Wie Sie im Ernstfall richtig handelnStädte, Kommunen und Landwirte kämpfen: Was macht den Eichenprozessionsspinner so gefährlich?

ARCHIV - Raupen des Eichenprozessionsspinners kriechen am 15.06.2012 auf einem Eichenstamm nahe Schenkenberg (Brandenburg) entlang. Foto: Patrick Pleul/dpa (zu lsw «Die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners beginnt» vom 26.04.2014) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Der Eichenprozessionsspinner ist gefährlich - auch wenn Sie ihn nicht mal angefasst haben.
dpa, Patrick Pleul

Bei Spaziergängen in der Natur werden Eichenprozessionsspinner im Frühling und Frühsommer eine echte Gefahr für die Gesundheit. Die Brennhaare der Raupen brechen leicht ab, fallen auf Spaziergänger und Radler herab und können allergische Reaktionen auslösen. Wir erklären, worauf Sie achten müssen, was im Notfall hilft und welche Maßnahmen getroffen werden, um die Population der Raupe einzudämmen.

Eichenprozessionsspinner macht Probleme

Allergie-Alarm in Parks und Wäldern! Der Eichenprozessionsspinner breitet sich immer weiter aus und bereitet Städten und Kommunen deswegen auch immer mehr Probleme. Der Grund: Kontakt und schon die Nähe zu den Raupennestern können heftige Hautreaktionen und Atembeschwerden auslösen. In Köln warnt deswegen das Grünflächenamt die Spaziergänger, in Frankfurt wurden bereits vorsorglich auf etwa 217 Hektar Stadtwald die Baumkronen besprüht. Die Stadt Wolfsburg kündigt an, die Raupe des Eichenprozessionsspinners wieder absaugen zu lassen. In NRW sind beispielsweise Mitarbeiter des Landesbetriebs Straßen NRW seit Ende April entlang der Straßen im Ruhrgebiet unterwegs. Und die Landwirtschafts-Fachzeitung „agrarheute“ fordert jetzt: Landwirte müssen den Kampf aufnehmen, das Ignorieren des Eichenprozessionsspinners sei keine Option.

Lese-Tipp: Die Eichenprozessionsspinner sind wieder da – gefährlich für Mensch und Tier

Woher kommt der gefährliche Schmetterling?

Der Klimawandel hat die Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners (EPS) unterstützt. Durch die ungebremste Vermehrung des Insekts sind nun auch Menschen gefährdet. Zu milde Winter ohne Frost, kaum Niederschlag und die Sonne scheint meist früh, dass die Knospen der Blätter früher rauskommen. Das alles spielt dem EPS in die Hände.

Fachleuten gehen mit Bioziden vor, um den Schmetterling zu bekämpfen. Oder sie saugen punktuell alle Raupen ab. Bei dem Biozid handelt es sich um „Dipel ES" oder „Foray ES". Es enthält das Bakterium Bacillus thuringensis, das die Darmwand des Eichenprozessionsspinners schädigt und zum Absterben der Raupen führt. Ein paar Tage lang wird das Waldgebiet dann anschließend für Besucher gesperrt.

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Das macht den Eichenprozessionsspinner so gefährlich

ARCHIV - 10.06.2014, Hamburg: Ein Nest mit Eichen-Prozessionsspinnern hängt an einem Baum. Schleier und Raupen in Büschen und Bäumen lassen derzeit in der Limburger Stadtgärtnerei die Telefone klingeln. Die Anrufer hätten die Befürchtung, dass es sich dabei um die giftigen Raupen des Eichenprozessionsspinners handelt, teilte die Stadt am Mittwoch mit. Foto: Bodo Marks/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Haben Sie die Raupen des Eichenprozessionsspinners zufällig schon mal gesehen?
bom wst rho, dpa, Bodo Marks

Das gefährliche am Eichenprozessionsspinner (EPS) sind seine Brennhaare – diese sind von innen hohl und enthalten das Nesselgift Thaumetopoein. Die Härchen der Raupe brechen schnell ab, werden über die Luft transportiert und möglicherweise eingeatmet. Sie sind an der Außenseite mit Widerhaken versehen, mit denen sie sich an der Haut oder in den Schleimhäuten festsetzen können.

Die dadurch entstehenden allergischen Reaktionen können sich als Ausschläge, leichte Schwellungen, starker Juckreiz und Brennen äußern. Aber auch stärkere Reaktionen sind bei manchen Menschen möglich, etwa die Bildung von Quaddeln. Werden die Haare eingeatmet, kann das Bronchitis, schmerzhaften Husten und Asthma verursachen.

Schwindel, Fieber, Müdigkeit und Bindehautentzündungen sind Begleiterscheinungen, in Einzelfällen sind sogar allergische Schockreaktionen möglich. Bei schweren Symptomen sollte ein Arzt aufgesucht werden.

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Das hilft bei Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner im Notfall

Bei nur kleineren Reaktionen können Betroffene zum Beispiel Lotionen oder Gels auftragen, die auch bei Juckreiz nach Mückenstichen genutzt werden, erklärt Prof. Florian Eyer, Abteilung für Klinische Toxikologie und dem Giftnotruf München an der Klinikum rechts der Isar in München. Bei stärkeren Beschwerden verschreiben Ärzte zum Beispiel Cortison.

Das können Sie außerdem tun:

  • Vermeiden Sie die befallenden Gebiete und tragen sie lange Kleidung.

  • getragene Kleidung rasch wechseln und anschließend waschen.

  • Kleidung getrennt von anderer Wäsche in die Maschine packen.

  • Kleiderbürste oder Fusselrolle vor dem Waschen nutzen.

Vermeiden Sie die befallenden Gebiete und tragen sie lange Kleidung.

getragene Kleidung rasch wechseln und anschließend waschen.

Kleidung getrennt von anderer Wäsche in die Maschine packen.

Daran erkennen Sie Eichenprozessionsspinner

Eichenprozessionsspinner bilden weiße, nestähnliche Gespinste, die an Baumstämmen hängen. Wie ihr Name verrät, sind sie meist an Eichen zu finden. Laut Nabu weichen sie in manchen Jahren aber auch auf andere Bäume, etwa Buchen, aus.

Die Raupen werden bis zu fünf Zentimeter groß und haben einen vollständig mit Brennhaaren bedeckten Körper. Junge Eichenprozessionsspinner sind braun-gelblich, später verfärben sie sich graublau bis schwarz. Nachts gehen sie auf Futtersuche, bei der sie sich in meterlangen Ketten –den sogenannten Prozessionen – zusammenschließen.

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Wer Eichenprozessionsspinner sieht, sollte sie auf keinen Fall berühren. In betroffenen Gebieten ist es außerdem wichtig, vorsorglich lange und möglichst dichte Kleidung zu tragen. Von Ende April bis Anfang Mai bilden die Tiere ihre ersten Brennhaare. Die Hochphase des Eichenprozessionsspinners sind die Wochen von Ende Mai bis Ende Juni, in denen die Raupen die meisten Brennhaare verlieren, die aus den Nestern geweht und in der Luft verteilt werden. Ende Juni verpuppen die Raupen sich und die kritische Zeit ist vorbei. (dpa/ija)