Warum es sich jetzt lohnt, Handwerker zu werden
"Die junge Generation kann nicht mehr anpacken" - Handwerk fehlen tausende Fachkräfte
Heizung, Wasserrohre oder einfach die Spülmaschine – im Haushalt ist der Verschleiß groß. Aber was tun, wenn Geräte kaputt gehen? Denn einen Termin beim Handwerker zu bekommen ist nahezu unmöglich – oder dauert gar Wochen bis Monate.
Das Problem ist, dem Handwerk fehlen die Mitarbeiter. Doch der Blick auf die Ausbildungsquoten zeigt: In den kommenden Jahren werden zu wenig Fachkräfte ausgebildet. Das hat viele Gründe. „Die junge Generation kann nicht mehr anpacken“, klagt zum Beispiel Maler-Meister Thomas Thümmel. Wieso er die Suche nach Auszubildenden längst aufgegeben, sehen Sie im Video. Aber es gibt auch andere Gründe.
Handwerk fehlen tausende Azubis - alle wollen studieren
Gerade wenn Zuhause etwas kaputt geht, sind alle Handwerker beschäftigt. Die Auftragsbücher der meisten Unternehmen sind rappelvoll. Auch Thomas Thümmel hat alle Hände voll zu tun. Trotzdem sucht er für seinen Malerbetrieb keine Auszubildenden mehr – aber wieso?
„Die junge Generation wird Zuhause immer mehr in Watte gepackt und die Selbstständigkeit geht verloren. Die können nicht mehr anpacken“, so seine drastische Erklärung.
Doch auch der schlechte Ruf hängt der Branche nach. Da können oft weder Bezahlung über Mindestlohn noch Weihnachts- und Urlaubsgeld nachhelfen. Im Gegenteil: Das Handwerk wird immer unbeliebter. Während 2017 nur etwa 16.000 Ausbildungsplätze unbesetzt blieben, sind es heute 68.000 Stellen.
„Mehr als die Hälfte aller Schulabgänger will erstmal studieren. Das nimmt eine Menge Potenzial weg“, erklärt Jürgen Wittke von der Handwerkskammer Berlin.
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Fachkräfte im Handwerk gesucht - "krisensichere Jobs"
Die Konsequenz: Die Verbraucher finden keine Handwerker mehr – oder müssen tief in die Tasche greifen. Doch nicht nur die Haushalte trifft der Fachkräftemangel, auch die Ziele der Politik geraten in weite Ferne. Denn eigentlich will die Ampel-Koalition jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen schaffen. Aber wer soll das umsetzen?
„Die Menschen, die sich heute für das Handwerk entscheiden, haben eine Riesen-Bandbreite an Berufsfeldern – und sie haben krisensichere Jobs. Sie werden nicht arbeitslos“, sagt Franziska Giffey, Bürgermeisterin von Berlin.
Die hohe Sicherheit könnte jedenfalls für einige junge Menschen ein Argument für das Handwerk sein. Denn die Aufträge werden nicht weniger, wie auch bei Maler-Meister Thümmel. (jaw)