Welche Werte jetzt wichtiger sind
Experten sind sich einig: "Inzidenzwert hat praktisch ausgedient"

Seit über einem Jahr steht und fällt mit der 7-Tage-Inzidenz jede Entscheidung. Jetzt bereite das RKI laut eines Medienberichtes ein Umdenken in Sachen Infektionsgeschehen vor. Statt nur auf die Inzidenz zu schauen, solle ab sofort auch die Hospitalisierungsrate eine große Rolle spielen, so „Bild“. Was Experten dazu sagen und warum sie sicher sind, dass dieses Umdenken längst überfällig ist.
Lese-Tipp:Inzidenz, R-Wert und Hospitalisierungsrate: Was bedeutet welcher Corona-Wert?
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Was halten Sie davon, zur Einordnung des Pandemiegeschehens, neue Faktoren heranzuziehen?
Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor Hygienezentrum Bioscientia:
„Die Diskussion ist gar nicht neu. Wir haben angefangen mit dem Inzidenzwert, haben aber in anderen Bundesländern schon sehr gute Informationen gewonnen durch Ampeln. In Berlin zum Beispiel geht der R-Wert mit ein, da geht die Hospitalisierungsrate mit ein. Spanien hat sechs verschiedene Indikatoren, die einem helfen, die Infektionssituation besser zu beurteilen, um nicht einfach nur auf die Inzidenz/ die Infektionsrate zu schauen.“
Wie aussagekräftig ist der Inzidenzwert überhaupt noch?
Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor Hygienezentrum Bioscientia:
„Der Inzidenzwert hat praktisch ausgedient. Momentan ist er sehr, sehr niedrig. Insofern sind wir da sehr entspannt. Aber sobald der Inzidenzwert wieder steigt, und das hatten wir in den letzten Tagen und er wird nach dem Sommer auch wieder steigen, müssen wir schauen. Den Inzidenzwert, den wir dann sehen, ist nicht derselbe Inzidenzwert, wie wir ihn auf dem Peak der zweiten Welle gesehen haben. Wir werden hauptsächlich junge Leute haben, die infiziert sind, die aber kaum oder gar keine Krankheitssymptome haben und insofern ist das eine ganz andere Bewertungsgrundlage als bei den ersten drei Wellen. Aber eigentlich glauben wir nicht, dass diese große Welle, wie wir sie bei der zweiten Welle im Winter hatten, auf die Krankenhäuser zukommt.“
Was bringt die Betrachtung der Hospitalisierungsrate?
Prof. Uwe Janssens, Intensivmediziner und Kardiologe:
„Gerade jetzt, wo sich das Infektionsgeschehen in eine andere Richtung entwickelt, ein neuer Virus mit höheren Infektionsraten, wir aber schon eine gewisse Durchimpfung haben, ist dieser Parameter auf die Krankenhäuser, nicht nur auf die Belegung der Intensivbeten, sondern die Belegung der Krankenhäuser generell ins Auge zu nehmen, ein ganz wichtiger Indikator dafür, wie die weitere Pandemie verläuft und wie schnell wir an unsere Grenzen kommen.
Die Intensivstationbelegung ist ja erst ganz am Ende des Prozesses zu sehen. Die Aufnahme in den Krankenhäusern finden schon viel früher statt, so dass wir das differenziert jetzt abgreifen müssen. Das ist ein sehr guter Vorschlag und damit können wir einen viel größeren Überblick über das Infektionsgeschehen im Herbst gewinnen.“ (gas)
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