Grausame Bluttat am Berufskolleg in Ibbenbüren
Schüler (17) soll seine Lehrerin getötet haben - Gewaltpräventionsberater: Gewalt an Schulen ist Tabuthema
von Denise Kylla und Klaus Felder
Die Schüler des Berufskollegs in der Wilhelmstraße in Ibbenbüren (Nordrhein-Westfalen) sind fassungslos. Ein 17-Jähriger soll am Dienstagnachmittag seine Lehrerin getötet haben. Angeblich soll dem Teenager ein Schulverweis gedroht haben. Gewaltpräventionstrainer Carsten Stahl kennt die Schule im Kreis Steinfurt. Im Interview mit RTL erzählt er, dass er dort bereits Kurse gegeben habe und welche Probleme er an Schulen insgesamt beobachtet hat.
Im Video: 17-jähriger Sinan B. soll seine Lehrerin getötet haben
30 weitere Videos
Carsten Stahl: "Das ist kein Problem aus Ibbenbüren"
„Ich stelle an verschiedenen Schulen immer wieder das gleiche fest: Wir haben eine Zunahme von Verrohung, wir haben eine Zunahme der Gewalt in der Sprache und auch der Gewaltbereitschaft“, so Stahl. Das beträfe auch Cybermobbing. „Das ist kein Problem aus Ibbenbüren“, so der Experte. Diese Herausforderung gäbe es weltweit. Er gebe seit vielen Jahren Kurse an Schulen und beobachte das Phänomen immer wieder. Es käme immer wieder vor, dass „Schüler – vor allen Dingen Jungs – Messer mit in die Schule nehmen.“
Das soll auch in Ibbenbüren der Fall gewesen sein. Wie RTL-Reporter Klaus Felder von Mitschülern erfuhr, soll der Tatverdächtige, Sinan B., als sonderbar wahrgenommen worden sein. Er sei im Winter mit Badeschlappen und kurzer Hose zur Schule gekommen, hätte immer ein Messer dabei gehabt – um sein Obst zu schneiden. Im Politikunterricht soll er sich kontrovers geäußert haben. Daraufhin hätte er wohl am Dienstag erst mit dem Opfer und dann mit der Schulleitung sprechen sollen. Doch dazu kam es nicht mehr.
Empfehlungen unserer Partner
Ibbenbüren: Eine Schule trauert um ihre Lehrerin
Die 55-jährige Lehrerin soll sehr beliebt an der Schule gewesen sein. Noch am Tag ihres Todes habe sie Schokolade an die Schüler verteilt und sie früher nach Hause geschickt, heißt es. Eine Schülerin sagte unter Tränen: „Frau K. war eine tolle Klassenlehrerin, die Beste von der ganzen Schule.“
Carsten Stahl: Gewalt an Schulen wird oft nicht angesprochen
Gewalt an deutschen Schulen – ein weitreichendes Problem? Anti-Gewalt-Trainer Stahl hat den Eindruck, dass die sich viele Schulleiter nicht eingestehen, dass es vermehrt zu Gewalt in ihren Einrichtungen komme. „Wir haben ein großes Problem: Dass die Hälfte aller Schulleiter sagt, bei uns gibt es kein Problem. Warum? Sie haben Angst, als Problemschule dazustehen und Angst um den Ruf der Schule und die eigene Position.“ Der traurige Fall aus Ibbenbüren zeige auch, dass sogar Lehrer Opfer von Mobbing und Gewalt würden.