Doppelmordprozess von DelmenhorstNach brutalem Tod seiner Schwester: Said Ibrahim will sich für Opfer einsetzen

Said Ibrahims jüngere Schwester wurde aus Eifersucht getötet. Die 27-Jährige hinterlässt drei Kinder. Ihr Bruder möchte sich jetzt dafür einsetzen, dass Frauen vor Männern, wie dem Angeklagten Barzan H., geschützt werden.
Die Tochter musste alles mit ansehen
Am 3.Oktober 2021 soll Barzan H. als erstes einen 23-jährigen in einer Sportsbar in Delmenhorst mit mehreren Messerstichen getötet haben. Er dachte offenbar, es wäre der Liebhaber seiner Frau, die er nach jesidischem Recht geheiratete hatte. Eine Affäre hat es aber nie gegeben. Anschließend fuhr er zu der 27-Jährigen und stach auf sie ein - im Beisein der gemeinsamen achtjährigen Tochter. Die Frau starb zwei Tage später im Krankenhaus. Der Iraker Barzan H. gestand beim Prozessauftakt die Tat. Sechs Männer sollen bei dem Eifersuchts-Mord geholfen haben.
"Ich sehe mich dafür verantwortlich"
Said Ibrahims ist Nebenkläger in dem Doppelmordprozess. Ein Urteil gab es heute wie erwartet nicht. Am Rande des Prozesses sagt er: „Mein Leben hat sich sehr verändert, ohne meine kleine Schwester. Es ist nichts mehr so wie es mal war. Wir versuchen als Familie weiter zu machen für ihre Kinder und wir versuchen stark zu bleiben.“ Die drei Kinder seiner Schwester leben seit der Tat bei ihm. Der Angeklagte Barzan H. hat viel Leid über seine Familie gebracht, trotzdem wünscht sich Said Ibrahim keine Rache, sondern ein gerechtes Urteil auf Basis des Rechtsstaates. Aber er will auch anderen so ein Leid ersparen. „Ich bin aktuell dabei einen Verein zu gründen für Frauen die in einer ähnlichen Situation stecken wie meine Schwester, oder wie viele andere Frauen. Die man dabei unterstützen kann, die man eventuell retten kann vor so einer schrecklichen Tat.“
Said Ibrahim denkt bei seiner Idee aber auch noch ein Stück weiter: „Nicht nur Frauen, auch Männer, mit denen man darüber sprechen kann, die evtl. auch kurz davor sind so einen Tat zu begehen, dass man sie eventuell aufhält“. Zu seiner Motivation sagt Ibrahim: „Ich sehe mich einfach dafür verantwortlich, mich dafür einzusetzen damit anderen Frauen nicht das selbe passiert, wie meiner Schwester und damit andere Kinder nicht das selbe Schicksal haben wie meine Neffen und Nichten.“
Barzan H. sagt erneut aus
Der Angeklagte Barzan H. hat heute eingewilligt sich beim nächsten Verhandlungstag von einem psychiatrischen Gutachter erneut befragen zu lassen.Der Prozess soll Mitte Mai weiter gehen. Bei der Verhandlung vor dem Landgericht Oldenburg war zuvor die Frage erörtert worden, ob der Iraker die Tat möglicherweise im Wahn ausgeübt habe. Sollte das der Fall sein, könnte eine verminderte Schuldfähigkeit vorliegen, sagte ein Gerichtssprecher.