Verdächtiger im Fall Maddie McCann
Europäischer Gerichtshof entscheidet: Vergewaltigungsurteil gegen Christian B. ist rechtmäßig

Durfte das Landgericht Braunschweig Christian B. wegen der Vergewaltigung einer US-Amerikanerin in Portugal verurteilen oder nicht? Mit dieser Frage mussten sich die Richter des Europäischen Gerichtshofs in Luxemburg beschäftigen. Sie haben nun entschieden, dass die Verurteilung zu einer siebenjährigen Haftstrafe damals rechtmäßig war. Der Mann, der inzwischen auch verdächtigt wird, 2007 die kleine Madeleine McCann entführt und getötet zu haben, scheiterte mit seiner Revision gegen das Urteil.

72-Jährige wurde 2005 in Praia da Luz vergewaltigt
Christian B. war im Dezember 2019 vom Landgericht Braunschweig wegen der Vergewaltigung verurteilt worden. Er hatte die 72-jährigen Amerikanerin 2005 im portugiesischen Urlaubsort Praia da Luz vergewaltigt. Der 43-Jährige ging gegen diese Gerichtsentscheidung vor. Er forderte die Aufhebung des Urteils, weil er ursprünglich auf Grundlage eines Europäischen Haftbefehls für eine andere Straftat an Deutschland ausgeliefert worden war.
Ein Rechtsgutachten eines Generalanwalts am EuGH kam zu dem Ergebnis, dass Das Landgericht Braunschweig den Angeklagten trotzdem im Falle der Vergewaltigung verurteilen durfte, auch wenn er ursprünglich wegen einer anderen Straftat ausgeliefert worden war.
Gegen Christian B. sitzt außerdem gerade noch eine Haftstrafe wegen Drogendelikten ab. Offiziell geht die Haft bis Januar 2021. B. beantragte im Juli vorzeitige Haftentlassung. Das Landgericht Kiel muss nun über seinen Antrag entscheiden.

Maddie McCann verschwand 2007 im Portugalurlaub
Die damals 3-jährige Madeleine „Maddie“ McCann verschwand 2007 aus einer Ferienanlage im portugiesischen Praia da Luz. Der Fall erlangte immer wieder weltweite Aufmerksamkeit durch Kampagnen, die Maddies Eltern, Kate und Gerry McCann starteten, um ihre Tochter zu finden. Zwischenzeitlich gerieten sie sogar selbst in den Fokus der Ermittler
Anfang Juni – 13 Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens – wandten sie die Ermittler dann an die Öffentlichkeit. Um neue Zeugen und Hinweise zu finden, machten sie öffentlich, dass sie Christian B. im Visier hatten. Der heute 43-jährige wird verdächtigt, Maddie damals entführt und ermordet zu haben. Die Staatsanwaltschaft geht nicht davon aus, dass das Mädchen noch am leben ist.
Christian B. wegen Sexualdelikten vorbestraft
Christian B. wurde in der Vergangenheit mehrfach straffällig. Er hat mehrere Vorstrafen wegen Sexualdelikten – auch Kinder waren unter seinen Opfern. Im Moment sitzt er in Kiel eine Strafe ab, die 2011 das Amtsgericht Niebüll gegen ihn verhängte. Dabei ging es um den Handel mit Drogen. Die Haft soll im Frühjahr 2021 enden. Zwischenzeitlich hatte Christian B. einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung gestellt. Den zog er allerdings Ende Juli wieder zurück.
TVNOW-Doku: Der Fall Maddie - haben sie endlich den Richtigen?
Hat die Polizei diesmal endlich den richtigen Tatverdächtigen? Lässt sich der Fall jetzt endlich aufklären? Mehr dazu sehen Sie in der TVNOW-Doku "Der Fall Maddie – haben sie endlich den Richtigen?".