Was die Krankheit für die Schwangerschaft bedeutet

Diagnose Epilepsie - Patricia (40) schlug während eines Anfalls sogar ihren Babybauch

Patricia Drescher ist frischgebackene Dreifach-Mama. Als Epileptikerin muss sie besondere Vorkehrungen treffen.
Patricia Drescher ist frischgebackene Dreifach-Mama. Als Epileptikerin muss sie besondere Vorkehrungen treffen.
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von Hannah Nitsche und Jessica Sander

Patricia Drescher hat Epilepsie und immer wieder Anfälle, auch in ihrer Schwangerschaft. Trotzdem ist die 40-Jährige Mutter von drei gesunden Kindern. Das geht nur, weil sie besondere Vorkehrungen trifft, um die Kinder nicht zu gefährden.

Epileptikerin Patricia bekommt plötzlich Krampfanfälle

„Ich fange an zu stottern und dann falle ich um, wie in Ohnmacht und fange an zu krampfen.“ Patricia hat Epilepsie. Ihre Krampfanfälle kommen ganz plötzlich. Ihre Bewegungen dann die 40-Jährige dann nicht mehr kontrollieren. Was für die Hamburgerin alleine schon zur Gefahr werden kann, war ein noch größeres Risiko für ihr ungeborenes Kind: „Ich habe mich wohl noch ins Bett legen können, und hab dann wohl die ganze Zeit immer auf meinen Bauch gehauen. Also man hat es nachher gesehen, an meinem Bauch waren ein paar blaue Flecke, also wie die Fingerabdrücke quasi. Aber es war wohl noch genügend Fruchtwasser da, dass das Baby einfach geschützt hat”, erzählt Patricia im Gespräch mit RTL.

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Psychischer Stress ist der Auslöser

Diese Medikamente nimmt sie jeden Tag, bis zu elf Tabletten.
Diese Medikamente nimmt sie jeden Tag, bis zu elf Tabletten.
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Insgesamt drei epileptische Anfälle muss Patricia in ihrer Schwangerschaft durchleben. Ihr Körper krampft jedes Mal bis zu drei Minuten lang. Im Notfall hilft dann eine Spritze in die Wange. Der Auslöser für so einen Anfall ist bei Patricia ganz klar der Stress: „Bei mir ist es psychischer Stress, da bin ich ganz empfindlich.“ Also entspannt sie sich so oft wie möglich. Nicht schwanger zu werden war trotz der Erkrankung aber keine Option. Auch ihr Arzt hat ihr nie von einer Schwangerschaft abgeraten. „Der Arzt hat nur gesagt, als ich in das Alter kam, wir müssen die Medikamente umstellen, weil die zu starken Missbildungen führen können, aber er hat nie empfohlen, keine Kinder zu bekommen“, so Patricia.

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Im Krankenhaus rund um die Uhr videoüberwacht

Patricia muss Frieda auf dem Boden füttern, damit sie im Falle eines Anfalls, nicht mit der Kleinen stürzt.
Patricia muss Frieda auf dem Boden füttern, damit sie im Falle eines Anfalls, nicht mit der Kleinen stürzt.
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Sie selber hatte auch nie Sorgen deshalb. „Es gibt so viel Krankheiten, wie Diabetes und so, und auch die bekommen alle Kinder und ich komme damit gut zurecht.“ Patricia nimmt täglich bis zu elf Tabletten. Die helfen, den Krampf zu verhindern oder wenigstens abzumildern. Ihre jüngste Tochter Frieda ist jetzt 3 Monate alt. Direkt nach der Geburt wurden Mutter und Kind stationär aufgenommen und rund um die Uhr videoüberwacht. Es sollte sichergestellt werden, dass die Epileptikerin ihr Kind nicht aus Versehen verletzt. Patricia stellte keine Gefahr für ihr Tochter da und durfte schnell mit der Kleinen nach Hause.

Vorkehrungen sind wichtig für die Sicherheit des Kindes

Lebensgefährte Toby ist eine große Hilfe, Er steht nachts auf, wenn Frieda schreit.
Lebensgefährte Toby ist eine große Hilfe. Er steht nachts auf, wenn Frieda schreit, damit Patricia schlafen kann.
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Zuhause musste sie aber trotzdem besondere Vorkehrungen treffen, um ihr Kind, im Falle eines Anfalls, zu schützen: „Ich sitze nicht auf der Couch mit ihr, weil wenn ich auf der Couch mit ihr sitze und sie füttere und krampfe, auch dort kann sie runterfallen.” Die Flasche gibt es also im Babystall auf dem Boden. Und wenn Frieda schreit, dann ist es ihr Lebensgefährte Toby, der nachts aufsteht: „Er ist arbeiten gegangen und er ist nachts aufgestanden und hat ihr die Flasche gegeben und ich habe geschlafen und ich bin ja eigentlich zu Hause. Das muss man erstmals leisten als Mann”, erzählt die 40-Jährige ganz stolz. Das macht er, weil Schlaf besonders wichtig ist für Menschen mit Epilepsie. Ausgeschlafen sind sie weniger krampfanfällig.

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Der Experte rät: “Scharfe Gegenstände wegräumen.”

Frieda ist kerngesund, wie auch die anderen beiden Kinder von Patricia.
Frieda ist kerngesund, wie auch die anderen beiden Kinder von Patricia.
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Verursacht werden diese Krampfanfälle durch eine unkontrollierte Entladung von Nervenzellen im Gehirn. Experten gehen davon aus, dass hier in Deutschland ein Prozent aller Menschen an Epilepsie erkrankt sind. Sollte man den Anfall eines Epileptikers mitbekommen, dann rät Dr. Stefan Stodieck, Chefarzt der Klinik für Epilepsie und Neurologie, "gucken, dass man irgendwie scharfe Gegenstände, Glasscherben aus dem Weg räumt. Bloß nicht, wenn jemand zuckt, ihn festhalten. Vielleicht irgendeine zusammengerollte Jacke unter den Kopf legen, dass nicht der Kopf rhythmisch aufschlägt. Ein Anfall hört in der Regel nach 1-2 Minuten auf."

Und zum Glück können die meisten Betroffenen heute gut damit leben: Dank Medikamenten und moderner Behandlungsmethoden. Auch Patricia sieht ihr Leben absolut positiv: "Ich finde generell, man kann mit dieser Krankheit ein ganz normales Leben führen. Ja, man ist eingeschränkt in manchen Sachen, aber das ist man mit anderen Krankheiten auch." Patricia hat drei gesunde Kinder und ist damit wohl das beste Beispiel, dass man trotz Epilepsie ein ganz normales Familienleben führen kann.

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