Vor 18 Jahren entführt - Mädchen will nichts von Oma und Opa wissen

Großeltern der nach Libyen verschleppten Isra: "Wir sind am Boden zerstört"

Mama Melisse mit Töchterchen Isra - damals war die Welt noch in Ordnung.
Mama Marisse mit Töchterchen Isra - damals war die Welt noch in Ordnung.
Privat

Es ist eine grausame Geschichte ohne Happy End. Vor 18 Jahren wird die kleine Isra aus den Niederlanden nach Libyen entführt. Der Täter: Ihr eigener Vater. Im Beisein des Mädchens tötet er erst Isras Mutter und flieht dann gen Osten. Heute ist Isra gläubige Muslimin und will nichts mehr von den Niederlanden wissen – auch nicht von ihren Großeltern, die mehr als ein Jahrzehnt nach ihr suchten. Ein Schock für Oma Clary und Opa Ger, die jetzt öffentlich über den dramatischen Fall sprechen.

Großeltern sicher: "Vater erlaubt Isra nicht, an uns zu denken"

Vater Hasèn wird international gesucht. Er wurde in seiner Abwesenheit für den Mord an seiner Ex-Frau zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Vater Hasèn wird international gesucht. Er wurde in seiner Abwesenheit für den Mord an seiner Ex-Frau zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Polizei Niederlande

Im Interview mit dem niederländischen Sender „rtv Oost“ sprechen Clary und Ger ausführlich über ihre Gefühle und ihren ehemaligen Schwiegersohn Hasèn. Er ist der Vater ihrer Enkelin und Killer ihrer Tochter. „Wir sind davon ausgegangen, dass Hasèn dafür gesorgt hat, dass Isra so geworden ist, wie sie heute ist.“ Damit spielen die Großeltern wohl auf das kulturelle Umfeld und die Abneigung gegen die Niederlande an, die ihre Enkelin mittlerweile an den Tag legt.

Bilder der kleinen Isra vor ihrer Entführung nach Libyen: das Mädchen wuchs wohlbehütet in den Niederlanden auf.
Bilder der kleinen Isra vor ihrer Entführung nach Libyen: das Mädchen wuchs zunächst wohlbehütet in den Niederlanden auf.
Facebook/Isra Aksema

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Ein Mittelsmann hatte die Chance mit Isra persönlich zu sprechen. Er traf die heute 21-Jährige und Vater Hasèn in ihrer Wohnung in Tripolis. Dort tauchte Isra als streng gläubige Muslimin und voll verschleiert auf. Im Gespräch habe sie vehement darauf hingewiesen, nichts mit den Niederlanden und ihren Großeltern zu tun haben zu wollen.

Was die Großeltern außerdem beschäftigt: „Dass er (Vater Hasèn, Anm. d. Red.) ihr absolut nicht erlaubt, an uns zu denken. Auf der anderen Seite haben wir all die Jahre immer sehr liebevoll an sie gedacht.“ 18 Jahre lang hätten sie sich Isra als das liebe Mädchen von früher vorgestellt. Ein Kind, das Oma und Opa liebe. Dass das nicht der Fall ist, habe sie „am Boden zerstört“.

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Pensionierter Ermittler und Großeltern suchten 18 Jahre nach Isra

Die Großeltern haben zusammen mit dem pensionierten Polizisten Hans Kamperman und seiner ehemaligen Kollegin Elly Sjouw jahrelang nach Isra gesucht. Vor 18 Jahren brachte ihr Vater Hasèn Mutter Marisse brutal um. Er wickelte ein 27 Meter langes Klebeband um ihren Kopf und ließ nur einen schmalen Spalt zum Atmen offen. Die junge Mutter hatte keine Chance – sie starb.

Hasèn entführte Isra daraufhin und floh mit ihr nach Libyen. Und obwohl der Mann in den Niederlanden für seine Tat zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wurde, hat ihn bisher niemand belangt. Der Grund: Es gibt kein Auslieferungsabkommen mit Libyen. Deshalb läuft er noch immer frei herum. Trotzdem ist er nach wie vor zur Fahndung ausgeschrieben.

Da war die Welt noch in Ordnung: Isra und ihre Mama Marisse feiern den ersten Geburtstag.
Da war die Welt noch in Ordnung: Isra und ihre Mama Marisse feiern den ersten Geburtstag.
Facebook/Isra Aksema

Großeltern sind glücklich, dass ihre Isra noch lebt

Clary und Ger haben jetzt resigniert. 18 Jahre lang haben sie für ihre Isra gekämpft. Jetzt ist ihr Traum geplatzt. „Wir haben ehrlich gesagt nicht mehr viel Hoffnung, dass Israel uns noch sehen will. Die einzige Chance, die jemals wieder passieren wird, ist, wenn Hasèn nicht mehr lebt." Dennoch findet das Ehepaar auch gute Worte für seine geliebte Enkelin. "Isra lebt tatsächlich noch", sagt Clary. "Es ist gut für uns zu hören, dass sie glücklich ist und ein schönes Leben führt.“ Sie hätten ein Foto von ihr gesehen, auf dem sie zwar voll unter einem Niqab versteckt gewesen sei, aber ihre Hände hätten ausgesehen, wie die ihrer toten Tochter Marisse. Es ist ein letztes Bild, das ihnen bleibt: Zur Erinnerung an ihre Enkelin Isra und ihrer toten Tochter, die in ihr weiterlebt. (dky)