Leclerc-Pleiten in Monaco

Der Kampf gegen den bitteren Heim-Fluch

ARCHIV - 22.05.2021, Monaco: Motorsport: Formel-1-Weltmeisterschaft, Grand Prix von Monaco, Qualifying: Charles Leclerc vom Team Ferrari steigt nach einem Unfall während des Qualifyings auf der Rennstrecke in Monaco aus seinem Auto aus (zu dpa "Leclercs Monaco-Fluch: Wird das Heimrennen zur Hassliebe?") Foto: Roberto Piccinini/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Charles Leclerc beim Qualifying 2021.
VM fux marx cul, dpa, Roberto Piccinini
von Emmanuel Schneider

Rumms. Da hatte es ihn schon wieder erwischt. In einem alten Wagen von Niki Lauda rauschte Charles Leclerc bei einem Historien-Rennen auf seiner Heimstrecke in Monaco ab. Das jüngste Beispiel aus der Reihe „Monaco-Fluch“ von dem Ferrari-Star. Am Sonntag will der Monegasse die unrühmliche Serie an der Cote d’Azur endlich beenden. Die Chancen stehen gar nicht mal so schlecht.

Alles Pech der Welt in Monaco

Ausgerechnet in Monaco. Dem Prestigerennen, DEM Rennen der Formel 1 und der Heimstrecke des waschechten Monegassen. Hier läuft es bislang überhaupt nicht für Charles Leclerc. Weder in der Formel 2 und schon gar nicht in der Formel 1. Noch nie hat der 24-Jährige ein Rennen in seiner Heimatstadt auch nur ins Ziel gebracht.

Ein Rückblick auf das Monte-Carlo-Desaster des Lokalmatadoren: In seinem ersten Formel-1-Jahr stieß Leclerc im Alfa Romeo mit Brendon Hartleys Toro Rosso zusammen. Für beide war das Rennen gelaufen – gewertet wurden sie trotzdem. Leclerc als 18.

Im Jahr darauf beendete ein Dreher die Aufholjagd von Leclerc. Ein neu montierter Reifen hielt nicht lange, die Folge: ein früher K.o. für den Ferrari-Mann. 2020 dann pausierte das Rennen wegen der Corona-Pandemie.

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Erst Pole, dann Drama

Im vergangenen Jahr folgte erneut ein Leclerc-Drama. Der Monegasse crashte sich im Qualifying auf die Pole. Sein zweiter Schuss in Q3 endete in der Mauer, die Session war vorbei. Die schnellste Zeit hatte bis dato Leclerc abgespult. Das sicherte ihm Startplatz eins, doch die Antriebswelle seines Renners war am Sonntag noch beschädigt. Nach der Aufwärmrunde war das Spektakel wieder vorbei. „Neeein“, funkte er enttäuscht.

Und zuletzt vor einer Woche eben der Crash mit dem alten Lauda-Renner. Immer wieder Ärger in Monaco. Leclerc drehte sich beim traditionsreichen Grand Prix Historique in den Straßen des Fürstentums mit einem Ferrari 312T in der Rascasse-Kurve, rutschte in die Leitplanke und beschädigte Teile des Hecks.

In dem Boliden aus dem Jahr 1975 hatte der legendäre Österreicher Niki Lauda seinen ersten WM-Titel gewonnen. Der Wagen wird auf einen Wert von sechs bis acht Millionen Dollar geschätzt.

"Wenn du dachtest, dass du schon genug Pech in Monaco hattest und dann in der Rascasse-Kurve die Kontrolle über das Bremsen mit einem ikonischen Ferrari-Formel-1-Autos verlierst“, schrieb Leclerc daraufhin auf Twitter.

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Leclerc unter Druck

Auch in diesem Jahr steht das Rennen in seiner Heimat unter besonderen Vorzeichen. Zum ersten Mal in dieser Saison führt Leclerc nicht mehr die WM-Wertung an. Rivale Max Verstappen entriss ihm durch den Abstauber-Sieg in Barcelona die Führung. Der Druck auf den 24-Jährigen wächst. Die Frage des Wochenendes: Hält er ihm stand? Zumal eben der Monaco-Fluch über Leclerc schwebt.

Was Leclerc Hoffnung schenkt: Die Scuderia Ferrari hat in der Quali bisher meist das schnellste Paket aufgeboten. Auf eine Runde, mit wenig Sprit im Tank war der F1-75 bisher kaum zu schlagen. Vier Mal stand Leclerc schon auf der Pole. Bleibt es so, dann hat er gute Chancen. In Monaco ist die Pole enorm wichtig, fast schon die halbe Miete für den Sieg. Im Leitplanken-Dschungel ist Überholen aus eigener Kraft kaum möglich.

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Pole extrem wichtig

Sollte er den Sprung auf die Pole schaffen, muss nur noch sein Wagen halten. In Spanien streikte der Motor im roten Boliden in Runde 27 – der K.o. für Leclerc, der bitter enttäuscht aus dem Renner stieg. Die genaue Ursache für die Panne verriet Ferrari bisher nicht. Klar ist aber: Dem Monegassen droht bald eine Motorstrafe. Denn Teile der Power Unit, genauer gesagt der Turbolader und die Energierückgewinnungseinheit MGU-H seien "beschädigt und können nicht repariert werden“, hieß es seitens der Roten.

Die Scuderia muss nun entscheiden, ob sie Leclerc bei dessen Heimspiel in Monte Carlo am Wochenende (LIVE im RTL-Ticker) einen neuen Motor einbaut oder auf gebrauchte Teile vom Saisonstart zurückgreift, um das Power-Unit-Kontingent zu schonen. Leclerc hatte im sechsten von 22 Saisonrennen schon die zweite Antriebseinheit im Heck, nur drei sind pro Jahr straffrei erlaubt. Dem Verstappen-Verfolger droht also schon früh im Saisonverlauf eine Startplatzstrafe.

In Monaco aber zählt erst mal: Fluch bannen, endlich ankommen und vielleicht ja sogar gewinnen!