Keine Betten frei in Berliner Klinikum

Ausnahmezustand in der Charité! Rentner (71) muss 48 Stunden auf Pritsche liegen

Shot of a senior woman in a wheelchair looking thoughtfully out of a window at home
Der 71-jährigen Rentner Raimund M. musste fast sechs Stunden im Rollstuhl auf dem Gang der Notaufnahme warten, später landete er auf einer Pritsche (Foto: Symbolbild)
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von Marylin Müller

Die Lage in deutschen Kliniken ist ernst, auch die Berliner Charité hat mit vielen Patienten, wenig Personal und Bettenmangel zu kämpfen. Besonders dramatisch war dies für einen 71-jährigen Rentner: Raimund M. musste fast sechs Stunden im Rollstuhl auf dem Gang der Notaufnahme warten. Zwei Tage später lag er immer noch auf einer Pritsche in einem Behandlungszimmer der Rettungsstelle, bis er endlich ein Bett auf einer Station bekam.

Covid, Demenz, Augenentzündung und Co.

48 Stunden, die für Rentner Raimund M. aus Hermsdorf ein Albtraum gewesen sein müssen, er ist im Anfangsstadium einer Demenz. Die ist allerdings nicht der Grund für seinen ungeplanten Krankenhausaufenthalt: Der 71-Jährige stürzt auf seinem Balkon, liegt offenbar rund zwei Stunden auf seinem Balkon, berichtet die B.Z. Angehörige bringen ihn zunächst in das Dominikus-Krankenhaus. Schon hier heißt es: keine Betten frei! Nach einer Untersuchung wird Raimund M. wieder mit dem Krankentransport nach Hause gebracht.

Doch er stürzt wieder, muss erneut in ein Krankenhaus. Seine 41-jährige Tochter Jasmin S. bringt ihn in die Notaufnahme der Charité. Gegenüber der B.Z. sagt sie, dass sein Zustand äußerst schlecht gewesen sei: „Mein Vater konnte nur noch mühsam atmen, wirkte apathisch. Er hatte Hämatome und Schmerzen am Rücken und am Rippenbogen, das Auge war entzündet, er konnte kein Urin abgeben. Die Nahrungsaufnahme hatte er eingestellt.“

Nach vierstündiger Wartezeit in der Rettungsstelle ist er endlich an der Reihe. Doch als ob nicht alles schon schlimm genug wäre, fällt sein Corona-Schnelltest auch noch positiv aus.

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48 Stunden Pritsche statt Krankenhausbett

Sechs Stunden wartet Raimund M. auf einem Rollstuhl im Gang darauf, endlich auf eine Station verlegt zu werden. Aber Fehlanzeige! Stattdessen wird er auf eine Pritsche in einem Behandlungszimmer der Rettungsstelle gelegt. Seine Tochter muss sich verabschieden.

48 Stunden später liegt der Covid-Patient immer noch auf eben jener Pritsche, denn es gibt kein freies Bett zur „stationären Aufnahme“, berichtet die B.Z. Auch in ein anderes Klinikum konnte er nicht verlegt werden. Ein Sprecher der Klinik: „Die Charité ist derzeit ebenso wie die anderen Kliniken in Berlin deutlich belastet. Unsere Stationen sind seit mehreren Wochen stark belegt. Verlegungen in andere Häuser gestalten sich aufgrund der allgemein angespannten Situation oftmals schwierig.“

Laut Informationen der B.Z. soll die „Krankenversorgung selbst aber adäquat gewesen“ sein. Schlussendlich wurde für Raimund M. doch noch ein Bett gefunden.

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Charité zieht Notbremse

Der Fall des 71-jährigen Rentners ist ein dramatisches Beispiel, aber aktuell leider kein Einzelfall. Daher hat sich das Uni-Klinikum dazu entschlossen, Maßnahmen zu ergreifen, so der Charité-Sprecher gegenüber der B.Z.: „Aufgrund eines anhaltenden und sich verstärkenden krankheitsbedingten Ausfalls von Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften wird die Charité ab kommendem Montag zunächst bis Ende des Jahres alle elektiven Eingriffe absagen müssen.“

Alle planbaren Eingriffe werden verschoben, sodass „dringliche Behandlungen, wie zeitkritische Tumoroperationen, Transplantationen, die Versorgung von Patientinnen und Patienten nach Schlaganfall, Herzinfarkt oder andere Notfälle, weiter durchgeführt werden können“, so der Sprecher weiter.