Opfer von gierigen Züchtern und illegalem Welpenhandel
Als Zuchtmaschinen missbraucht! Manja und Anton haben Schlimmes erlebt

Von wegen putzige Welpen! Über das Schicksal und das Leid der Hundebabys, die bei Scheinkäufen oder Zollkontrollen in Deutschland aus dem Kofferraum heraus beschlagnahmt werden, wird häufig und berechtigerweise berichtet. Doch über das Leid ihrer Hundeeltern, der Zuchttiere in den sogenannten „Vermehreranlagen“ im Ausland, weiß man nicht viel. Die Französische Bulldogge Manja und die Englische Bulldogge Anton wurden jahrelang in solchen Anlagen als Zuchtmaschinen missbraucht.
Züchter gibt 78 französische Bulldoggen zur Tötung ab
Die 4-jährige Manja stammt aus einer Zuchtanlage in der Slowakei. Im vergangenen Dezember entschied sich der Züchter, sein Geschäft aufzulösen. Der Markt sei mit „Frenchies“ übersättigt, er finde keine Käufer mehr, die Kontrollen häuften sich und Bußgelder würden anfallen. Das Risiko war es ihm nicht mehr wert. Seinen gesamten Hundebestand, 78 Französische Bulldoggen verschiedenen Alters, gab er im städtischen Tierheim in Bratislawa zur Tötung ab. Eine Tierschutzorganisation rettete die Zuchthunde und brachte sie nach Deutschland. Dort wurden die gequälten Vierbeiner auf viele private Pflegestellen verteilt. So berichten es Tierschützer vom Tierheim in München. Manja hatte Glück und kam zu Tierpflegerin Yvonne Emmerdinger, die schon seit vielen Jahren immer wieder besonders armen Tieren Obdach und Pflege bietet.
Abgemagert und verstört

Abgemagert, unsicher und verstört sei Manja bei ihr angekommen, erzählt Yvonne im RTL-Interview. Bis heute fürchte sich die kleine Hündin vor der ihr bis dato unbekannten Außenwelt. Dreieinhalb Jahre hatte sie als Zuchthündin in der Vermehrerfarm vegetiert. Für sie ist alles fremd und Angst einflößend, egal, ob Wiese, Sonne oder gar andere Hunde und Menschen. Sie habe auf engstem Raum, wahrscheinlich in einer kleinen Box, gelebt – ohne jemals spazieren gegangen zu sein, ohne Ansprache und ohne Tageslicht. Futter habe es wohl nur so viel gegeben, um sie am Leben zu halten, denn Manja stürze sich auf jeden Krümel, als hinge ihr Leben davon ab, sagt Tierpflegerin Yvonne. Zweimal im Jahr musste sie Welpen bekommen, die ihr viel zu früh entrissen wurden, damit man sie in Ländern wie Deutschland teuer verkaufen kann. Wie viele ihrer überzüchteten Artgenossen kann Manja nur schwer atmen: Ihr Gaumensegel muss gekürzt werden, die Nasenschlitze sind zu eng und müssen noch erweitert werden, ihre Gehörgänge sind chronisch entzündet – typische Anzeichen von Qualzucht.
Auch Anton hat Glück im Unglück

Die fünf Jahre alte Englische Bulldogge Anton stammt aus ähnlichen Verhältnissen wie Manja. In einer Zucht in Ungarn wurde er als „Samenspender“ gehalten. Auch sein Besitzer beschloss, dass Englische Bulldoggen sich nicht mehr lohnen, und gab Anton kurzerhand ins Tierheim. Tierschützer brachten ihn Anfang Dezember letzten Jahres nach München. Auch Anton hatte Glück und kam zu Yvonne. Die Tierpflegerin setzt alles daran, ihm sein Leben zu erleichtern, denn aufgrund seiner Qualzucht-Rassemerkmale (quasi keine Nase, permanentes Röcheln, statisch gekräuselte Mimik und kurzes Stummelschwänzchen) wird Anton von anderen Hunden kaum akzeptiert. Sie können seine Körpersprache nicht lesen und wenden sich ab. Dadurch sind Sozialkontakte für ihn rar.
Liebe auf den ersten Blick
Doch die kleine Manja stört sich nicht an seinem bulligen Äußeren, im Gegenteil, für sie ist er eine starke Stütze. Sie weicht ihm nicht mehr von der Seite. Bei beiden war es wohl Liebe auf den ersten Blick, sagt die Tierpflegerin. Die beiden haben sich bei Yvonne getroffen und waren sofort ein Herz und eine Seele.
Die beiden Bullis sind noch immer mitgenommen von den traumatischen Erlebnissen als „Zuchtmaschinen“. Sie haben noch einen weiten Weg der Genesung vor sich. Aber gemeinsam und unterstützt durch die liebevolle Fürsorge von Yvonne werden die beiden wieder auf die Beine kommen und die seelischen Verwundungen können heilen.
Tierschützer appellieren an alle Hundefreunde
Illegaler Welpenhandel ist in den meisten Fällen mit schlimmem Missbrauch der Tiere verbunden. Und was bei all den süßen Welpenbildern meist in Vergessenheit gerät, ist das Leid der Elterntiere wie Manja und Anton in den Herkunftsländern. Jahrelang vegetieren sie in Massenzuchtanlagen dahin – ein trauriges, unwürdiges und schmerzerfülltes Leben in dunklen Verschlägen. Solange, bis sie nicht mehr „einsatzfähig“ sind und dem Züchter keinen Profit mehr bringen. Nicht alle haben so viel Glück wie Manja und Anton; viele werden qualvoll beseitigt, zum Sterben ausgesetzt oder im besten Fall in einem Tierheim abgegeben.
Die Tierschützer vom Tierheim München appellieren daher dringend an alle, die sich überlegen einen Hund anzuschaffen: „Bitte unterstützt diese Welpen-Mafia nicht mit eurem Geld, meldet unseriös wirkende Verkaufsanzeigen beim Veterinäramt und setzt euch mit uns für strengere Gesetze sowie härtere Strafen für den illegalen Handel mit Tieren ein!“
Am besten schaut man sowieso erst mal im Tierheim. Dort warten viele Hunde auf ein liebevolles und dauerhaftes Zuhause.