52 Filialen müssen schließen
Galeria-Kaufhof-Verkäuferin: „Das ist wirklich ein tiefer Schlag ins Gesicht“
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52 Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof müssen schließen. Die bittere Nachricht für rund 5.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Doch vielen von ihnen macht nicht nur der reine Verlust des Arbeitsplatzes zu schaffen. Es ist die Leidenschaft, mit der viele von ihnen teilweise Jahrzehnte in dem großen Warenkaufhaus gearbeitet haben, die den Abschied aus dem Unternehmen erschwert. RTL hat mit Verkäuferinnen über ihre aktuelle Lage gesprochen. Nachvollziehen können sie die Entscheidung der Schließungen nicht. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil verspricht unterdessen, die betroffenen Arbeitnehmer nicht im Regen stehen lassen zu wollen.
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Verkäuferin aus Erlangen: "Also mir gehts ganz schlecht"
„Also mir gehts ganz schlecht“, erzählt uns Soraya Löwe vor den Türen ihrer aktuellen Arbeitsstelle, der Galeria Karstadt Kaufhof Filiale in Erlangen. 35 Jahre war die 66-Jährige hier beschäftigt, war eigentlich zwischenzeitlich schon in Rente, ist aber als Aushilfe als Kassiererin an ihre Arbeitsstelle zurückgekehrt. Vor allem verstehen kann sie die Entscheidung der Geschäftsführung, ihre Filiale zu schließen nicht: „Es gibt Menschen in dem Betrieb, die arbeiten vierzig Jahre, haben alles mitgetragen, jeden Sparkurs, jeden Verkauf. Und jetzt sagt man ihnen auf einmal so: Tut uns Leid, wir haben kein Geld. Wir machen jetzt das Haus zu.“
Auch ihre Kollegin, die 49-jährige Verkäuferin Xenia Weber ist fassungslos über die Nachricht: „Das ist eine Schande. Das ist wirklich ein tiefer Schlag ins Gesicht.“
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Verkäuferinnen zu Management: "Die labern nur!"
Schuld an allem ist laut den beiden Verkäuferinnen das Management: „Die labern nur, aber eigentlich haben sie alle keinen richtigen Plan für Karstadt-Kaufhof. Und das ist das, was mich fürchterlich aufregt. Wir haben jeden Sparkurs mitgetragen und die sitzen da und machen nicht ihren Job.“ Soraya Löwes Stimme bricht, sie ist den Tränen nahe: „Ich bin wirklich verbunden mit diesem Konzern.“ Als Verkäuferin hätte man auch eine gewisse Leidenschaft für das Arbeiten. „Weil sie stehen nicht umsonst von halb elf bis acht Uhr am Samstag in so einem Haus, wenn andere bis 17 Uhr oder überhaupt nicht arbeiten an einem Samstag. Das macht man nicht einfach, weil man zu doof ist, was anderes zu arbeiten, sondern da steckt eine gewisse Leidenschaft dahinter. Das ist so.“
Dass die Leute in Erlangen nicht mehr zu ihnen kommen würden, weil der Onlinekauf viel einfacher und komfortabler wäre, glauben die Verkäuferinnen nicht: „Wir haben viele ältere Leute, die haben keinerlei Anschluss zum Internet, um Sachen usw. zu bestellen.“ Manche würden auch einfach nur vorbei kommen, um zu plaudern.
Bestätigt wird das auf den Punkt: Eine ältere Dame hört bei dem Interview, das RTL mit den beiden Verkäuferinnen vor dem Laden in Erlangen führt, interessiert zu und mischt sich prompt ein: „Wo sollen wir dann in Erlangen einkaufen? Ja, die kleinen Dinge so für das Tägliche. Der Greiner hat auch zugemacht. Wir haben überhaupt kein Kaufhaus mehr für kleine tägliche Dinge.“
Heil will Beschäftigte unterstützen und neue Perspektiven bieten
Auch Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) bedauert die Entscheidung der Schließung der Filialen: „Das ist unglaublich bitter. Ein harter Schlag.“ Doch er will die betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht im Regen stehen lassen. Die Aufgabe der Sozial- und Betriebspartner sei es jetzt „zu ermöglichen, dass die Beschäftigten für berufliche Neuorientierung in eine sogenannte Transfergesellschaft kommen.“ Diesen Plan wolle er und das Arbeitsministerium unterstützen.
Konkret bedeutet das auch: „Es besteht die Möglichkeit, mit dem Instrument des Transfer-Kurzarbeitergeldes, die Beschäftigten ein Jahr zu unterstützen und unter bestimmten Voraussetzungen auch Qualifizierungen zu ermöglichen.“ Heils Ziel: ehemalige Beschäftigte auch in andere Arbeitsfelder zu vermitteln. Er versucht, allen Beschäftigten Hoffnung zu machen: „Wir werden alle Maßnahmen ergreifen, um in dieser schwierigen Situation zu helfen. Wir können die Bitterkeit nicht wegnehmen, die in dieser Unternehmensentscheidung steckt. Aber wir werden alles tun, um zu helfen damit Beschäftigte auch eine neue Perspektive bekommen.“ (khe)
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