Das Tuten ist so laut wie ein Presslufthammer
Hup-Terror am Bahnübergang: 2.600 Dorfbewohner sind mit den Nerven am Ende
Immer wieder dieses Tuten, das den gesamten Körper durchdringt…
Eine Hupe macht die Menschen in einem bayerischen Dorf verrückt. Seit Wochen müssen sie das Signal eines heranfahrenden Zugs ertragen: im Schnitt über viermal pro Stunde, Tag und Nacht. Und das soll bis mindestens Ende 2025 so bleiben.
Hupen der Züge ist für Anwohner psychische Folter

Der unbeschrankte Bahnübergang in Gerlenhofen (2.600 Einwohner) bei Neu-Ulm gilt als gefährlich. Der Lokführer soll deshalb ein Achtungssignal senden. Doch die Anwohner empfinden das Geräusch als psychische Folter – die Folge: Stress, Kopfschmerzen, erhöhter Blutdruck. So mancher macht kaum noch ein Auge zu, seit es auch in der Nacht ständig „Tuuuuut" ins Schlafzimmer schallt.
„Wir haben schon Atteste", sagt eine Frau. „Ich bin am Ende, ich kann keine Nacht durchschlafen. Und was passiert? Nichts!" Schon „morgens um vier Uhr, fünf Uhr" würde der Hup-Terror losgehen, berichtet ein Anwohner. „Das ist unmöglich."
Vermehrt tödliche Unfälle an Bahnübergang in Gerlenhofen
So verständlich der Ärger der Gerlenhofener ist: Die Maßnahme hat einen ernsten Hintergrund. Der Bahnübergang war viele Jahre unbeschrankt, doch seit 2020 verunglückten dort mehrere Menschen tödlich.
Zwar machen eine rote Lampe, Andreaskreuze, Markierungen und Schilder darauf aufmerksam, dass dort Züge fahren. Aber das reicht der Stadt und der Deutschen Bahn nicht: Vorübergehend müssen Züge auch mit einem lauten Signal auf sich aufmerksam machen. Zwar sollen jetzt Schranken gebaut werden – doch bis sie fertig sind, dürften noch mindestens zwei Jahre vergehen.
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Züge tuten mit 105 Dezibel und fast 120-mal am Tag

Für die Anwohner ist die Aussicht auf jahrelanges Dauertuten der Horror. Eine RTL-Messung ergab 105 Dezibel – etwa so laut wie ein Formel-1-Wagen oder ein Presslufthammer. Und diesen Hammer spüren die Gerlenhofener jeden Tag fast 120-mal – macht in zwei Jahren über 80.000 Schläge aufs Trommelfell.
Stadtbaudirektor Markus Krämer will zwischen den Anwohnern und der Deutschen Bahn vermitteln. „Wir haben die Bahn aufgefordert, doch auf das Pfeifen zu verzichten. Und die Bahn sagt nein, sie sind einfach nicht bereit", erzählt er. „Es gibt noch genau zwei Möglichkeiten: Alles geht so weiter, oder der Bahnübergang wird doch bis zum Umbau 2025 geschlossen."
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Deutsche Bahn gesteht hohe Beeinträchtigung für Gerlenhofener ein
Die Bahn erklärt auf RTL-Anfrage, man wolle das Vorgehen wegen der hohen Beeinträchtigung für die Anwohner überprüfen. „Wir stehen dazu in enger Abstimmung mit der Stadt. (...)"
Immerhin eine kleine Hoffnung für die Menschen in dem bayerischen Dorf. Denn die Aussicht auf zwei weitere Jahre Hup-Terror ist für sie wie das Tuten selbst: unerträglich.