Umfrage zu Kampfbereitschaft

Im Falle eines Angriffs: Jeder Zehnte würde zu den Waffen greifen

Ein Leopard 2A6 der Bundeswehr steht beim Besuch von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst bei der Panzerbrigade 21 Lipperland in der Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne im Kreis Lippe. Dieser Truppenteil der Bundeswehr stellt regelmäßig Kräfte zur Erfüllung der internationalen Verpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung wie etwa im Rahmen der geplanten NATO-Präsenzerhöhung in Litauen 2022. Augustdorf, 30.03.2022 NRW Deutschland *** A Leopard 2A6 of the German Armed Forces stands during the visit of North Rhine-Westphalias Minister President Hendrik Wüst to the 21 Lipperland Armored Brigade at the Generalfeldmarschall Rommel barracks in the Lippe district This unit of the German Armed Forces regularly provides force Copyright: xChristophxHardtx
Die Sorge, dass Deutschland in einen Krieg hineingezogen werden könnte, ist groß. Die Kampfbereitschaft der Zivilbevölkerung ist es nicht.
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Über die Wehrpflicht wird seit dem Einmarsch der Russen in die Ukraine wieder viel diskutiert in Deutschland. Die Sorge, dass Deutschland in einen Krieg hineingezogen werden könnte, ist groß, die Kampfbereitschaft der Zivilbevölkerung ist es nicht.
Im Falle eines militärischen Angriffs auf Deutschland wäre laut einer Umfrage gut jeder zehnte Bundesbürger darauf eingestellt, sein Land mit der Waffe in der Hand zu verteidigen.
Lese-Tipp: Alle aktuellen Informationen rund um den Ukraine-Krieg finde Sie hier im Ticker

Jeder Dritte würde versuchen, sein gewohntes Leben zu leben

Freiwillig würden sich in so einem Fall allerdings lediglich fünf Prozent der Deutschen zum Kriegsdienst melden, wie die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zeigen.

  • Weitere sechs Prozent der Erwachsenen erwarten, dass sie im Kriegsfall einberufen und gegebenenfalls für die Landesverteidigung ausgebildet würden

  • Jeder Dritte (33 Prozent) würde laut Umfrage versuchen, sein gewohntes Leben so weit wie möglich weiterzuführen

  • Fast jeder vierte Deutsche (24 Prozent) würde im Kriegsfall so schnell wie möglich das Land verlassen

Die Frage, die 2.000 wahlberechtigten Erwachsenen von den Meinungsforschern vorgelegt wurde, lautete: „Einmal angenommen, es würde sich ein militärischer Angriff auf Deutschland abzeichnen, vergleichbar mit dem im Februar 2022 begonnenen russischen Angriff auf die Ukraine. Was glauben Sie, würden Sie persönlich in einer solchen Situation am ehesten tun?“

  • Gut jeder Zehnte (11 Prozent) gab an, er würde sich freiwillig melden, anderweitig als im Kriegsdienst zu helfen, beziehungsweise zu unterstützen

  • Vier Prozent der Teilnehmer schlugen andere Handlungsmöglichkeiten vor

  • 18 Prozent der Bürger hatten zu der Fragestellung entweder keine Meinung oder machten aus anderen Gründen keine Angaben

Für die Option, das eigene Land im Kriegsfall zu verlassen, entschieden sich etwas mehr junge Menschen als ältere. Die Bereitschaft mitzuhelfen, wenn auch nicht mit der Waffe in der Hand, ist laut Umfrage bei den über 60-Jährigen, für die ein Kampfeinsatz teils aus gesundheitlichen Gründen ohnehin nicht infrage käme, stärker ausgeprägt als bei den Jüngeren.

Wehrpflicht - geteilte Ansichten in der Bevölkerung

08.02.2023, Polen, Warschau: Boris Pistorius (SPD), Bundesminister der Verteidigung. Nach der ukrainischen Hauptstadt Kiew besucht Bundesverteidigungsminister Pistorius die polnische Hauptstadt. Foto: Kay Nietfeld/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte die Aussetzung der Wehrpflicht durch die schwarz-gelbe Bundesregierung im Jahr 2011 jüngst als Fehler bezeichnet - zugleich aber betont, dieser lasse sich nicht „mal eben so im Handumdrehen“ zurückholen.
nie kde, dpa, Kay Nietfeld

Signifikante Unterschiede zwischen Deutschen in Ost und West stellten die Meinungsforscher nicht fest. Männer und Grünen-Wähler bei der Bundestagswahl 2021, waren etwas stärker geneigt, sich bei dem genannten Angriffsszenario freiwillig für den Dienst an der Waffe zu melden als Frauen und Anhänger anderer Parteien.

Menschen, die wissen, wie man eine Schusswaffe gebraucht, sind laut Umfrage etwas seltener als der Durchschnitt geneigt, Deutschland im Falle eines Angriffskriegs zu verlassen. Die Bereitschaft, sich freiwillig zum Kriegsdienst zu melden, ist bei ihnen auch niedrig, aber immerhin mehr als doppelt so hoch wie bei denjenigen, die nicht schießen können.

Den Umgang mit einer Schusswaffe beherrscht laut Umfrage etwas mehr als jeder fünfte deutsche Staatsbürger: Auf die Frage, ob sie den Umgang mit der Waffe erlernt hätten, beispielsweise im beruflichen Kontext, für die Jagd, als Sportschütze oder während des Wehrdienstes, antworteten 23 Prozent der Teilnehmer mit „Ja“ und 74 Prozent mit „Nein“. Drei Prozent der Befragten machten keine Angaben.

Darüber, ob die seit 2011 ausgesetzte Wehrpflicht - in der einen oder anderen Form - wohl in den kommenden zehn Jahren wieder reaktiviert wird, sind die Deutschen geteilter Ansicht. Davon, dass es so kommen wird, sind mehr Menschen überzeugt als vom Gegenteil. 42 Prozent der befragten Wahlberechtigten gehen davon aus, dass der Wehrdienst wieder verpflichtend werden wird. 37 Prozent der Deutschen glauben das nicht. 21 Prozent der Befragten trauten sich kein Urteil zu oder wollten nichts dazu sagen.

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Angst vor militärischer Konfrontation ist gestiegen

Dass die Angst der deutschen Bevölkerung vor einer militärischen Konfrontation seit Februar 2022 deutlich gestiegen ist, verdeutlicht beispielsweise der am Dienstag veröffentlichte „Sicherheitsreport 2023“, den das Meinungsforschungsinstitut Allensbach gemeinsam mit dem Centrum für Strategie und Höhere Führung veröffentlicht hatte.

Danach macht der Krieg in der Ukraine 85 Prozent der Menschen hierzulande große Sorgen. 63 Prozent der Bevölkerung befürchtet inzwischen, dass Deutschland in militärische Konflikte hineingezogen werden könnte. Bei der Befragung ein Jahr zuvor hatten noch deutlich weniger Menschen - 37 Prozent - diese Sorge geäußert. (dpa/eku)

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Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.

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