Junge auf Schulgelände erschossen

Francescos (†14) Eltern: „Er hatte immer ein Lächeln im Gesicht“

von Bastian Schlüter und Sebastian Stöckmann

Die Staatsanwaltschaft spricht sogar von einer Hinrichtung!
Ein 14-Jähriger soll letztes Jahr seinen gleichaltrigen Schulkameraden Francesco S. getötet haben. Ab Freitag muss sich der mutmaßliche Täter wegen Mordes vor dem Landgericht Würzburg verantworten. Francescos Eltern quält vor allem die Frage, warum ihr Kind sterben musste.

Serienmörder Jeffrey Dahmer als Vorbild?

Francesco
Seine Eltern beschreiben das Opfer Francesco S. als ausgeglichenen und fröhlichen Menschen

Am Tag der schrecklichen Tat, dem 8. September 2023, ist Valerio G. erst seit wenigen Monaten strafmündig. Auf einem Schulgelände in Lohr am Main (Bayern) schießt er Francesco S. offenbar von hinten in den Kopf.

Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass Valerio G. aus reiner Mordlust handelte – nach dem Vorbild des amerikanischen Serienmörders Jeffrey Dahmer. „Er hat die Tat nur begangen, um jemanden zu töten“, erklärte ein Sprecher zur Anklageerhebung.

Lohr am Main: Valerio G. soll geplant haben, jemanden zu töten

Hätte die Tat verhindert können? Schulkameraden erzählten der Polizei, Valerio G. habe Gewaltfantasien geäußert und geplant, jemanden zu töten. Er soll sich für Killer interessiert und sich selbst als Killer bezeichnet haben.

Eine quälende Frage für die Angehörigen von Franceso, den alle nur „Franci“ nannten. RTL besucht mit der Familie des getöteten Jungen den Friedhof in Lohr am Main. Francis Vater Toni (40) geht manchmal dreimal am Tag zum Grab seines Sohnes und redet mit ihm.

Familie des getöteten Francesco S. stammt aus Italien

„Wir sind vor vielen Jahren aus dem unsicheren und kriminellen Umfeld von Neapel in diese Kleinstadt ausgewandert“, erzählt der 40-Jährige. „Wir sind vor Gewalt geflohen und haben uns hier integriert. Wer hätte damit rechnen können, dass unser Sohn ausgerechnet hier erschossen werden würde?“

Er und seine Frau Rosa (39) sind verzweifelt: „Unser Sohn war ein fröhlicher Sonnenschein, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte“, erinnern sie sich. „Wenn sich Menschen stritten, war er immer der Ruhepol, der schlichtete. Er hatte immer ein Lächeln im Gesicht.“ Der mutmaßliche Täter habe „nicht nur unser Leben und das Leben seiner Geschwister zerstört, sondern mehr als 100 Familienmitglieder in Deutschland und Italien“, sagt Toni.

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Prozess am Landgericht Würzburg soll bis August dauern

Im Prozess setzt Francis Familie auf Strafrechtsexperte Norman Jacob Senior. Er will der Familie helfen, eine Antwort auf die Frage nach dem Warum zu finden. „Es ist für die Familie und für mich nicht nachvollziehbar, dass sich so junge Menschen töten und dann noch von hinten in den Kopf schießen. Das ist unfassbar“, sagt er.

Für das Verfahren hat das Gericht 17 Verhandlungstage bis zum 9. August angesetzt. Das Höchstmaß der Jugendstrafe bei Mord ist zehn Jahre.