Kidnapper stehen jetzt vor Gericht

Sie wollte nur Brötchen holen! Männer nehmen 68-Jährige als Geisel

PRODUKTION - 14.01.2023, Niedersachsen, Clausthal-Zellerfeld: Einsatzkräfte der Polizei sichern den Tatort am Torfhaus. Am frühen Morgen haben dort unbekannte einen Geldautomaten gesprengt. Dabei entstand erheblicher Sachschaden. Foto: Matthias Bein/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
An diesem Geldautomaten sollen die Täter mehr als 120.000€ erbeutet haben
sab, dpa, Matthias Bein

Sie wollte einfach nur Brötchen holen, doch dann wurde sie zur Geisel! Im Januar sind Kriminelle im beschaulichen Torfhaus, Niedersachsen nach der Sprengung eines Geldautomaten auf der Flucht und bringen eine Frau in ihre Gewalt.
Am Freitag (07. Juli) startet der Prozess gegen die drei Geiselnehmer am Landgericht Braunschweig.

Im Video: Geiseldrama in Berlin: Ein Täter stellt sich, der andere erschießt sich

Anwalt: "In so eine Situation, aus dem nichts heraus hineinzugeraten ist traumatisch ohne Ende"

Mitte Januar im beliebten Wintersportort im Harz: An einem frühen Samstagmorgen sprengen die Kriminellen einen Geldautomaten, erbeuten dabei mehr als 120.000 Euro. Auf der Flucht haben sie einen Unfall und verstecken sich in einer Garage. Dann wird aus der Automatensprengung eine Geiselnahme! Denn eine 68-Jährige will in eben dieser Garage gerade zu ihrem Auto gehen, um Brötchen zu holen, als die Diebe, vehüllt mit Sturmmasken, sie zwingen auf die Rückbank ihres Wagens zu steigen und ihr Auto übernehmen. Als sie die Männer in Sturmmasken sieht, schreit sie. Einer hält ihr daraufhin den Mund zu, heißt es vor Gericht.

Ein Erlebnis, das die Frau bis heute schwer verarbeiten kann, wie ihr Anwalt Steffen Hörning im Gerichtssaal wiedergibt. Im Gespräch mit RTL sagt er, seine Mandantin habe in dem Moment Todesangst gehabt: „Das ist ein schreckliches Ereignis für sie gewesen. Wie man sich vorstellen kann: In so eine Situation, aus dem nichts heraus hineinzugeraten ist traumatisch ohne Ende. Man weiß nicht, wie diese Situation am Ende ausgeht. Man befindet sich in der Gewalt von Personen im Fahrzeug, eingepfercht und weiß nicht, was passieren wird in den nächsten Minuten und Stunden.“

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Angeklagte zeigen Reue

Die 68-Jährige muss wegen Angst- und Panikattacken lange im Krankenhaus behandelt werden. Sie ist als Nebenklägerin am Prozess beteiligt, will aber wegen ihres Zustandes auf eine Aussage verzichten. Warum die drei Männer im Alter zwischen 19 und 21 Jahren die ältere Frau mitgenommen haben, wird am ersten Prozesstag nicht aufgeklärt.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Trio unter anderem die Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion, Raub und Freiheitsberaubung vor. Einer der angeklagten Ben G. gesteht mit leiser Stimme vor Gericht: „Ich bereue sehr, was ich getan habe“ und er habe „mit der alten Dame sehr viel Mitgefühl“.

Ein Urteil wird Ende Juli erwartet. (hst)