Genug Impfstoff, aber nicht genug Impfwillige
Erstmals mehr Impftermine als Impfwillige - wie geht es jetzt weiter?

Zum ersten Mal gibt es in den kommenden Wochen mehr Impfstoff als Impfwillige. Das schafft ein ganz neues Problem, vor allem mit der Aussicht auf die steigenden Infektionszahlen durch die Delta-Variante und den Herbst.
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Impfkampagne läuft schneller als erwartet
Und plötzlich ging doch alles viel schneller als erwartet. „Bis Ende Juli wird jeder Erwachsene in Deutschland, der geimpft werden will, auch eine erste Impfung erhalten haben können; wenn die Lieferungen so weitergehen, vielleicht noch ein Stück früher“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Samstag in einer Diskussionsrunde.
Am vergangenen Wochenende wurden in NRW die Impftermine für alle über 16-Jährigen freigegeben. Der erwartete Ansturm blieb laut Kassenärztlicher Vereinigung Nordrhein aus. Die 16.000 bereitsgestellten Termine wurden dennoch vergeben. In den kommenden Wochen sollen noch bis zu 220.000 Termine hinzukommen – und das allein in NRW. Bundesweit sollen in der ersten Juniwoche laut Spahn fünf Millionen Impfdosen an die Impfzentren ausgeliefert werden. „Die Größenordnung gab es noch nie“, so Spahn laut DPA.
Mehr als jeder Dritte in Deutschland ist vollständig geimpft, mehr als die Hälfte hat bereits mindestens eine Impfung erhalten.
Die Details zu dieser Grafik können Sie hier nachlesen.
Bekommt man jetzt schneller einen Termin?
Ein Grund für die deutlich gestiegene Verfügbarkeit von Terminen sind die überraschend großen Lieferungen der US-Impfstoffhersteller Moderna und Johnson & Johnson. Statt nur 1,33 Millionen Dosen, will Moderna allein im Juli doch 5,32 Millionen Dosen liefern.
Zusätzlich impfen neben Impfzentren auch Betriebsärzte, Allgmeinmediziner und andere Ärzte weiterhin. Viel schneller als ursprünglich erwartet, wird also auch in Deutschland jeder Impfwillige ein Angebot erhalten haben. Doch damit sind nicht alle geimpft, denn erst dann zeigt sich, wie groß die Zahl der Menschen ist, die sich gegen eine Impfung des Coronavirus entscheidet.
Brauchen auch wir eine Impf-Lotterie als Anreiz?
In anderen Ländern wurde dieser Anreiz schon früher geschaffen. Als in den USA die kritische Zahl der Menschen erreicht wurde, die nicht geimpft werden wollte, kündigte Präsident Joe Biden eine Kampagne an, um mehr Menschen von einer Impfung zu überzeugen. Der Bundesstaat Ohio schuf daraufhin eine Lotterie, in der Geimpfte wöchentlich eine Million US-Dollar gewinnen können.
In Deutschland sind bislang immer wieder Lockerungen für Geimpfte im Gespräch. Doch die steigenden Zahlen der Delta-Variante im In- und Ausland könnten diese gefährden, auch wenn die Corona-Impfstoffe ersten Studien zufolge auch vor dieser Virus-Variante schützen sollen.
Den Vergleich zu den USA sucht Jens Spahn auch in der Schnelligkeit der Impfkampagne und verkündet bei Twitter erstmalig einen Gleichstand bei den Erstimpfungen.
Impfung ist "mächtigstes Werkzeug" gegen die Pandemie
Wichtig ist laut Spahn also auch weiterhin, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen. Impfen sei das „mächtigste Werkzeug“ gegen die Pandemie, sagte auch der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler. „Wir reden von mehr als 80 Prozent der Menschen, die in unserem Land leben“, sagte er auf die Frage, wie viele Menschen geimpft werden müssten. (dpa/lra)
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