Nach Millionen-Diebstahl: Täter immer noch auf der Flucht
Bankräuber bohrten sich durch Tresorraumdecke: Kunden bekommen Geld zurück

Selbst Hollywood hätten diesen Coup kaum besser inszenieren können!
Im August 2021 verschaffen sich Unbekannte Zugang zu einer leerstehenden Wohnung in Norderstedt – um sich von dort aus in den Tresorraum einer Bankfiliale zu bohren und etwa 650 Schließfächer leerzuräumen. War der Tresorraum vielleicht nicht gut genug gesichert?
Gerichtsprozess: Kläger bekommen recht
Seit Mitte April streiten drei Kunden der Hamburger Sparkasse (Haspa) vor dem Landgericht Hamburg mit der Bank um entsprechende Entschädigungszahlungen – und bekommen an diesem Donnerstag (29. Juni) recht: „Der Tresorraum verfügte weder über eine Videoüberwachung noch über einen überwachenden Mitarbeiter“, erklären die Richter auch bei der Urteilsbegründung. Ein angebrachter Bewegungsmelder konnte demnach nur „Bewegungen und Körperwärme“ erfassen und wurde wohl von den Einbrechern deaktiviert.
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Verteidiger: Lassen wir nicht so stehen!
Für die drei Kunden, die als Nebenkläger auch beim Prozess dabei sind, bedeutet das Urteil: Die Hamburger Sparkasse muss ihnen 110.000 Euro, 100.000 Euro und knapp 68.000 Euro zahlen. Während des Prozesses mussten sie belegen, dass diese Geldsummen auch wirklich in den Schließfächern waren.
„Ich gehe davon aus, dass wir das so nicht stehen lassen werden und Berufung eingelegt wird“, sagt Thomas Schikorra, der die Haspa vertritt. Nach seiner Auffassung sei der Tresorraum entsprechend gesichert gewesen. Das letzte Wort in diesem Prozess scheint also noch nicht gesprochen zu sein. Auch geht Gerichtssprecher Kai Wantzen davon aus, dass es aufgrund des aktuellen Urteils in Zukunft noch weitere Klagen geben könnte. Den Gesamtschaden schätzt Rechtsanwalt Jürgen Hennemann, der die drei Kläger vertritt, auf 40 Millionen Euro – die Haspa hingegen auf „nur“ elf Millionen Euro.
Norderstedt: Spektakulärer Einbruch - Täter flüchtig
Auch fast zwei Jahre nach dem Verbrechen fehlt von den Einbrechern weiter jede Spur. Dass sie sich Anfang August 2021 mit schwerem Gerät an der Tresorraum-Decke zu schaffen machen, fällt Anwohnern offenbar gar nicht auf. „Ich habe gedacht, mein Nachbar baut die Küche um“, sagt Nachbar Andreas Herrmann damals. Der Einbruch wird erst bemerkt, als Wasser aus dem Tresor läuft. Und es war nicht das erste Mal, dass Kriminelle es mit dieser Masche versucht haben: Seit 2014 soll es bereits ähnliche Einbruchsversuche in Hamburg gegeben haben.