Liegt's an Omikron? Experten klären auf
Nach Infektion: Warum der Corona-Test einfach nicht negativ wird

Vielleicht haben Sie es schon im Bekanntenkreis erlebt oder kennen es aus eigener Erfahrung: Die Berichte darüber, dass Corona-Tests auch viele Tage nach einer Infektion einfach nicht negativ werden wollen – sogar wenn sich der Infizierte schon längst wieder fit fühlt – scheinen sich zu mehren. Wie lässt sich dieses Phänomen erklären? Laut Experten gibt es dafür sogar gleich mehrere mögliche Gründe.
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Omikron
„Omikron, das weiß man, produziert relativ viele Viren. Und es produziert sie im Nasen-Rachen-Raum“, erklärt der Mediziner Dr. Christoph Specht im RTL-Interview. Das sei auch der Grund, warum die aktuell am weitesten verbreitete Corona-Mutante weniger krankmachend sei als ihre Vorgänger. „Delta hat sich hauptsächlich in den tiefen Lungenabschnitten vermehrt und deswegen auch mehr schwere Symptome bewirkt“, sagt Specht.
Die hohe Virenmenge in den oberen Atemwegen bei einer Omikron-Infektion habe den Nebeneffekt, dass beim Abstrich im Nasen-Rachen-Bereich auch nach längerer Zeit noch Virus zu finden sei, klärt der Allgemeinarzt auf.
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Das Virus hinterlässt Spuren
Auch PCR-Tests könnten nach einer Infektion noch wochenlang ein positives Ergebnis liefern, sagt die Virologin Sandra Ciesek. Dies sei bekannt und werde sehr häufig beobachtet, stellt die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt im dpa-Interview fest.
Der Grund dafür sei, dass die PCR "eine sehr sensitive Technik" habe. "Es können also oft noch Rest-Mengen vom Erbgut des Virus nachgewiesen werden, auch wenn die Infektion eigentlich schon längst überstanden ist." So könne es auch passieren, dass ein PCR-Test negativ ausfalle, ein folgender Test dann aber noch einmal ein schwaches Ergebnis liefere. Man müsse diese schwachen Ergebnisse dann interpretieren: "Ist die Virusmenge gering und eine Infektion bekanntermaßen abgelaufen, kann man in der Regel davon ausgehen, dass man trotz der schwach positiven PCR nicht mehr ansteckend ist", erklärt Sandra Ciesek weiter.
So erging es auch RTL-Reporter Timo Latsch: Er konnte sich freitesten trotz weiterhin „positivem“ PCR-Test – weil er nicht mehr ansteckend war. Dies konnte das zuständige Gesundheitsamt am sogenannten Ct-Wert erkennen, der bei einem PCR-Test immer mit angegeben wird. Ist der Ct-Wert höher als 30, besteht im Allgemeinen keine Ansteckungsgefahr mehr. Bei Timo Latsch lag der Wert bei 34,8.
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Falsch positives Ergebnis
Ein weiterer Grund, warum der Test auch viele Tage nach der ursprünglichen Corona-Infektion noch positiv sein kann, könne schlichtweg ein falsch positives Ergebnis sein, gibt Specht zu bedenken.
Bereits im Dezember 2021 hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) insgesamt 245 Schnelltests überprüft und festgestellt: 46 der getesteten Produkte sind nicht zuverlässig genug. Dennoch dürfen sie weiter verkauft werden. Hat ein Corona-Test eine mangelhafte Qualität, macht das auch falsch positive Ergebnisse wahrscheinlicher. Welche sechs Corona-Schelltests am zuverlässigsten sind, lesen Sie hier.
Auch wenn Schnelltests für zu Hause bereits seit einiger Zeit zu unserem Alltag dazugehören und wir unfreiwillig Corona-Test-"Profis" geworden sind: Vor allem bei Antigen-Selbsttests können Fehler bei der Durchführung schnell zu falschen Ergebnissen führen. Was Sie bei der Abstrich-Abnahme beachten sollten und welche drei Fehler dabei am häufigsten passieren, lesen Sie hier.
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Gefühlte Dauer durch Möglichkeit zum Freitesten länger
Der Eindruck, dass der Corona-Test scheinbar einfach nicht negativ werden will, könne aber auch auf einem psychologischen Effekt beruhen, vermutet Dr. Christoph Specht weiterhin. „Da hat man seine Symptome schon überstanden, ist aber noch infektiös“, so Specht. Das könne auf Erkrankte irritierend wirken, gerade jetzt, bei der milderen Omikron-Variante. Die Tatsache, dass man sich mittlerweile bereits nach sieben Tagen freitesten kann, verstärke den Effekt noch. Denn wer sich wieder fit fühlt, möchte die Quarantäne gerne so früh wie möglich beenden.