Unfassbare Details aus Prozess in Dessau-Roßlau

Ehefrau mit Pflanze vergiftet: Ahnungslose Tochter kümmerte sich wochenlang um Stiefvater

Prozess nach Tod von Marlen P. († 63) durch ihren Ehemann.
Marlen Z. († 63) ist von ihrem Ehemann durch Teile der hochgiften Pflanze „Blauer Eisenhut“ getötet worden.
RTL
von Frank Vacik und Gizem Schumann

Er soll seine Ehefrau für eine Affäre getötet haben!
Andreas P. (57) soll seine Frau im April 2023 mit einer hochgiftigen Pflanze getötet haben. Vor dem Landgericht Dessau in Sachsen-Anhalt muss er sich wegen des versuchten und vollendeten Mordes verantworten. Die Tochter der Verstorbenen ist beim Prozess dabei und möchte ihrer Mutter eine Stimme geben.

Teile des hochgiftigen Blauen Eisenhuts ins Essen gemischt

Stefanie H. möchte unbedingt aussagen und beim Prozess am Dienstag die andere Seite beleuchten – vor allem jetzt, wo der Stiefvater die Vorwürfe abstreitet. Dabei gibt es so viele Hinweise darauf, dass er die Tat begangen haben könnte.

Andreas P. aus der Gemeinde Muldestausee im Landkreis Anhalt-Bitterfeld muss alles vorher genau geplant haben: Er mischt damals seiner Ehefrau offenbar Teile der hochgiftigen Pflanze Blauer Eisenhut ins Essen.

Lese-Tipp: Witwe Annika will Welt nach der Germanwings-Katastrophe etwas Positives zurückgeben

Die Dosis ist nicht tödlich, also soll er ihr am nächsten Tag erneut eine große Menge mit einem Joghurt gegeben haben, den die 63-Jährige ahnungslos isst. Sein Plan geht auf: Die dreifache Mutter leidet vermutlich unter Vergiftungserscheinungen. Der Mann lässt sie in ein Krankenhaus bringen, dort fällt sie ins Koma und stirbt.

Playlist 50 Videos

Familie von verstorbener Marlen Z. hofft auf Antworten

Im Klinikum wird zunächst als Todesursache ein Herzinfarkt diagnostiziert. Die Leiche wird eingeäschert. Stefanie H. kümmert sich sogar intensiv um ihren Stiefvater, weil sie davon ausgeht, dass er unter dem Tod seiner Frau sehr leidet.

Der Anruf im September ändert jedoch alles. „Der Umbruch kam tatsächlich erst, nachdem unsere Mandanten von dem Vorwurf eines Tötungsdeliktes erfahren haben. Zuvor war immer ein guter Kontakt, es gab auch gemeinsame Familienurlaube“, sagte Jella von Wiarda zu RTL. Die Anwältin von Stefanie H. erklärt auch, dass die Familie vor allem auf Antworten während des Prozesses hofft, die bisher völlig offen sind. „Sie erhoffen sich zumindest, dass es hier zu einem Ergebnis kommen wird. Dass die ganzen Tatumstände aufgeklärt werden können.“

Nachrichten, die du brauchst. Geschichten, die dich packen. Infos, die dich weiterbringen. Ein Blick auf RTL.de – und du kannst immer mitreden.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Affäre von Andreas P. sitzt auch auf Anklagebank

Todesursache war nach Einschätzung eines medizinischen Gutachters mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Aconitin-Vergiftung. „Die Ermittlungen sind erst einige Wochen später in Gang gekommen und zwar auf den Hinweis einer Bekannten der Angeklagten. Ihr gegenüber müssen entsprechende Andeutungen gefallen sein“, so Frank Straube vom Landgericht Dessau-Roßlau im Interview mit RTL. Andreas P. sitzt seit September 2023 in Untersuchungshaft.

Lese-Tipp: Sie tötete Luise (†12) aus Freudenberg – und suchte Trost bei ihrer Katze

Die Geliebte des Angeklagten ist wegen versuchter Nötigung und Nichtanzeige einer geplanten Straftat angeklagt worden. Mit Andrea L. hatte der Angeklagte eine länger andauernde Affäre. Das soll auch der Auslöser für die schreckliche Tat gewesen sein. Mehrmals soll sie Andreas P. gedrängt haben, sich zwischen ihr und seiner Frau zu entscheiden. Zuletzt habe sie ihm sogar damit gedroht, ihn bloßzustellen.

Lese-Tipp: Vergiftete Pausenbrote, Nudelsuppen und Getränke - 5 spektakuläre Morde und Mordversuche durch Gift

Chatnachrichten zwischen beiden Angeklagten sollen den Giftmord belegen, was laut Andreas P. nur Spaß gewesen sein soll. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 57-Jährige nur keinen Unterhalt zahlen wollte, wenn es zu einer Scheidung gekommen wäre. „Im Falle einer Verurteilung hat der Angeklagte mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe zu rechnen“, so Frank Straube vom Landgericht. Andrea L. drohe eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe.