierungsinzindenz "gescheitert"
Die im September mit mehr Wichtigkeit versehene Hospitalisierungsrate ist mittlerweile stark in die Kritik gekommen. Unter anderem weil sie zu spät anschlage. Der ehemalige Kanzleramtschef Helge Braun hatte die Hospitalisierungsrate als maßgeblichen Indikator kurz vor dem Ausscheiden aus seinem Amt in der Praxis für gescheitert erklärt. Sie sei in der Theorie "eine gute Idee" gewesen.
Auch in den zuletzt beschlossenen Corona-Regeln spielte die 7-Tage-Inzidenz wieder eine größere Rolle. Dieser Kurs wird nun von Karagiannidis aus dem neuen Corona-Expertenbeirat der Bundesregierung, auf das sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach stützen will, bestärkt.
7-Tage-Inzidenz zeigt mögliche Überlastungen frühzeitig
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) beurteilt die Richtwerte etwas anders. Er verteidigte die Hospitalisierungsrate gegenüber der "Augsburger Allgemeinen": Der Inzidenzwert sei "nicht mehr so aussagekräftig wie zu Zeiten, als nur wenige Menschen geimpft waren". Er stehe deshalb nicht mehr im Mittelpunkt der politischen Entscheidungen, wichtig sei die Belegung der Intensivbetten. Die Inzidenz sei aber weiterhin ein wichtiger Indikator, um frühzeitig auf mögliche Überlastungen des Gesundheitswesens hinzuweisen.“ (akr)
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