Viele Deutsche und Ortskräfte sitzen noch fest
In der Falle von Kabul: Hilferufe aus Afghanistan
„Please rescue me!“ – Bitte rettet mich, fleht Ahmad in einer Videobotschaft an RTL/ntv. Die ehemalige Ortskraft sitzt mit seiner Familie immer noch in Kabul fest und weiß nicht mehr weiter. So wie Ahmad geht es vielen Afghanen: RTL/ntv steht im engen Kontakt mit Menschen vor Ort und versucht diesen zu helfen. Einem ist dies bereits geglückt: über die Geschichte des ehemaligen Bundeswehr-Übersetzers Zalmai A. haben wir in den letzten Tagen berichtet. Er und seine Familie haben es geschafft. Am Dienstagnachmittag ist er mit einer Bundeswehr-Maschine in Taschkent (Usbekistan) gelandet. Wie es den vielen anderen Betroffenen geht, wer noch vor Ort ist und wer bereits gerettet wurde: RTL/ntv hat mit den Menschen, die in der Falle von Kabul sitzen, gesprochen.
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Übersetzer Zalmai A. hat es geschafft

Er ist in Sicherheit! Seit Tagen hat der ehemalige Bundeswehr-Übersetzer Zalmai A. um sein Leben und das seiner Frau und seiner vier Kinder gefürchtet. Seine verzweifelten Sprachnachrichten an RTL/ntv gehen unter die Haut. Am Dienstag hat Zalmai sich mit seiner Familie an Taliban-Checkpoints vorbei zum Flughafen von Kabul durchgeschlagen - und die rettende Bundeswehr-Maschine erreicht. Diese landete am Nachmittag am Zwischenziel Taschkent (Usbekistan).
Doch Zalmai A. ist nicht der einzige, mit dem RTL/ntv in Kontakt steht. Viele verzweifelte Nachrichten, Videos und Sprachnachrichten von Menschen, die vor Ort festsitzen haben uns erreicht.
Ahmad hat sechs Jahre lang als Journalist für das deutsche Bundeswehr-TV gearbeitet. Mit seinen zwei Kindern und seiner Ehefrau sitzt er in Kabul fest. In dem Video, das er aufgenommen hat, hört man seine kleine Tochter im Hintergrund weinen. Sie hat Fieber. Bisher stehen Ahmad und seine Familie auf keiner Evakuierungsliste. Im Video berichtet er von der ausweglosen Situation. Die Taliban seien überall: „Sie töten Kinder und schwangere Frauen!“ Seine Bitte richtet er an Außenminister Maas und Innenminister Seehofer: „Bitte rettet mich!“. RTL/ntv hat seinen Fall an das Auswärtige Amt weitergegeben, bisher aber noch keine Antwort erhalten. RTL bleibt weiter mit Ahmad in Kontakt.
Deutsche Familie aus Niedersachsen sitzt in Kabul fest
RTL/ntv ist auch mit einer Familie aus Niedersachsen in Kontakt, die jetzt in Kabul in der Falle sitzt. Der Vater hatte mit seinen drei Töchtern seine Mutter besucht. Dann kamen die Taliban. Jetzt sitzt die Familie im Haus der Mutter fest. Der Vater fragt uns, ob wir helfen können. Denn sie bekommen keine verlässlichen Informationen der deutschen Behörden und wissen nicht, was sie tun sollen. Alle sind deutsche Staatsbürger – und könnten eigentlich ausreisen. Aber der Flughafen ist von den Taliban abgeriegelt. Dorthin zu fahren, um mit den deutschen Pässen die Checkpoints zu passieren, kann lebensgefährlich sein. Vor allem mit drei Töchtern. Die Familie ist ratlos, die Töchter verängstigt. Der Vater hatte überlegt, allein die Lage am Flughafen zu checken. Doch das Risiko ist zu hoch. RTL/ntv ist weiter mit der Familie in Kontakt und versucht, sie auf eine offizielle Liste zu bekommen.
Ehemaliger Bundeswehr-Übersetzer bittet RTL/ntv um Hilfe
Auch Amin M. weiß nicht mehr weiter. Von 2007 bis 2010 hat er als Bundeswehr-Übersetzer in Mazar zusammen mit Zalmai A. gearbeitet. Danach war er auch weiter für die Deutsche Botschaft tätig: Seit 2018 hat er für eine Security-Firma gearbeitet, die die Deutsche Botschaft in Kabul geschützt hat. Auch er sitzt mit seiner schwangeren Ehefrau und zwei kleinen Kindern fest.
Der Flughafen sei aktuell keine Option für den Familienvater: Amin M. berichtet RTL/ntv von den Zuständen am Flughafen: Am Nordeingang stünden immer mehr Soldaten der afghanischen Armee, die zusammen mit französischen und auch deutschen Kräften die Menschen fernhalten. Er sagt, dass selbst Deutsch-Afghanen mit deutschem Pass dort nicht mehr durchkommen würden. Auch mit ihm bleibt RTL/ntv weiter in Kontakt und versucht Amin und seine Familie zu unterstützen.
RTL/ntv steht außerdem in Kontakt mit ehemaligen Ortskräften, die unter anderem für die deutsche Polizeimission oder das Bundesinnenministerium vor Ort im Einsatz waren. Viele von diesen Menschen stehen noch nicht mal auf den Evakuierungslisten der Bundeswehr. Einen Erfolg gab es in diesem Fall immerhin schon: RTL/ntv hat auch diesen Fall dem Auswärtigen Amt geschildert, welches sich nun per Mail die Ortskräfte gewandt hat. Es ist immerhin ein erster kleiner Erfolg und ein Hoffnungsschimmer für die Menschen vor Ort.
Wie viele Menschen wurden schon gerettet?
Auch wenn die Not der Menschen vor Ort weiter groß ist, gibt es auch immer mehr Fälle, wie die des Übersetzers Zalmai A., dem die Flucht aus Kabul geglückt ist.
Das Verteidigungsministerium twittert am Mittag, dass bereits „mehr als 400 gefährdete Personen in Sicherheit gebracht“ werden konnten und man weitermachen wolle. Heute seien laut Angaben des Ministeriums bereits 180 Menschen nach Taschkent ausgeflogen worden. Einige der Evakuierten sind bereits auch wieder in Deutschland angekommen. Von Taschkent in Usbekistan ging es nach Frankfurt und vor dort aus in verschiedene deutsche Städte: beispielsweise nach Hamburg oder in die Region Brandenburg.
Dass es noch mehr werden und viele weitere der Falle von Kabul entkommen können, dafür will die Bundeswehr weiter sorgen. Aber auch RTL/ntv bleibt weiter in Kontakt mit den gefährdeten Familien und Ortskräften und setzt alles daran, dass sie wie Zalmai A. und seine Familie aus dem Land herausgebracht werden können. (RTL/khe)