Er wollte Lebensgefährten seines Schwarms töten lassen Auftragskiller im Darknet gesucht: Angeklagter Nico F. verkriecht sich vor Scham in Kapuze

Nico F. erscheint komlett in Schwarz gegleidet vor Gericht
Nico F. soll versucht haben, über das Darknet einen Auftragsmörder zu finden, um den Lebensgefährten seines Schwarms töten zu lassen.
RTL
von Johanna Grewer und Samina Faizi

Das Unbehagen ist Nico F. deutlich anzumerken. Der 28-Jährige aus Dresden erschien komplett in Schwarz gekleidet vor dem Landgericht Berlin. Vor Scham verkriecht er sich regelrecht in die Kapuze seines Hoodies. Er soll in einen Mann namens Enrico F. verliebt gewesen sein. Weil der jedoch in einer festen Beziehung war, schmiedete Nico den Plan, dessen Lebensgefährten aus dem Weg zu räumen – so die erschreckende Anklageschrift. Über das Darknet soll er versucht haben, einen Auftragskiller zu finden. „Ich schäme mich fürchterlich für meine hässlichen Gedanken“, liest der Angeklagte beim Prozessauftakt aus einer vorbereiteten Erklärung vor.

RTL-Reporterin Samina Faizi
RTL-Reporterin Samina Faizi war beim Prozessauftakt gegen Nico F. in Berlin dabei.
RTL

Nico F. liest zum Prozessauftakt eine vorbereitete Erklärung vor

Nico F. muss sich wegen versuchter Anstiftung zum Mord verantworten. Während des ersten Verhandlungstags vor Gericht hielt er den Kopf meist gesenkt, sitzt klein und zusammengekauert neben seiner Anwältin. Manchmal hüstelt er beschämt.

Aus der Anklageschrift geht hervor, dass Nico und Enrico sich auf einer Dating-Plattform kennenlernten. Enrico ist in einer festen Beziehung, aber Nico entwickelte offenbar trotzdem Gefühle, aus denen schnell eine Art Obsession wird. Als Enrico den Kontakt abbricht, soll der zurückgewiesene 28-Jährige zu drastischen Mitteln gegriffen haben. Er entschloss sich offenbar, Andreas L. – den Lebensgefährten seines Schwarms – töten zu lassen. Zuerst soll er es erfolglos mit Hexenflüchen und Voodoo-Puppen versucht haben. Dann machte er sich laut Anklage im Darknet auf die Suche nach jemandem, der sich für ihn die Hände schmutzig machen würde.

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Opfer aus Darknet
Andreas L. sollte das Opfer eines Auftragkillers werden.
Privat

Auftragsmörder im Darknet gesucht: Nico F. kämpft im Gerichtssaal mit den Tränen

Vor Gericht erklärte Nico F., dass er inzwischen selbst nicht mehr verstehe, was er getan habe. Er entschuldigte sich und beantwortete bereitwillig alle Fragen der Kammer und der Psychologin. Immer wieder brach ihm dabei die Stimme weg und er kämpfte mit den Tränen.

Nico F. soll schließlich einen angeblichen Auftragskiller im Darknet gefunden haben, dem er Details zu Andreas L. schickte. Doch der in Auftrag gegebene Mord wurde nie begangen. Der 28-Jährige war an eine Fake-Plattform geraten. Nico hatte das Geld in Bitcoins an einen Betrüger überwiesen. Um es wiederzubekommen, wurde ihm sogar geraten, sich selbst in dem Forum als Auftragskiller auszugeben und jemand anderen über den Tisch zu ziehen. Doch dazu kam es nicht. Einer Journalistin fielen die verdächtigen Chats auf. Sie schaltete die Polizei ein. Im April 2022 wurde Nico F. festgenommen.

Opfer von Darknet
Nico F. hatte Gefühle für Enrico F. und wurde abgewiesen.
Privat
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Andreas L. leidet bis heute unter den Folgen der geplanten Attacke auf ihn

Auch Enrico F. und Andreas L. sagten beim Prozessauftakt vor Gericht aus. Nico F. schaffte es nicht, die beiden im Saal anzusehen. Während sie als Zeugen befragt wurden, hielt er den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen. Andreas L., der das Opfer des Mordkomplotts werden sollte, erklärte, dass er bis heute unter Angstzuständen leidet. Er verlässt das Haus nicht mehr allein, leidet unter Panikattacken und misstraut allen Menschen, die er nicht gut kennt.

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Was seine Situation sicher nicht leichter macht: Nico F. ist seit dem 27. September nicht mehr in Untersuchungshaft. Er wohnt wieder bei seiner Mutter und arbeitet in der Gastronomie. Das Gericht und die Psychologin, die den 28-Jährigen begutachtet hat, sehen offenbar keine Wiederholungsgefahr bei dem Angeklagten. Darum wurde der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt. Bis er rechtskräftig verurteilt ist, bleibt Nico F. daher auf freiem Fuß. Der Prozess soll am 5. Dezember fortgesetzt werden.

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