RTL-Frühstart mit Sarah-Lee Heinrich zum Klimagipfel

„Es reicht nicht, eine Münze in irgendeinen Brunnen zu werfen“

Sarah-Lee Heinrich, Bundessprecherin der Grünen Jugend, wundert sich: Ausnahmsweise sei sie einer Meinung mit dem britischen Premier Boris Johnson. Der hatte zur Eröffnung des Umweltgipfels in Glasgow gesagt, es sei beim Kampf gegen den Klimawandel eine Minute vor Mitternacht.
„Es ist nicht so, als könnten wir nicht mehr gegen den Klimawandel tun,“ sagt Heinrich im RTL/ntv-Frühstart, „es ist nicht so, als könnten wir nicht dafür sorgen, dass uns die Klimakatastrophe komplett über den Kopf wächst, es muss nur getan werden. Und dafür reicht’s nicht, eine Münze in irgendeinen Brunnen zu werfen.“

Im Gegensatz zu Angela Merkel - Sarah-Lee Heinrich sieht G20-Gipfel nicht als Erfolg

Konsequenterweise wertet Heinrich die Ergebnisse des G20-Gipfels in Rom, anders als Bundeskanzlerin Angela Merkel, nicht als Erfolg. „Für mich und für alle ist doch eigentlich klar, dass wir spätestens 2050 klimaneutral werden müssten. Und dass viele Länder vorher klimaneutral werden müssen, vor allem die G20-Staaten, die eine historische Verantwortung tragen.“

Sarah-Lee Heinrich über Energie: "Verlängerung der AKW-Laufzeiten kein Thema"

Von einer Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke in Deutschland, die Ende kommenden Jahres abgeschaltet werden sollen, hält Heinrich gar nichts. Diese Frage stelle sich nicht. Es gehe darum, die Erneuerbaren Energien schnell auszubauen. „Das ist ja die Frage, die sich stellt. Wie schnell können wir auf Kohle, aber auch auf Gas verzichten.“ In dem Sondierungspapier der möglichen Ampel-Koalitionäre seien ehrgeizige Ziele formuliert, die auch erreicht werden müssten.

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Sarah-Lee Heinrich über Hartz IV: "Nicht der Name, das System muss sich ändern"

Die von den Verhandlungspartnern angepeilte Umbenennung von Hartz IV in Bürgergeld reicht Heinrich nicht aus. „Nicht der Name muss sich ändern, sondern das System“, so die Sprecherin. „Bei Hartz IV ist nicht der Name problematisch, sondern dass Menschen unter dem Existenzminimum leben.“ Der Regelsatz liege momentan bei 466 Euro. Heinrich fordert eine Erhöhung auf 600 bis 650 Euro. Und die Sanktionen seien „wenig zielführend“ und gehörten ihrer Ansicht nach abgeschafft. „Viele Menschen, die Unterstützung brauchen, haben Angst vor dem Jobcenter. Obschon das Jobcenter ein guter Ort sein könnte, um weitervermittelt zu werden, um Unterstützung zu bekommen und auch um eine Weiterbildung anzufangen.“

Alle sollen mehr verdienen

Das Lohnabstandsgebot, das vorsieht, dass derjenige, der morgens aufsteht und zur Arbeit fährt, mehr verdienen muss als derjenige, der von Transferleistungen lebt, ließe sich laut Heinrich problemlos einhalten. „Das kann man ganz einfach gewährleisten, indem Menschen höhere Löhne bekommen“, sagt Heinrich. Auch der Lidl-Verkäuferin könne die Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze leicht erklären. „Indem man ihr sagt, dass auch sie mehr verdienen wird.“ (cwi)