Reinbeißen ohne Reue? Wir machen den Test!Apfel-Allergie: Wie eine neue Sorte den Betroffenen jetzt helfen soll

Rund vier Millionen Deutsche sind allergisch gegen Äpfel. Von Ausschlag im Gesicht und Kribbeln im Mund bis hin zu angeschwollenen Schleimhäuten und Atemnot - wenn ein Allergiker in das Kernobst beißt, kann es schnell gefährlich werden. Verantwortlich für die heftigen Reaktionen ist ein Protein namens "Mal d1", das in Äpfeln ganz natürlich vorkommt. Doch es geht auch (fast) ohne Allergene! Forscher der der Hochschule Osnabrück wollen jetzt die erste allergikerfreundliche Apfelsorte entwickelt haben. Die ist zwar nicht komplett allergenfrei - soll aber deutlich verträglicher sein. Wir lassen Apfelallergikerin Tessa in die neuen Apfelsorte beißen – natürlich unter ärztlicher Aufsicht. Ob sie den Biss ins Obst bereut, sehen Sie im Video.
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Schleimhäute, Zunge oder Lippen können anschwellen

Wie unterschiedlich stark können allergische Reaktionen für Betroffene bei normalen Äpfeln ausfallen? „Das ist sehr unterschiedlich“, erklärt Agrarwissenschaftler Professor Werner Dierend von der Hochschule Osnabrück bei RTL. „Allergiker können verschiedenste Symptome aufweisen: Das fängt an mit Jucken an der Lippe oder ein Kribbeln im Mund.“ Dann könne es sein, dass auch die Schleimhäute, die Zunge oder auch die Lippen anschwellen.

Diese Symptome können einzeln, aber auch zusammen, zwei oder drei oder eben alle gleichzeitig auftreten – in unterschiedlicher Stärke, von schwach bis recht stark. „Und das sind eigentlich so die allgemeinen Symptome, die dazu führen, dass Allergiker dann wirklich keine Äpfel mehr essen mögen“, so der Experte.

Neue Sorte soll erst 2025 auf den Markt kommen

Deswegen hat der Agrarwissenschaftler mit seinem Team die verträglichere Sorte entwickelt. Ab 2025 soll es sie im Supermarkt geben. Aber warum erst dann? „Wir haben ja in diesem Jahr für unsere beiden Sorten erst nach mehrjähriger Prüfung die Siegel erhalten“, erklärt Prof. Werner Dierend von der Hochschule Osnabrück. „Erst jetzt können wir anfangen, ein Marketingkonzept zu entwickeln, Zielgruppen auszuwählen. Denn es sind ja nicht nur Allergiker, die den Apfel essen können.“

Erst dann könne ungefähr abgeschätzt werden, wie groß die Vermarktungsmenge sein werde und wie viele Bäume gebraucht würden. Diese müssen dann auch erst mal in der Baumschule angezogen werden. „Das dauert zwei Jahre und dann müssen die Obstbäume gepflanzt werden, dort brauchen sie auch mindestens noch zwei Jahre, bis sie nennenswerte Erträge bringen“, so Dierend.

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Warum kommt es so häufig zu Kreuzallergien?

Oft leiden Betroffene an sogenannten Kreuzallergien. Bedeutet: Sie sind zum Beispiel erst gegen Pollen allergisch und vertragen dann plötzlich auch keine Äpfel. Warum ist das eigentlich so? „Das ist eigentlich ganz einfach“, erklärt der Experte. „Das Immunsystem dieser Menschen hat sich erst mal auf Birkenpollen-Allergene eingeschossen, hat gelernt, Antikörper gegen diese zu bilden.“

Das Problem: Das Apfel-Allergen, das im April die Allergien auslöst, ist fast identisch mit den Birkenpollen-Allergenen. „Die sind im Molekülstruktur-Aufbau sehr ähnlich und das Immunsystem kann die beiden schlicht und ergreifend verwechseln“, so Dierend. „Und da denkt das Immunsystem eben: ‘Jetzt kommt schon wieder Birkenpollen’ und reagiert, bildet Antikörper gegen dieser ‘Birkenpollen’“. Das passiere bei circa 50 bis 60 Prozent der Birkenpollen-Allergiker. (ewe/ija/dhe)

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