Corona-Lage in Sachsen extrem angespanntBürgermeister von Zittau wendet sich mit Wut-Post an Corona-Leugner

In Sachsen wütet das Corona-Virus derzeit besonders schlimm – allein im Landkreis Görlitz lag die Inzidenzzahl zuletzt bei 590. In Zittau müssen die Leichen von Corona-Toten in einer Halle gelagert werden, weil die Kühlhäuser der Krematorien überlastet sind. Trotzdem gibt es auch dort weiter Menschen, die die Gefährlichkeit des Corona-Virus leugnen – und gerade im Internet Falschinformationen verbreiten. Auch die Übersterblichkeit infolge der Pandemie wird häufig geleugnet. Der Bürgermeister der Gemeinde Zittau, Thomas Zenker, hat seinem Ärger über diese Menschen jetzt mit einem wütenden Facebook-Posting Luft gemacht.
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Im Dezember 2020 bereits jetzt mehr als doppelt so viele Tote wie im Dezember 2019
„Für alle, die gerne wissen wollen, was gerade passiert, hier unsere aktuellen und beurkundeten Zahlen, die heute einen guten Teil meines Arbeitstages und den einiger Kolleg/-innen vollständig geprägt haben“, fängt der Politiker sein Posting an. Dazu teilt er die Sterbestatisitk in der Stadt Zittau, sortiert nach Jahren. Im direkten Vergleich fällt auf: Allein im Dezember 2020 sind in der sächsischen Kreisstadt mehr als doppelt so viele Menschen gestorben wie im selben Monat 2019 und auch 2018 – und die Tage bis zum Jahresende fehlen noch. 115 Tote gab es laut der Statistik bereits bis zum 22. Dezember im Zittau – im gesamten Dezember 2019 dagegen nur 45, 2018 waren es 51 Tote.
Bürgermeister: Versuchen, mit der Lage fertig zu werden
„Rechnet, erörtert, interpretiert doch alle, wie Ihr wollt. Welche Flagge Ihr dabei sichtbar oder im Hinterstübchen schwenkt oder wer Eure Online-Rechenhilfe ist, ist mir nicht egal, ich kann’s aber auch gerade und schon länger nicht leisten, darüber zu diskutieren“, schreibt der Bürgermeister weiter. Man versuche, mit der Lage fertig zu werden, ohne Mitarbeiter zu verschleißen oder Angehörige zu verstören. „Dank allen, die das mit aushalten helfen. Das gelingt beileibe nicht immer und die Situation verschlechtert sich zumindest hier bei uns täglich. Auch weil die Haut aller Beteiligten dünner wird“, beschreibt der Politiker die Lage in Zittau. Es stelle sich immer mehr die Frage, ob der Katastrophenfall ausgerufen werden müsse.
Trotz extremen Zahlen leugnen viele weiter die Gefährlichkeit
Trotz dieser deutlichen Worte finden sich auch unter diesem Posting weiter Menschen, die die Zahlen infrage stellen und die Gefährlichkeit des Virus weiter leugnen. Auch für diese Leute hat der Bürgermeister eine Antwort: „Youtube-Uni, Fotos ohne Quellen? Lösche ich, sobald ich dazu komme. Verursacher solcher Dauerkanonade blockiere ich. Völlig egal, ob und woher ich sie kenne. Diskutieren? Wenn ich es schaffe. Schwurbeln? Niemals“, schreibt er.
Erst Ende Oktober hatte ein Vorfall in Zittau für Schlagzeilen gesorgt. Am 20. Oktober zog eine Gruppe in schwarzen Kutten durch die Stadt. Mit einem Sarg und einer Botschaft ging sie Richtung wöchentlicher Corona-Demo: „Wo sind die Toten, wo sind die Kranken? Wo habt ihr sie versteckt?", stand auf den Plakaten, die die Gruppe mit sich trug.
In Zittau müssen die Toten im Hochwasserstützpunkt gelagert werden
Damals schon makaber, doch angesichts der derzeitigen Lage in Zittau sind diese Szenen rückwirkend kaum auszuhalten. Das örtliche Krematorium kann die vielen Toten nicht mehr bewältigen. Die Leichen werden nun auf "Lagerflächen im Bereich des Hochwasserstützpunkts" abgestellt. Bedeutet das: Im Hochwasserstützpunkt, wo die Stadt sonst Sandsäcke und Schutzbarrieren lagert, liegen nun also auch Leichen? "Aus Rücksicht auf die Angehörigen und die stark belasteten Mitarbeiter werden vorerst keinerlei weitere Details veröffentlicht", hieß es weiter in der Mitteilung der Stadt. Auch andere Krematorien in Sachsen sind an der "Grenze des Machbaren", hieß es von der Bestatter-Innung des Bundeslandes.
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