Staatsanwaltschaft Braunschweig erklärt

Fall Maddie McCann: Warum wurde der Verdächtige Christian B. noch nicht verhört?

Christian B., Verdächtiger im Vermisstenfall Maddie McCann
Christian B. wird verdächtigt, Maddie McCann entführt und ermordet zu haben.
Privat

Die Ermittler werfen ihm vor, die seit 2007 verschwundene Madeleine McCann ermordet zu haben. Doch verhört wurde Christian B., der in einem Gefängnis in Kiel sitzt, bisher nicht. Im RTL-Interview erklärt Hans Christian Wolters von der Staatsanwaltschaft Braunschweig, warum das noch Monate oder sogar Jahre dauern könnte.

Es fehlen entscheidende Beweise im Fall Maddie McCann

2007 verschwand die kleine Madeleine „Maddie“ McCann spurlos im Urlaub in Portugal. 13 Jahre später ermittelt die Polizei in ihrem Fall jetzt gegen Christian B. Der verurteilte Sexualstraftäter wird verdächtigt, das Mädchen aus dem Hotelzimmer der Eltern entführt und anschließend ermordet zu haben. Vernommen wurde der 43-Jährige bisher aber nicht.

„Dafür ist aus unserer Sicht noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen“, erklärt Hans Christian Wolters von der Staatsanwaltschaft Braunschweig im Interview mit RTL. Die Vernehmung des Tatverdächtigen stehe meist eher am Ende der Ermittlungen. „Üblicherweise werden dem Beschuldigten dann bestimmte Beweise vorgehalten, auf die er dann entsprechend reagieren kann.“ Momentan würden entscheidende Beweise im Fall Maddie McCann aber noch fehlen.

Bisher habe auch Christian B. keinen Versuch unternommen, mit der Staatsanwaltschaft oder der Polizei Kontakt aufzunehmen und sich zu den Vorwürfen zu äußern. Der 43-Jährige sitzt zurzeit in der Justizvollzugsanstalt in Kiel. Dort verbüßt er eine Haftstrafe wegen Drogenhandels.

Staatsanwaltschaft geht von weiteren Opfern aus

Welche Indizien die Staatsanwaltschaft im Fall Maddie McCann bisher gesammelt hat und welche Hinweise noch fehlen, dazu möchte der Staatsanwalt sich nicht äußern. Bisher reicht der Tatverdacht gegen Christian B. nicht aus, um eine Anklage zu erheben. „Wir haben einen begründeten Verdacht, der auf Tatsachen basiert ist. Es fehlen aber noch einige Puzzlestücke“, so Wolters.

Polizei und Staatsanwaltschaft haben deswegen Zeugen dazu aufgerufen, sich mit eventuellen Hinweisen zu melden. Auf der einen Seite solle so der Fall Maddie McCann aufgeklärt werden. „Auf der anderen Seite gehen wir aber davon aus, dass es weitere Opfer unseres Verdächtigen gibt und wir hoffen, dass sich diese bei uns melden.“

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Reichen die Hinweise für eine Anklage gegen Christian B.?

Bisher seien in Deutschland mehrere hundert Hinweise eingegangen, in Großbritannien sogar mehrere Tausend. Bis die Staatsanwaltschaft diese Beweise abgearbeitet hat, könne es aber mehrere Wochen bis Monate dauern. Ob sich aus den Hinweisen neue Ermittlungen ergeben, kann Wolters noch nicht abschätzen.

Genügend Hinweise gebe es dagegen darauf, dass Maddie tatsächlich ermordet wurde. Wir haben andere Indizien, die daran aus unserer Sicht keinen Zweifel lassen.“ Und weil Mord in Deutschland nicht verjährt, könnten die Ermittlungen gegen Christian B. sich noch Jahre hinziehen. Irgendwann werde dann allerdings der Zeitpunkt kommen, an dem die Staatsanwaltschaft eine Entscheidung treffen müsse: „Es kann sein, dass die Ermittlungen eingestellt werden müssen. Möglicherweise haben wir dann aber genug Beweismittel, um tatsächlich auch eine Anklage erheben zu können.“

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TVNOW-Doku zum Fall Maddie

Maddies Eltern, die zwischendurch sogar selbst ins Visier der Ermittler gerieten haben 13 Jahre lang gebangt und gehofft, dass ihr Kind noch am Leben sein könnte. Hat die Polizei diesmal endlich den richtigen Tatverdächtigen? Lässt sich der Fall jetzt endlich aufklären? Mehr dazu sehen Sie in der TVNOW-Doku "Der Fall Maddie – haben sie endlich den Richtigen?".