Prozess endet mit VergleichFloridas Killer-Clown kommt in wenigen Monaten frei - trotz Mord-Geständnis!

Sheila Keen-Warren bei einer Gerichtsverhandlung und verkleidet als Clown.
Sheila Keen-Warren bei einer Gerichtsverhandlung (links) und verkleidet als Clown.
Lannis Waters, picture alliance / ZUMAPRESS.com | Lannis Waters / Instagram / morbidpodcast

Sheila Keen-Warren drohte im sogenannten Killer-Clown-Prozess im schlimmsten Fall die Todesstrafe. 2017 wurde sie dank eines DNA-Beweises als die Frau überführt, die 1990 Marlene Warren an deren Haustür in Florida ermordete. Während ihre Anwälte im Laufe des Prozesses weiterhin Sheilas Unschuld beteuern, hat die heute 59-Jährige im Rahmen eines Vergleichs nun die Tat sogar gestanden – und wird trotzdem in einigen Monaten das Gefängnis Richtung Freiheit verlassen können.

Marlene Warren wurde 1990 an ihrer Haustür ermordet

Dieses Foto hat Marlene Warrens Familie den Medien für die Berichterstattung über ihren Fall zur Verfügung gestellt
Dieses Foto hat Marlene Warrens Familie den Medien für die Berichterstattung über ihren Fall zur Verfügung gestellt
Instagram / morbidpodcast

Am letzten Tag ihres Lebens, dem 26. Mai 1990, genoss Marlene Warren ein spätes Frühstück. „Wir schmiedeten Pläne für den Tag“, erzählt ihr Sohn Joe Ahrens vor einem Jahr in einem Interview mit dem Sender WPTV. Kurz vor 11 Uhr klingelte es, die 40-Jährige öffnete die Haustür ihres Anwesens in Wellington (Florida). Vor ihr stand jemand, der sich als Clown verkleidet hatte, typisch mit roter Nase und orangefarbener Perücke. Der Clown sagte angeblich kein Wort, hielt aber Blumen und zwei Luftballons in der Hand. Einer trug die Aufschrift: „Du bist die Größte.“ Was für eine Überraschung, mag sich Marlene Warren wohl gedacht haben.

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October 21, 2022: Photographs of balloons and flowers are on display during a news conference held Thursday, Sept. 28, 2017, in West Palm Beach to announce the arrest of Sheila Keen Warren in the case of the ''killer clown'' murder from 1990. (Credit Image: © Amy Beth Bennett/Sun Sentinel via ZUMA Press Wire
Diese Luftballons und Blumen überreichte der Killer-Clown Marlene Warren an ihrer Haustür.
Amy Beth Bennett, picture alliance / ZUMAPRESS.com | Amy Beth Bennett

Doch wie aus dem Nichts zog der Clown eine Waffe und schoss zweimal. Marlene wurde im Gesicht getroffen, der Killer-Clown flüchtete in einem weißen Auto ohne Kennzeichen vom Tatort. Zwei Tage später starb die 40-jährige Mutter im Krankenhaus.

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„Ich war verloren“, beschreibt ihr Sohn Joe seine Emotionen damals. „Ich fühlte einfach, wie mein Herz und meine Seele aus meinem Körper gerissen wurden.“ Seine Mutter sei ein „Engel“, er und sie „beste Freunde“ gewesen.

Cold Case Marlene Warren dank DNA-Beweis gelöst

May 25, 2017 - Florida, U.S. - 5/26/90 - Palm Beach County detectives examine the doorway where someone dressed as a clown shot Marlene Warren in Wellington
In diesem Haus wurde Marlene Warren 1990 erschossen: Ermittler diskutierten am Tatort miteinander.
Sherman Zent, picture alliance / ZUMAPRESS.com | Sherman Zent

Jahrelang rätselte die Polizei, wer sich als Clown verkleidet hatte und Marlene Warren kaltblütig erschoss. Zahlreiche Zeugen, die Kinder der Toten und ihre Nachbarn hatten die Tat zwar beobachtet, doch dank des Clown-Kostüms konnte der Killer-Clown unerkannt fliehen.

Die Ermittler fanden zwar das Geschäft, in dem das Kostüm gekauft worden war, doch die Verkäuferin konnte sich nicht genau an das Aussehen der Frau erinnern, die das Kostüm gekauft hatte. Auch die Verkäufer von Blumen und Luftballons konnten keine der Frauen, die die Polizei damals als Verdächtige ins Auge gefasst hatten, eindeutig identifizieren. Der Fall wurde zu den Akten gelegt und zu einem sogenannten Cold Case erklärt.

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Dann die Wende: „Die in den vergangenen Jahren immer weiter fortgeschrittene DNA-Technik hat den Fall offenbar gelöst“, erklärte der inzwischen pensionierte Chefermittler Louis Sessa ABC News 2017. Denn dank neuer DNA-Technik gelang es den Ermittlern, den Killer-Clown zu überführen. 2017 verhaftete die Polizei Sheila Keen-Warren. Sie war mittlerweile mit Marlenes Witwer verheiratet.

