Entscheidungshilfen für Eltern
Fünf wichtige Fragen: Sollte ich mein Kind gegen Corona impfen lassen?

Ein Beschluss des Impfgipfels am Donnerstagnachmittag lässt Eltern aufhorchen: Ab dem 7. Juni können auch Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren gegen das Coronavirus geimpft werden – sofern der Impfstoff von Biontech bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA die Zulassung für die Altersgruppe erhält. Schon am Freitag könnte die Entscheidung der Behörde fallen. Und dann müssen Eltern individuell entscheiden, ob sie ihr Kind impfen lassen. Welche Fragen bei dieser Entscheidung helfen, zeigen wir hier.
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1. Hat mein Kind relevante Vorerkrankungen?
Wie auch bei Erwachsenen erhöhen Vorerkrankungen wie Asthma, Autoimmunerkrankungen oder Diabetes das Risiko, einen schweren Covid-19-Verlauf zu erleiden auch bei Kindern. Hier müssen Eltern gemeinsam mit dem Kinder- oder Hausarzt eine Risikoabwägung durchführen. Überwiegt der Nutzen einer Impfung das Risiko durch die Vorerkrankung? Dann kann der Mediziner eine Empfehlung aussprechen.
2. Gibt es klinische Studien über die Impfstoff-Verträglichkeit bei Kindern?
Ja, es laufen bereits klinische Studien, die die Verträglichkeit des Biontech-Impfstoffs „Comirnaty“ bei Kindern in der Altersgruppe 12 bis 15 Jahre untersucht. In dieser Studie traten bislang keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auf, zitiert eine Datenauswertung der Universität Witten-Herdecke. Auch Kinder ab 6 Jahren nehmen bereits an einer weiteren Studie teil, Daten gibt es allerdings noch nicht.
3. Nutzt die Impfung meinem Kind – auch abseits einer Corona-Infektion?
Mediziner des Deutschen Ärztetags machen auf die Wichtigkeit der Corona-Impfung von Kindern auch im sozialen Kontext aufmerksam. Besonders hoch anzurechnen sei das Recht auf Bildung, dass durch eine möglichst baldige Rückkehr zum flächendeckenden Präsenzunterricht gewährleistet werde. Aber auch die Familie profitiert durch umfangreiche Freiheiten im Alltag von einer Impfung aller Familienmitglieder. So könne sich das sowohl auf die Möglichkeit von Urlaubsreisen ohne Quarantäne auswirken, als auch auf Lockerungen im Alltag.
4. Wie hoch ist das Risiko meines Kindes schwer an Corona zu erkranken?
Generell erkranken Kinder seltener schwer am Coronavirus als Erwachsene. Auch eine stationäre Behandlung ist selten. Laut Zahlen der Untersuchung der Universität Witten-Herdecke mussten von 14 Millionen Kindern in Deutschland insgesamt, nur ungefähr 1200 im Krankenhaus wegen einer Coronainfektion behandelt werden. Zahlen, wie viele der 14 Millionen Kinder mit dem Coronavirus infiziert waren, liefert die Studie nicht. Die bislang bekannten Folgeschäden sind laut der Wissenschaftler dennoch bekannt. Kinder können Long-Covid-Symptome zeigen und auch an PIMS (Paediatric Inflammatory Multisystem Syndroms) erkranken.
5. Kann mein Kind ohne Impfung zum Superspreader werden?
Zwar gab es immer wieder Stimmen, die behauptet haben, dass infizierte Kinder zu Superspreadern geworden sind, wirklich belegen lässt sich das aber nicht. Kinder haben durch die Schule und ihr Freizeitleben tendenziell viele soziale Kontakte. Der Gedanke, dass sie das Virus dadurch an besonders viele Menschen weitergeben, lässt sich demnach aber nicht beweisen.
Dr. Georg Christian Zinn, Direktor Hygienezentrum Bioscientia, sagt dazu: „Es ist wichtig das zu machen, aus zwei Gründen: Wir werden ohne die Impfung der Kinder, das sind in Deutschland bis zu 14 Millionen, eine Herdenimmunität nur sehr schwer kriegen. Und auch der normale Schulbetrieb wird ohne geimpfte Kinder nur schwer möglich sein, allein schon um Lehrer zu schützen.“
Die Studie unterscheidet hier aber auf Basis klinischer Daten zwischen Kindern und Jugendlichen. Denn letztere geben das Virus deutlich häufiger weiter als Kinder. Die Wissenschaftler erwarten daher von einer Impfung von Kindern einen positiven Effekt auf die Infektionszahlen der gesamten Bevölkerung. (lra)
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