Überwachungskameras hielten den Moment fest
Australien: Sekundenschnelle Delta-Ansteckung alarmiert Behörden

Die Gesundheitsbehörden im australischen Bundesstaat New South Wales sind alarmiert. Denn: In einem konkreten, von einer Überwachungskamera dokumentierten Fall dauerte es nur Sekunden, bis sich jemand mit der Delta-Variante des Coronavirus infizierte – die Ansteckung geschah quasi im Vorbeigehen. Das RKI teilte auf Anfrage mit, dass solche Berichte generell schwer zu bewerten seien. Teile von Sydney gehen jetzt wegen einer neuen Welle von Infektionen in einen Lockdown.
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"Erschreckend flüchtig": Nur fünf bis zehn Sekunden reichten aus
Australische Gesundheitsbeamte warnen jetzt, dass es nicht mehr bis zu 15 Minuten dauert, bis das Corona-Virus übertragen wurde - es kann ein kurzer Moment von nur fünf bis zehn Sekunden sein. Der leitende NSW-Gesundheitsbeamte Dr. Kerry Chant beschrieb eine kürzlich dokumentierte Infektion im Bondi Junction Westfield, einem Einkaufszentrum in Sydney, gegenüber australischen Medien als eine "erschreckend flüchtige" Begegnung. "Sie stehen sich gegenüber, gehen für einen Moment aneinander vorbei, ganz nah, aber nur kurz", sagte Chant australischen Medien. Er vermute, dass zwei weitere Personen auf die gleiche Art und Weise infiziert wurden.
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Dr. Lara Herrero, Virologin an der Griffith University in Brisbane, schätzte beim TV-Sender ABC ein, dass das Virus in dem Fall, der jetzt auf der Überwachungskamera festgehalten wurde, lange genug in der Luft gestanden sein muss und die betroffene Person so mit einem Atemzug infiziert wurde. "Man muss schon viel Pech haben und die arme Person hatte genau das", sagte Dr. Herrero.
Delta-Welle: Teile von Sydney gehen in einen Lockdown
Teile der australischen Metropole Sydney gehen jetzt nach mehreren Dutzend Corona-Neuinfektionen in einen strikten Lockdown. Die Beschränkungen sollen zunächst für sieben Tage gelten, teilten die Behörden am Freitag mit. Während dieser Zeit dürfen die Bürger nur noch ihre Häuser verlassen, "wenn es absolut notwendig ist", wie die Premierministerin des Bundesstaates New South Wales, Gladys Berejiklian, ankündigte. Sorge bereitet den Behörden vor allem ein Corona-Cluster in östlichen Vororten, wo die Zahl der neuen Fälle auf 65 stieg.
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"Weil es sich um die hochansteckende Delta-Variante handelt, werden sich wahrscheinlich alle Menschen in einem Haushalt infizieren, wenn eine Person ein positives Testergebnis bekommt", so Berejiklian. Es werde deshalb befürchtet, dass die Zahl der Neuinfektionen erheblich steigen könnte.
So beurteilt das RKI das Delta-Geschehen in Australien
Das RKI teilte auf Anfrage mit, dass solche Berichte generell schwer zu bewerten seien. Es sei ein zentrales Merkmal von Übertragungen über Aerosole, der in der Luft schwebende Mini-Tröpfchen, dass sie unbemerkt geschehen und daher eine Zuordnung zu einem bestimmten Kontakt schwierig sei. Flüchtige Kontakte seien auch generell schwer zu erfassen. Das RKI sagt aber auch: "Die hohen Ansteckungsraten in Haushalten und bei Ausbrüchen durch Delta weisen darauf hin, dass Delta noch leichter übertragbar ist als Alpha, auch ohne engen Kontakt."
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Virologe: "Ansteckung ohne direkten, engen Kontakt möglich"
Ralf Bartenschlager, Präsident der Gesellschaft für Virologie, äußerte sich zwar nicht zum australischen Bericht, erklärte aber auf Anfrage, man könne grundsätzlich sagen, dass "eine Ansteckung auch ohne direkten, engen Kontakt möglich ist". "Eine mögliche Übertragung im Rahmen eines 'Flüchtigkeitskontakts' ist zum Beispiel ein schlecht durchlüfteter Aufzug, in dem eine infizierte Person mit hoher Viruslast in der Ausatemluft gefahren ist." Hier könne sich eine Aerosolwolke sehr lange halten und eine Infektion stattfinden, ohne dass es zu einem direkten Kontakt gekommen ist. (dpa/ija)
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