Trotz Mangel an Blutkonserven

Warum Homosexuelle noch immer nur eingeschränkt Blutspenden dürfen

Warum Homosexuelle noch immer nur eingeschränkt Blutspenden Trotz Mangel an Blutkonserven
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Trotz Mangel an Blutkonserven
Warum Homosexuelle noch immer nur eingeschränkt Blutspenden

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Nicht nur die Sommerferien neigen sich dem Ende zu, sondern auch die Blutreserven. Der Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen warnt: Besonders bei Hitze und in den Ferien geben weniger Freiwillige ihr Blut ab und der Bedarf an Blutspenden steigt. Da sollte es doch jedem jederzeit möglich sein, zur Blutspende zu gehen – doch nicht für Homosexuelle. Denn für sie besteht noch immer eine Sonderregelung.

Nicht jede Spende zählt

Statistisch gesehen braucht tatsächlich jeder Dritte einmal im Leben eine Blutspende. Doch nur 3,5 Prozent der Deutschen spenden. Besonders in den warmen Sommermonaten fehlt es dann an Blutreserven und Vereine wie das DRK sind dankbar für jeden Tropfen Blut – fast. Denn für homosexuelle Männer gilt seit dem 24. September 2021 eine besondere Regelung.

Lese-Tipp: DRK ruft dringend zu Blutspenden auf

Blutspenden ist nur erlaubt, wenn sie seit vier Monaten in einer festen Beziehung sind. Wer mit wechselnden Partnern schläft, wird ausgeschlossen. Diskriminierend findet das die Frankfurter Aidshilfe: "Das trifft die Menschen einfach sehr persönlich, weil sie wegen einer Eigenschaft ausgeschlossen werden, die sie nicht ändern können. Da schwingt auch ein moralische Wertung mit, die sehr verletzend ist", so Björn Beck, Vorstand Deutsche Aidshilfe.

Björn Beck von der Frankfurter Aidshilfe findet, dass die aktuelle Regelung für Blutspenden sehr verletzend gegenüber Homosexuellen ist.
Björn Beck von der Frankfurter Aidshilfe findet, dass die aktuelle Regelung für Blutspenden sehr verletzend gegenüber Homosexuellen ist.
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Wo liegt das Problem?

Bei Heterosexuellen sieht die Situation anders aus. Hier werden lediglich diejenigen ausgeschlossen, die wechselnde Partner haben. Die Unterscheidung zwischen hetero- und homosexuellen Spendern geht auf die 80er-Jahre zurück. "Damals in der HIV-Hochzeit in den 80ern war das ein großes Thema, die Untersuchungstechniken des Blutes waren auch nicht so gut. Mittlerweile sind die Testmöglichkeiten besser. Wer spendet, wird getestet“, sagt Dr. Christoph Specht, Medizinjournalist.

Die Sorge: HIV-Erkrankungen könnten nicht erkannt werden, obwohl die Spender infiziert sind. Das liegt daran, dass die Tests nicht zu 100 Prozent sicher sind, etwa wenn der Spender frisch infiziert ist - das sogenannte diagnostische Fenster.

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Sie fordern eine Reform!

Besonders in den Sommermonaten ist es keine leichte Entscheidung, freiwillige Spender abzuweisen. "Die Grundintention einer Spende ist eine gute, auf der anderen Seite müssen wir aber schauen, dass wir die Sicherheit der Präparate gewährleisten und da müssen wir uns auf die Vorgaben der Wissenschaft verlassen und auf die Regularien, die von der Wissenschaft und der Politik vorgegeben werden", so Patrick Nohe, Sprecher des DRK Blutspendedienstes.

Die Aidshilfe fordert eine Reform der Ausschlusskriterien, damit spendewillige anderen Menschen helfen können. (hdi/xsh)