Ignoranz-Drama in Gelsenkirchen

Mann stirbt nach Fenstersturz - Autos fahren am Verletzten vorbei, doch niemand hilft

ILLUSTRATION - 17.10.2015, Nordrhein-Westfalen, Recklinghausen: Ein Rettungswagen der Feuerwehr fährt mit Blaulicht durch eine Straße (Aufnahme mit langer Belichtungszeit). (zu dpa «Gewalt gegen Rettungskräfte - SPD fordert mehr Hilfe» vom 22.08.2018) Foto: Marcel Kusch/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Erst nach 30 Minuten haben Zeugen dem schwerverletzten Mann geholfen. (Symbolbild)
mku jol tba, dpa, Marcel Kusch

Wie kaltblütig kann man sein?
Ein Mann stürzt aus einem Fenster und liegt eine halbe Stunde lang blutend auf dem Gehweg. Er ruft sogar noch mit letzter Kraft um Hilfe. Autos fahren an ihm vorbei, ein Fahrer wendet sogar und fährt ein zweites Mal an ihm vorbei. Doch niemand hilft. Der 64-Jährige stirbt Stunden später in einer Klinik in Gelsenkirchen.

Auto passiert den Verletzten sogar zweimal

Das tödliche Unglück soll laut Polizeiangaben am Mittwoch im Stadteil Rotthausen passiert sein. Gegen 4 Uhr soll der Mann aus seiner Wohnung im 1. Obergeschoss gestürzt sein. Erst nach etwa 30 Minuten haben Zeugen, die auf Hilferufe aufmerksam geworden waren, einen Rettungswagen gerufen.

Zuvor sollen etliche Passanten einfach an dem Schwerverletzten vorbeigefahren sein. Das sollen Überwachungskameras aufgenommen haben, teilt die Polizei mit. Ein Fahrer soll sogar gewendet haben und erneut an der Unglücksstelle vorbeigefahren sein– aber er half dem Mann nicht.

Die Rettungskräfte haben den Mann schließlich in ein Krankenhaus gebracht. Er erlag kurze Zeit später seinen Verletzungen. Die Ermittlungen dauern nun an.

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Polizei appelliert an Bürger: Keine Hilfe leisten ist eine Straftat

Für die Polizei Gelsenkirchen ist dieses Unglück ein Anlass, um an die Menschlichkeit zu appellieren: „Wenn sich ein Mensch in einer hilflosen Lage befindet, dann ist jede und jeder verpflichtet, zu helfen. Schauen Sie nicht weg, sondern helfen Sie im Rahmen Ihrer Möglichkeiten und leisten Sie gegebenenfalls Erste Hilfe.“

Zumindest sollte aber ein Rettungswagen gerufen werden. Besonders bei Unfällen oder akuten medizinischen Notfällen zählt jede Minute. „Wer einfach weiter geht oder vorbeifährt und einer hilflosen Person nicht hilft, riskiert im schlimmsten Fall ein Menschenleben und kann sich unter Umständen wegen unterlassener Hilfeleistung strafbar machen“, teilt die Polizei weiter mit. (amp)

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