"Ich hörte, dass sie Luft holte"
Natalia S. aus Coburg getötet und vergraben - Angeklagter beschreibt tödlichen Schlag auf den Hals
Es ist der 11. Mai 2022, Natalia S. aus dem bayrischen Coburg verschwindet spurlos. Mehr als zwei Wochen sucht die Polizei damals nach der 28-Jährigen. dann die traurige Gewissheit: Die Leiche der jungen Frau wird in einem Waldstück gefunden. Kurz darauf wird der 29-jährige Konrad G. festgenommen. Vor Gericht hat er nun gestanden, Natalia getötet zu haben – und er tischt dem Richter eine abenteuerliche Geschichte auf.
Natalias Mutter weint vor Gericht
Am Tag des Prozessauftakts sind alle gekommen: Natalias Mutter, ihre Brüder, ihr Stiefvater. Es sei nicht leicht, den Angeklagten Konrad G. gegenüberzusitzen, sagte Bruder Krystian RTL-Reporterin Michaela Johannsen.
Als er den Saal betritt, verdeckt der Angeklagte sein Gesicht mit einem Aktenordner. Natalias Mutter weint. Unsere Reporterin glaubt, Natalias mutmaßlichen Killer hinter seinem Versteck grinsen zu sehen. Treibt er ein Spiel?
Wenig später beginnt Konrad G., seine Sicht der Dinge zu schildern. Er spricht von einer Affäre mit Natalia S., die im April 2021 begonnen haben soll. Er beschreibt das erste Date, spricht von gutem Sex und Gewaltausbrüchen. Währenddessen sei er bereits verheiratet gewesen, seine Frau war schwanger. „Mit Natalia verstand ich mich gut, die Krise in der Beziehung zu meiner Frau verstärkte sich. Die Affäre mit Natalia war gewollt“, gibt er zu Protokoll.
„Ich wollte sie auf Distanz halten“ (...) „Ich liebte sie nicht.“
Doch bald habe sich auch das geändert. Irgendwann sei es mit seiner Affäre nicht mehr gut gelaufen und er habe sich schlussendlich für seine Frau entschieden. Glaubt man dem Angeklagten, so soll Natalia das nicht verkraftet haben. Immer wieder habe sie ihn daraufhin gestalkt und bedrängt – behauptet Konrad G. Wenn er sich verfolgt gefühlt habe, habe er sie geschlagen. Er habe ihr deutlich machen wollen, dass sie ihn in Ruhe lassen solle. „Ich wollte sie auf Distanz halten“, sagt er. „Ich liebte sie nicht.“

Am 11. Mai soll der Streit mit Natalia S. eskaliert sein
Am 11. Mai sei die Situation eskaliert. Natalia soll Konrad G. erneut aufgelauert und seine Nähe gesucht haben. „Abends war ich in meinem Schrebergarten und wollte alleine sein. Ich verließ meinen Garten und ging ins Vereinsheim. Plötzlich war Natalia auch da“, sagt der Angeklagte vor Gericht aus. Schon wieder habe es Streit gegeben, wieder sei er handgreiflich geworden, habe sie geschubst und schlussendlich an den Haaren gezogen. „Natalia wollte aber nicht gehen. Es war eine furchtbare Situation. Ich wollte ihr endgültig klar machen, dass es endgültig Schluss ist.“
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Danach habe es bei einem Spaziergang durch den nahegelegenen Wald ein klärendes Gespräch und Bier gegeben. Anschließend soll das spätere Opfer den Angeklagten nach Hause gebracht haben. Beide seien noch in den Garten gegangen. Doch statt der besprochenen Distanz habe es erneut Sex gegeben – Schuld sei der zuvor konsumierte Alkohol gewesen. Konrad G.: „Ich ärgerte mich über mich. Plötzlich hörte ich meine Frau Ella. Sie war im fünften Monat schwanger. Es gab einen fürchterlichen Streit zwischen ihr und Natalia.“ Dabei habe Natalia gedroht, dem ungeborenen Kind etwas anzutun. „Ich wollte meine Frau und Natalia trennen. Ich schlug zu“, so der Angeklagte.

Konrad G. beschreibt den tödlichen Schlag
Dann schildert er den Moment des tödlichen Schlags: „Natalia ging einen Schritt zurück und hielt sich den Hals. Ich hörte, dass sie Luft holte.“ Zuerst habe er seine Frau nach Hause geschickt, dann sei er ihr gefolgt. Die nach Luft ringende Natalia ließ er offenbar einfach im Garten liegen. Als er zurückgekommen sei, sei die 28-Jährige tot gewesen. „Mir war schlagartig klar, dass sie tot ist.“ Ihre Leiche habe der Mann in eine nahegelegene Laube geschleppt. Dann habe er sie in Plastiksäcken und Tischdecken eingepackt und sei tief im Wald gefahren. Dort habe er sie vergraben. „Was ich mir damals gedacht habe, kann ich nicht mehr sagen, es war so sinnlos.“
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An diversen Mülleimern habe er Folie und Tischdecke, Handtasche und Handy entsorgt. Danach habe ihn seine Frau abgeholt. „Es tut mir schrecklich leid, die Bilder in meinem Kopf lassen mich nicht mehr los.“ In der Vergangenheit habe er einige Affären gehabt – das wolle er jetzt ändern. Wahrscheinlich bleibt dem Angeklagten nach diesem Geständnis im Knast auch nichts anderes übrig.