Urteil gegen 15-Jährigen erwartet: „Wollen, dass er mit voller Härte bestraft wird!"

Eltern des getöteten Joel: „Feiern am Grab mit ihm Geburtstag"

„Wir wollen Joel sagen, dass wir ihn nicht vergessen haben!“
Joel wäre am Samstag (4. Mai) sieben Jahre alt geworden. Seine Eltern Kathleen K. und Till kommen jeden Tag zu dem Ort, an dem der Junge aus Pragsdorf in Mecklenburg-Vorpommern im September vergangenen Jahres grausam getötet wurde. Heute (30. April) bringen sie ihrem Sohn einen Teddy mit. Sie wollen Joel erzählen, dass er hoffentlich bald Gerechtigkeit erfahren wird. Denn das Urteil gegen seinen mutmaßlichen Mörder soll am Donnerstag gesprochen werden.

Getöteter Joel aus Pragsdorf: Eltern hoffen auf Verurteilung wegen Mordes

17.04.2024, Mecklenburg-Vorpommern, Pragsdorf: An der Stelle, wo der tödlich verletzte sechsjährige Joel im September 2023 gefunden wurde, erinnern Kreuze, Kerzen und Figuren an den Jungen. Ein inzwischen 15-Jähriger ist wegen Totschlags angeklagt und hat teilweise gestanden. Der Prozess vor dem Landgericht in Neubrandenburg wird am 17.04.2024 fortgesetzt. Foto: Bernd Wüstneck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Joel (†6) aus Pragsdorf lag tot im Gebüsch.
bwu, dpa, Bernd Wüstneck

Jeden Abend, wenn sie mit ihrem Hund Gassi geht, kommt Kathleen K. an der Stelle im Wald vorbei, an der Joel am 14. September 2023 sein Leben verlor. Ein damals 14-jähriger Nachbarsjunge soll ihm mehrfach ins Gesicht geschlagen und siebenmal auf ihn eingestochen haben. Im Prozess hat er die Tat am Ende gestanden.

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Dass er wegen Mordes und nicht wegen Totschlags verurteilt wird, ist für Joels Eltern wichtig. Sie wollen Gerechtigkeit und hoffen, dass nach dem Richterspruch „endlich Ruhe einkehrt“, sagt Kathleen K. „Wir wollen, dass er mit voller Härte bestraft wird“. Auch für seine Geschwister sei das wichtig. Sie sollen lernen, dass „böse Dinge“ im Leben Konsequenzen hätten. Joel haben sie am Grab von jedem Prozesstag erzählt, sagen die Eltern. Ihr Sohn solle wissen, dass er niemals vergessen werde.

Eltern von Joel enttäuscht von Prozess: „Fragen nicht beantwortet!"

Den Glauben an das Rechtssystem habe sie „ein Stück weit verloren“, sagt Kathleen K. zu RTL. Der Prozess vor dem Landgericht Neubrandenburg sei ganz anders gelaufen, als die Eltern sich das vorgestellt hätten. „Unsere Fragen wurden leider nicht beantwortet“, beklagten sie sich bereits an einem der vergangenen Prozesstage.

Ihr Vorwurf richtet sich vor allem an den angeklagten 15-Jährigen und dessen spätes Geständnis. „Du hättest am ersten Tag den Mund aufmachen können. Am ersten Tag hättest du gestehen können. Das hast du nicht gemacht. Und dann auch noch eine falsche Fährte legen“, entrüstet sich die trauernde Mutter. Damit bezieht sich auf das Teilgeständnis, das der Jugendliche Anfang April abgelegt hatte, wonach zunächst von einem Mittäter die Rede gewesen war.

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Toter Joel wäre bald sieben geworden: „Eigentlich würden wir zuhause sitzen und eine Tortenschlacht machen"

Dass Joel nur zwei Tage nach dem erwarteten Urteil Geburtstag gefeiert hätte, ist für seine Eltern besonders schwer zu ertragen. „Eigentlich würden wir zuhause sitzen und eine Tortenschlacht machen anstatt hier zu stehen und in den Himmel zu schauen“, sagt Kathleen K. Dennoch will die Familie feiern und für Joel „Raketen zünden“.

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Die Staatsanwaltschaft sieht Mordmerkmale erfüllt und fordert eine Jugendstrafe von acht Jahren. Erst wenn das Urteil gefallen ist, so sagen die Eltern, können sie gemeinsam mit ihren anderen Kindern richtig beginnen, um Joel zu trauern. (sbl)