Bergretter empört über Einsatz in den Alpen

Junge Frau hat Panikattacke während Wanderung - Freund (22): "Was kostet die Rettung?"

Wolfgang Kumm
Das junge Paar zögerte, sich in einer Notlage retten zu lassen - aus Angst vor den Einsatzkosten. Und soll ziemlich frech gewesen sein. (Symbolbild)
picture alliance / dpa

Während seine Freundin gegen ihre Angstattacke kämpfte, löste der Gedanke an eine dicke Rechnung bei IHM Panik aus!
Zwei deutsche Wanderer (21, 22) gerieten in der Nacht auf Freitag in den Tiroler Aplen (Österreich) in Not. Aus Angst vor hohen Kosten sabotieren sie beinahe den Einsatz der Bergretter und erklären sich zum Unfassbaren bereit.

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Der 22-Jährige und die 21 Jahre alte Frau aus Günzburg in Bayern erklommen am Donnerstag den Hinterunnütz-Gipfel in den Brandenberger Alpen, wollten dort sogar übernachten. Über den Vorfall berichtete zunächst die österreichische Kronenzeitung. Als es dunkel wurde, habe die junge Frau plötzlich Panikattacken bekommen.

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Gegen 21 Uhr sah sich der Freund den Angaben zufolge gezwungen, den Notruf zu alarmieren. Verbunden wurde er letztlich mit Sandro Huber, Ortsstellenleiter der Bergrettung Achenkirch, heißt es. Der schildert im Interview mit dem Blatt, wie besonders der 22-Jährige Mann am anderen Ende der Leitung mit der schwierigen Situation umging. „Eine der ersten Fragen, die er mir gestellt hat, war: ,Was würde die Rettungsaktion überhaupt kosten?’ Das war sein Hauptanliegen.“ Danach habe der Mann gemeint, sich zunächst bei seiner Krankenkasse erkundigen zu müssen – wegen der Kostenübernahme. „Dort erreichte er klarerweise niemanden mehr“, so Huber.

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Zu allem Übel zog zu diesem Zeitpunkt auch noch ein Gewitter auf, schildert Sandro Huber in der Kronenzeitung. Er habe dem jungen Mann deutlich gemacht, wie gefährlich es sei, bei dem Naturspektakel auf dem Gipfel zu bleiben. Doch den 22-Jährigen Wanderer überzeugte das offenbar nicht. „Laut seiner Wetter-App würde das Gewitter vorbeiziehen“, beschreibt Huber die prompte Antwort des Mannes.

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Der erfahrene Bergretter habe das allerdings anders gesehen und nicht locker gelassen, damit der Mann seine Prioritäten überdenkt. Die Panikattacken seiner Freundin würden wohl nur schlimmer werden, habe er ihm gesagt.

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Nach längerem Hin und Her am Telefon hätte sich das Pärchen schließlich doch einsichtig gezeigt, meint Huber gegenüber der Kronenzeitung.

Weil wegen der Wetterlage kein Rettungshubschrauber starten konnte und es zu gefährlich gewesen sei, zu dem Paar aufzusteigen, überzeugte der Bergretter die beiden, über einen Wanderweg zu einer Alm selbst abzusteigen.

„Wir holten sie dort ab, organisierten ihnen ein Hotel und brachten sie dorthin“, so Huber gegenüber dem Blatt. Menschen in alpinen Notlagen empfiehlt er, grundsätzlich auf die Empfehlungen der ausgebildeten Rettungskräfte zu hören. So schnell wird er diesen Einsatz wohl nicht vergessen. (lmc)