Sind die Infektionszahlen eigentlich viel höher, als wir denken?
Corona-Experte: Die Wahrheit hinter der sinkenden Inzidenz

Auch wenn sie täglich leicht schwanken, die Tendenz bei den Corona-Infektionszahlen steht auf Sinkflug. Doch liegt das einfach nur am Frühling, der um die Ecken schleicht, oder kann das noch andere Gründe haben? Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor Hygienezentrum Bioscientia, hat uns seine Einschätzung gegeben.
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1. Grund: Überlastete Testzentren
Zwar liegt die 7-Tage-Inzidenz laut Robert Koch-Institut (RKI) momentan bei 1.044,7 (Stand 13.04) und ist damit im Vergleich zur Vorwoche (1.406,8) deutlich niedriger. Doch die sinkenden Zahlen sind nicht zwangsläufig auf Sommer, Sonne, Sonnenschein zurückzuführen, sondern können auch andere Gründe haben.
Da wären zum einen die überlasteten Testzentren. Das Bayrische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit erklärt so gegenüber der Augsburger Allgemeinen Zeitung: "Aufgrund der sehr hohen Fallzahlen im Zuge der Omikron-Welle und der damit einhergehenden Überlastung der Gesundheitsämter ist derzeit von einem aktuell stärkeren Meldeverzug bei den Meldezahlen sowie größeren Schwankungen (…) auszugehen." Das bestätigt auch Dr. Zinn im Gespräch mit RTL: „Wir haben gerade aufgrund der fehlenden Tests eine Situation wie letztes Weihnachten, wo wir nicht sagen können, wie hoch die tatsächliche Infektionsrate ist.“
2. Grund: Weniger Tests
Damit nennt der Hygieniker sogleich den zweiten Grund für die sinkenden Inzidenzen: die Tests. Denn seitdem die Testpflicht zunehmend entfällt, testen sich die Menschen auch weniger. Das zeigen unter anderem die Testzahlen des RKI. So wurden in der 12. Kalenderwoche etwa 2.300.000 Tests durchgeführt, in der Woche darauf waren es nur noch 1.940.000. Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor und auch nicht jedes Testzentrum meldet seine Zahlen dem RKI, dennoch zeigt sich hier ein deutlicher Rückgang.
„Wir haben eine Dunkelziffer“, erklärt Zinn, vor allem, weil es an PCR-Tests mangle und viele auf Selbst- und Schnelltests umsteigen. „Doch nicht jeder Schnelltest wird gemeldet“, so der Hygieniker. Heißt: Wer sich zu Hause selbst testet und positiv ist, sich das Ergebnis aber nicht von einer offiziellen Teststelle bestätigen lässt – und die muss das Ergebnis melden –, fällt durch das Raster. Zinn hofft jedoch, dass die Zahlen spätestens nach Ostern aufgearbeitet sind. (jbü)
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