Häufiger diagnostiziert bei Covid-19
Forscher untersuchen Diabetes-Effekt: Löst Corona die Krankheit öfter aus?

Was ist da los? Schon zu Beginn der Pandemie stand die Frage im Raum, inwiefern das Coronavirus häufiger Diabetes Mellitus auslöst. Aktuell sind Mediziner den verschiedenen Mechanismen auf den Grund gegangen, die das Auftreten einer Diabetes mellitus bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 zeigen. Der genaue Zusammenhang wird noch erforscht. Klar ist laut den Medizinern aber jetzt schon: Diabetes wurde nach einer Infektion mit dem Coronavirus häufiger festgestellt.
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Diabetes nach Covid-19-Erkrankung öfter diagnostiziert: Warum?
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen nun prüfen, ob der Diabetes-Effekt von SARS-CoV-2 klinisch plausibel ist, erklärt Francesco Rubino, Chirurg am King's College London beim Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft.
Um deutliche Zusammenhänge zwischen COVID-19 und Diabetes mellitus genau analysieren zu können, haben die Forschenden bereits 2020 eine Registrierungsplattform namens „CoviDIAB“ ins Leben gerufen. Denn bereits damals fiel laut „ärzteblatt.de“ auf, dass ein Diabetes mellitus nach einer Corona-Infektion häufiger erstdiagnostiziert wurde.
Diabetes-Effekt: Aktuelle Untersuchung mit 900 Fällen - teilweise schwere metabolische Störungen
Für die aktuelle Untersuchung haben 65 Kliniker aus 27 Ländern aktuell knapp 900 Fälle zusammengetragen. Neben erstdiagnostizierten Diabeteserkrankungen beinhalte das große Register auch einige Fälle von schweren metabolischen Störungen bei einem bereits vorhandenen Diabetes, der im Zusammenhang mit dem Coronavirus aufgetreten sei. Von einem metabolischen Syndrom spricht man dann, wenn mehrere Erkrankungen oder Symptome zum gleichen Zeitpunkt auftreten. Also zum Beispiel: Übergewicht, Bluthochdruck sowie Zucker- und Fettstoffwechselstörungen.
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Kinder und Jugendliche nach Covid-19-Erkrankung eher an Diabetes erkrankt
Laut den Medizinern seien sowohl Kinder, als auch Jugendliche und Erwachsene nach einer Corona-Infektion eher an einem Diabetes mellitus Typ 1 oder 2 erkrankt, als Personen ohne COVID-19 oder ähnliche Atemwegs-Infektionskrankheiten. Das zeigen beispielsweise Daten aus dem „Mortality Weekly Report“, erläutern die Mediziner.
Spielt der Lockdown auch eine Rolle? – Mediziner rätseln über genaue Diabetes-Ursache
Trotz der bisherigen Daten der Ärzte bleibt weiterhin die Frage offen, was die genaue Ursache für die Diabetes-Fälle sein könnte. So habe die Pandemie selbst mit dem Lockdown und dem damit einhergehenden Übergewicht bereits einen Effekt auf Diabetes-Neuerkrankungen, erläuterte Chrirurg Francesco Rubino dazu.
Ein weiterer indirekter Effekt, der nicht auf das Virus selbst zurückzuführen sei, könnte durch die medikamentöse Behandlung von COVID-19 entstanden sein. Außerdem könnte ein bereits bestehender Diabetes bei einem stationären Aufenthalt gegebenenfalls zwar neu diagnostiziert, aber nicht neu aufgetreten sein.
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Im Video: Millionen leiden an der Krankheit Diabetes
Diabetes: Neu aufgetreten, oder neu festgestellt? Forscher nehmen Fälle genau unter die Lupe
Aus diesem Grund wollen die Forschenden nun zwischen dem sogenannten neu diagnostizierten Diabetes („Newly Diagnosed Diabetes“) und neu aufgetretener Diabetes („True New Onset Diabetes“) klar unterscheiden.
„Wir wollen sicherstellen, dass es sich um einen echten Diabetes handelt und nicht um eine temporäre Hyperglykämie (Überzuckerung),“ so Rubino. Tatsächlich haben Forschende das Virus bereits in der Bauchspeicheldrüse nachweisen können. Sowohl in Analysen bei Verstorbenen als auch im Pankreasgewebe bei gesunden Spendern.
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Studien: Covid-19 befällt bestimmte Zellen in der Bauchspeicheldrüse
Laut den Wissenschaftlern weisen einige Studienergebnisse darauf hin, dass das Coronavirus bestimmte Zellen der Bauchspeicheldrüse befällt, dadurch die Insulin-Produktion senkt und damit einen Untergang der infizierten Zellen auslöse. Da sich das Virus in verschiedensten Organen befinden könnte, sei es wahrscheinlich, dass eine SARS-CoV-2-Infektion auch über andere Mechanismen Diabetes auslöse, so Rubino. Ein befallener Magen-Darm-Trakt könne auch den Glukose-Stoffwechsel beeinflussen. (mjä)