Affäre wurde sein Verhängnis
Die Akte des Auftragskillers! Abgewiesener Liebhaber suchte im Darknet nach Auftragsmörder

Szenen wie aus einem Horrorfilm!
Nico F. (28) aus Dresden war in Enrico F. verliebt. Der aber nicht in ihn. Nico F. trifft eine folgenschwere Entscheidung: Der Partner seines Angebeteten soll sterben. Im Darknet sucht er einen Auftragsmörder und wird selbst zum Opfer – RTL berichtete über den Fall. Jetzt liegt RTL-Gerichtsreporterin Samina Faizi die Anklage-Akte exklusiv vor. Die Details sind schockierend.

Nach dem Seitensprung war Schluss!
Nico F. lernt Enrico F. auf einer Dating-Plattform kennen. Beide verabreden sich mehrfach auf freundschaftlicher Ebene. Nico F. entwickelt Gefühle für Enrico. Der befindet sich jedoch in einer festen Beziehung.
Bei einem Besuch einer Tanzparade passiert es dann aber doch: Nico und Enrico sind betrunken und haben Sex. Enrico plagt das schlechte Gewissen und er beichtet den Seitensprung sofort seinem Freund Andreas. Enrico bricht den Kontakt zu Nico F. ab.

Rache! Nico F. sucht einen Auftragskiller
Ende 2021 ziehen Enrico und sein Partner Andreas nach Berlin. Für Nico F. zu viel! Im Februar 2022 entscheidet er, Andreas L. töten zu lassen. Er hofft, dass sich Enrico dann doch für ihn entscheidet. Sogar mit Hexenflüchen wollte er seinen Angebeteten zurückgewinnen und selbst Voodoo-Puppen kamen zum Einsatz. Ohne Erfolg.
Weil sich Nico F. die Hände nicht selbst schmutzig machen will, sucht er im Darknet nach Auftragsmördern, um den Partner seines Angebeteten zu beseitigen.
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Im Darknet wird er selbst zum Opfer
RTL kennt den zeitlichen Ablauf: Nico F. hat einen Kredit über 30.000 Euro aufgenommen und genaue Details über sein Opfer im Darknet veröffentlicht. Er musste sein Gebot mehrmals erhöhen, fand dann aber schließlich einen Killer.
Nico F. wähnt sich am Ziel. Als er die Zeitungen und das Internet nach einer Todesmeldung durchsucht, ist er enttäuscht. Andreas L ist noch immer am Leben.

Dann der Schock: Die Darknet-Plattform ist ein Fake! Dort werden keine „echten“ Auftragsmörder vermittelt, sondern User um ihre Bitcoins betrogen. Um sein Geld zurückzubekommen, soll Nico F. andere „reinlegen“ und ihnen „einen Auftragsmörder vorspielen“.
Eine Journalistin durchkreuzt den Todes-Plan
Parallel wird die Polizei aktiv. Das BKA wird von einer deutschen Journalistin auf die mögliche Tat aufmerksam gemacht. Sie leitet eine E-Mail einer britischen Kollegin weiter, die im Rahmen ihrer Recherche zum Thema „Auftragsmörder im Darknet“ auf das Profil von „Zadai“ (ein Manga-Charakter) gestoßen ist. Offensichtlich der Mann, der die Tötung von Andreas L. aus Berlin durchführen lassen will.
Die britische Journalistin überlässt dem LKA ihre Recherchen (u.a. Chatverläufe). Über die Registrierung für den Bitcoin-Transfer können die Ermittler schnell eine Verbindung zwischen „Zadai“ und Nico F. herstellen.
Weil sie davon ausgehen, dass akute Gefahr für Andreas L. besteht, nehmen die Beamten Nico F. bereits am 8. April 2022 fest. Bei der anschließenden Wohnungsdurchsuchung wird seine Obsession deutlich.
Überall steht der Satz „Enrico ist in mich verliebt und führt eine Beziehung mit mir.“
Auch eine „Checkliste“ für den Auftragsmord, ein Bahnticket Dresden-Berlin sowie Fotos des Klingelschilds von Andreas und Enrico in Berlin werden beschlagnahmt.
Nico F. schweigt in Vernehmung
Über seine Anwältin hat Nico F. mitteilen lassen, das Ganze sei nur ein Spaß und keinesfalls ernst gemeint gewesen. Ihm war angeblich klar, dass es sich nicht um eine echte Auftragsmörder-Börse handelte. Er habe nur die „quälende Stimme“ von Opfer Andreas in seinem Kopf verstummen lassen wollen.
Er leide angeblich unter psychischen Problemen. Die Gutachterin attestiert Nico F. zwar eine Persönlichkeitsstörung, stuft ihn aber als schuldfähig ein. Die „Stimmen“ in seinem Kopf sind somit eine Schutzbehauptung und keine schizophrene Störung.
Am Donnerstag (24.11.2022) wird vor dem Landgericht Berlin verhandelt.