Ebbt die Teurungswelle 2023 ab?
In einigen Bundesländern unter 9 Prozent: Inflation im Dezember stark gesunken

Findet die Zeit der teuren Lebensmittel- und Energiepreise mit dem neuen Jahr ein Ende? Die Prognosen einzelner Bundesländer machen Hoffnung. Wirtschaftsexperten geben allerdings noch keine kurzfristige Entwarnung.
Die staatlichen Regulierungsmaßnahmen greifen offenbar
Die Inflationsrate in Deutschland ist im Dezember wegen sinkender Energiepreise und der staatlichen Abschlagszahlung für Erdgas deutlich zurückgegangen. Das geht aus den Berechnungen der veröffentlichten Daten der Statistikämter hervor. In den sechs für die vorläufige Berechnung der bundesweiten Teuerungsrate maßgeblichen Ländern stiegen die Verbraucherpreise demnach zwischen 8,1 und 9,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
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Die Daten fließen in die erste Schätzung des Statistischen Bundesamtes für die Entwicklung in ganz Deutschland ein, die am Nachmittag veröffentlicht werden sollte. Experten erwarten bei der gesamtdeutschen Inflationsrate im Schnitt einen Wert von 9 Prozent. Zur Einordnung: Im November hatte die bundesweite Inflationsrate noch 10 Prozent betragen. Im Vormonat lag sie mit 10,4 Prozent auf dem höchsten Stand seit 1951.
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Rückgang in NRW und Hessen – Brandenburg und Bayern über dem Durchschnitt
Im Vergleich der Berechnungen zwischen den untersuchten Bundesländern kristallisieren sich allerdings deutlich Unterschiede heraus.
So verzeichnete Hessen den deutlichsten Rückgang. Dort lag die Inflationsrate im Dezember bei 8,1 Prozent.
In Baden-Württemberg sank der Wert auf 8,5 Prozent.
Auch in Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands, ging die Teuerung den zweiten Monat in Folge zurück. Ebenso wie in Sachsen sank die Teuerungsrate auf jeweils 8,7 Prozent.
Einzig in Brandenburg (9,1) und Bayern (9,2) liegt der Wert weiterhin knapp über dem Bundesschnitt – wenngleich auch hier ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum November erkennbar ist.
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„Das Schlimmste wohl überstanden“ – Ende der Teuerungswelle in Sicht?
Ist damit ein Abklingen der Teuerungsrate in Sicht? Jein, meint der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding: "Das Schlimmste bei der Inflation haben wir wohl überstanden". Für vorzeitige Euphorie sei es laut Schmieding noch zu früh. „So richtig durchatmen können wir noch nicht", erklärt der Volkswirt.
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So habe sich im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen die sogenannte Kerninflation - bei der die Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden - sogar beschleunigt, von 4,6 auf 4,9 Prozent. Das belege, dass mehr Unternehmen außerhalb des Energiesektors ihre hohen Strom-, Heiz- und Spritkosten auf die Verbraucher überwälzen. Außerdem sei laut Schmieding zum Jahresbeginn mit höheren Energiekosten zu rechnen, die „die Inflationsrate noch einmal etwas nach oben treiben.“ Ende des Jahres könnte die Inflationsrate dann sogar unter die Marke von drei Prozent fallen, so Schmieding.
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Lebensmittel könnten teurer werden
Zwar hatte der Staat im Dezember die Abschlagszahlungen für Erdgas übernommen. Die gestiegenen Gas- und Strompreise bekämen viele Verbraucher allerdings erst ab Januar präsentiert, wie ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski ebenfalls bestätigt: "Die Energiepreisbremse werden wir erst ab März in den Daten sehen." Die sinkende Inflation habe demnach weniger mit der Energiepreisbremse zu tun als viel mehr mit den deutlich gesunkenen Öl- und Benzinpreisen, so Brzeski.
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Eine vorzeitige Entwarnung möchte auch er nicht aussprechen. Zumal insbesondere die Preise für Lebensmittel besonders stark angestiegen sind. Daran wird sich wohl auch im Jahr 2023 nicht allzu viel ändern. Denn Nahrungsmittel könnten bald wieder teurer werden, da in der Landwirtschaft häufig die Preise im Januar neu verhandelt würden. (reuters, dpa, rdr)
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