Studie belegt hohen Anstieg von psychischen Erkrankungen nach Corona-Infektion
Corona-Spätfolgen: Depression und Angststörungen
Studie legt nahe: Anstieg von psychischen Erkrankungen nach Corona-Infektion
Laut RKI haben sich bislang etwa 2.700.200 Menschen in Deutschland von einer Corona-Infektion erholt. Doch sind sie danach auch wirklich ganz gesund? Eine vor kurzem erschienene britische Studie hat sogenannte Long-Covid Fälle untersucht und festgestellt: Wer sich mit Corona infiziert, hat anscheinend ein höheres Risiko, an Depressionen oder anderen psychischen Störungen zu erkranken.
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Corona-Spätfolgen: Angststörungen und Schlaflosigkeit
Die breit angelegte Studie britischer Wissenschaftler ist im Fachjournal „The Lancet Psychiatry“ erschienen. Demnach leiden mehr als ein Drittel aller Covid-19-Patienten noch mindestens sechs Monate nach der Infektion unter neurologischen oder psychischen Spätfolgen. Besonders häufig: Angststörungen, Stimmungsschwankungen und Schlaflosigkeit. Für die Studie analysierten die Forscher der Universität Oxford Daten von rund 236.000 Covid-Patienten, die über einen Zeitraum von sechs Monaten gesammelt worden waren. Dabei zeigte sich: Wer an Covid-19 erkrankt, zeigt ein bis zu 44 Prozent höheres Risiko für neurologische und psychiatrische Erkrankungen, als Patienten mit beispielsweise einer Grippe. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Hirnerkrankungen und psychiatrische Störungen nach Covid-19 häufiger auftreten als nach der Grippe oder anderen Atemwegsinfektionen“, berichtet Max Taquet, Mitautor der Studie. Die genauen Gründe dafür seien allerdings noch unklar.
Therapeutin will aufrütteln
Eine Zunahme dieser Krankheitsbilder beobachtet auch Gudrun Mehring in ihrer Praxis. Sie ist Logotherapeutin im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn. Die Logotherapie ist eine kognitive Verhaltenstherapie, Therapeuten behandeln Hilfesuchende individuell und sinnorientiert. Gegenüber RTL.de berichtet Mehring, dass die psychischen Folgen wie Depressionen, Angststörungen und andere – teils sehr unterschiedliche – Phänomene, die Betroffenen erheblich in ihrem Alltag beeinträchtigen. So hätten die Patienten "keine Lebenslust, keinen Antrieb, sind weinerlich und verzweifelt, wollen oft niemanden mehr sehen und fühlen sich seelisch kraftlos". Viele litten zudem unter Störungen wie z.B. Angst vor verschlossenen Räumen oder unter Panikattacken.
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Gefährliche Sorglosigkeit gerade bei jüngeren Menschen
Die Logotherapeutin beobachtet besonders eine Zunahme von jüngeren Patienten. Kamen früher vermehrt ältere Menschen in ihre Praxis, so kommen heute auch junge Männer und Frauen im Alter von 20 – 30 Jahren zu ihr. Die meisten haben gemeinsam, dass sie in den vergangenen Monaten eine Corona-Infektion hatten. Eine dieser jüngeren Patientinnen, gerade erst Mitte 20, konnte nicht mehr Auto fahren. Die junge Frau hatte Angst vorm Einschlafen und konnte nicht mehr alleine unter die Dusche gehen. Mehring: "Junge Leute gehen oft völlig unbeschwert mit Covid um. Viele sind der Meinung, wir sind jung, uns passiert schon nichts". Die Psychologin appelliert deshalb vor allem an die junge Generation: "Passt trotzdem auf!". Denn "man weiß noch gar nicht, mit welchen Folgen man noch rechnen kann oder muss".
Erst kürzlich rief ein Firmenchef sie hilfesuchend an. Er hatte bei einer seiner jüngeren Mitarbeiterinnen ganz ähnliche Symptome festgestellt: Angststörungen, psychischer Zusammenbruch, Weinkrämpfe. Auch diese junge Frau hatte vor einigen Monaten eine Corona-Infektion.
Was also rät die Therapeutin Menschen, die ähnliches bei sich beobachten: „Sofort professionelle Hilfe suchen, gehen Sie sofort zum Arzt oder suchen Sie einen Therapeuten auf.“ Um solche Erkrankungen von vornherein auszuschließen, rät sie zur Prävention und sich auf jeden Fall impfen zu lassen: „So schlimm kann die Impfung gar nicht sein, wie die Spätfolgen einer Corona-Infektion, wenn man sich nicht impfen lässt.“
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