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Sheila Keen-Warren wegen Mord an Marlene Warren verhaftet

Mar 30, 2018 - For 27 years, investigators thought Sheila Keen had something to do with the clown who drove up to a Wellington home with flowers, balloons and a gun, and killed 40-year-old Marlene Warren. They believed Keen was having an affair with Michael Warren, Marlene's widower. They subpoenaed her then-husband and mother-in-law. The type of balloons found at the scene were only sold at the Publix Super Market across from her home at the time. Investigators arrested the now 54-year-old who goes by Sheila Keen Warren in Washington County, Va., with the help of local law-enforcement officers. PICTURED: Jun 6, 1990 - Palm Beach, Florida, U.S. - Michael Warren mugshot taken by the Palm Beach County Sheriff's Department in 1990
Auch Marlenes Ehemann Michael Warren geriet zwischenzeitlich ins Visier der Ermittler.
picture alliance / ZUMAPRESS.com | Palm Beach County Sheriff

Schon kurz nach dem Mord an Marlene Warren war Sheila Keen-Warren ins Visier der Ermittler geraten. Die junge Frau arbeitete im Autogeschäft von Michael Warren, Marlenes Ehemann. Es gab Gerüchte, die beiden hätten eine Affäre miteinander. 2002 hatten sie schließlich geheiratet, waren von Florida nach Virginia gezogen und hatten dort ein Restaurant eröffnet.

Doch trotz jahrelanger Bemühungen hatten die Ermittler Sheila nicht nachweisen können, ihre Rivalin getötet zu haben. „Aus Egoismus und Gier hat sie mir auch mein Leben genommen“, resümierte Marlenes Sohn Joe Ahrens im WPTV-Interview. Dem Witwer Michael Warren konnten die Ermittler keine Beteiligung am Mord seiner Frau Marlene nachweisen.

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Sheila Keen-Warren kam ins Gefängnis, wie in den USA üblich, begannen Vorverhandlungen. Der eigentliche Prozess mit dem Vorwurf der vorsätzlichen Tötung hätte Anfang Mai beginnen sollen, doch nun haben sich Staatsanwälte und Verteidigung vorab geeinigt.

Mord-Geständnis bringt Sheila Keen-Warren Freiheit

Sheila Keen-Warren bekannte sich am Dienstag (25. April) als sogenannte Second Degree-Mörderin schuldig. Sie gab also zu, Marlene Warren 1990 getötet zu haben, aber nicht vorsätzlich. Ihre Anwälte betonten aber gleichzeitig, die 59-Jährige hätte die Waffe nicht abgefeuert. Das Geständnis der 59-Jährigen ist eine juristische Raffinesse, die ihr ermöglicht, in wenigen Monaten das Gefängnis zu verlassen.

Denn der Deal, den Staatsanwaltschaft und Verteidigung rund um das Geständnis getroffen haben, sieht eine Haftstrafe von zwölf Jahren vor. Weil Sheila Keen-Warren bereits sechs Jahre lang vor Prozessbeginn im Gefängnis war und dies auf die Haftstrafe angerechnet wird, könnte sie wegen guter Führung nach der Hälfte der zwölf Jahre frei kommen, das wäre Anfang 2023.

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Greg Rosenfeld, Anwalt der 59-Jährigen, ist zufrieden mit diesem Gerichtsdeal, bezeichnet ihn im Gespräch mit The Associated Press als „unglaublichen Gewinn“: „Der Bundesstaat Florida wollte sie ursprünglich hinrichten, aber jetzt geht sie in 10 Monaten nach Hause.“ Er fügte hinzu, dass es zwar „schwierig war, sich eines Verbrechens schuldig zu bekennen, das sie nicht begangen hat“, es aber „ein Kinderspiel“ sei, wenn es eine Garantie gebe, dass man bald wieder zu Hause bei seiner Familie sein werde.

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Joe Ahrens, Sohn von Marlene, erkennt keine Reue

Der Staatsanwalt von Palm Beach County, Dave Aronberg, widerspricht bei NBC 6 der optimistischen Prognose von Keen-Warrens Anwalt und meint, die Angeklagte würde noch rund zwei Jahre im Gefängnis verbringen.

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Marlene Warrens Sohn war bei der letzten Vorverhandlung per Videoübertragung zugeschaltet und ergriff die Möglichkeit, einige Worte an das Gericht und die Mörderin seiner Mutter zu richten: „Während dieser gesamten Verhandlung habe ich keine Reue gesehen, das ist alles, was ich zu sagen habe“, sagte Joe Ahrens kühl. Der Mann Mitte 50 blickt von der Kamera weg und schüttelt den Kopf: „Möge Gott mit ihr sein“, meint er im Hinblick auf Sheila Keen-Warrens Zukunft in Freiheit. (lha)