Wie geht es weiter mit den hohen Energiepreisen?
Anne-Will-Talk zu Energiepreisen: "Das könnte im nächsten Winter so brutal kommen"

Für viele von uns wird die nächste Heizrechnung ein Schock werden. Experten rechnen damit, dass sich in diesem Winter die Energiekosten verdoppeln könnten. Wie es weitergeht, darüber haben am Sonntagabend die Gäste bei Anne Will im Ersten diskutiert.
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"Situation ist sehr ernst"

Die Lage ist ernst. Wegen angeblicher Wartungsarbeiten hat der russische Staatskonzern Gazprom die Menge an Gas gesenkt, die normalerweise durch die Leitung Nord Stream 1 fließt. Im Juli soll die Pipeline für zehn Tage wegen der Wartung sogar ganz dichtgemacht werden. Doch was würde passieren, wenn sich der russische Präsident Wladimir Putin dazu entschließen würde, die Leitung anschließend nicht mehr zu öffnen. Ein Horrorszenario, ist die Meinung der Gäste in der ARD-Talkshow Anne Will am Sonntagabend, aber keines, womit Deutschland nicht fertig werden könnte.
Niemand könne im Moment hundertprozentig wissen, was der russische Präsident Wladimir Putin vorhabe, sagt der stellvertretende Fraktionschef der FDP, Johannes Vogel. "Die Situation ist sehr ernst."
"Was wir erleben ist das, wovor die ganze Zeit gewarnt wurde, das holt uns jetzt ein", sagt Vogel bei Anne Will. Und weiter: "Wenn man nicht weit genug denkt, gerät man in Abhängigkeiten. Und das lässt Putin uns jetzt spüren."
Genau hier hakt Jens Spahn ein, der stellvertretende CDU-Chef, der immer mal wieder seine Verbundenheit mit Johannes Vogel zeigt: Die beiden duzen sich. "Wir haben keine Ahnung, wie wir aus eigenem Tun unabhängig werden von Russland", sagt er.
"Entlastung, von der keiner was merkt"

Besonders Menschen, die wenig Geld haben, wissen oft am Ende des Monats nicht mehr, wovon sie eine Mahlzeit kaufen sollen. Die beiden Entlastungspakete der Bundesregierung in Höhe von 30 Milliarden Euro haben laut Kritikern nicht so viel gebracht. Das findet auch Jens Spahn: "Das ist schon eine Kunst: Dreißig Milliarden Entlastung, von denen am Ende wirklich keiner was merkt."
Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket würden nach den Sommerferien wieder auslaufen und könnten für den Weg zur Arbeit nicht mehr genutzt werden. Und gerade das verbilligte Bahnticket sei auf dem Land unwirksam, wenn dort gar keine Züge fahren. Dann habe es noch eine 300-Euro-Pauschale gegeben, bei der Rentner und Studenten vergessen worden seien.
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Das kann die Journalistin und Buchautorin Anja Mayer nicht akzeptieren. Natürlich sei ein Zuschuss zur Grundversorgung hilfreich, und das Billig-Bahn-Ticket könnten viele arme Menschen für Ausflüge nutzen.
"Und wir hören nach diesen Hilfen nicht auf", fügt SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hinzu. Er erklärt: "Es gibt nicht die eine Maßnahme, die zielgerecht dafür sorgt, dass alle Haushalte gleich entlastet werden. Es geht um einen Maßnahmenmix, der diesem Ziel nahe kommt." Die nächsten Maßnahmen müssten darauf angelegt sein, ausschließlich Menschen mit niedrigen oder mittleren Einkommen zu erreichen, sagt der SPD-Generalsekretär.
Die wirklich schlechte Nachricht hat sich Energieökonomin Claudia Kemfert bis zum Schluss der Sendung aufbewahrt: "Es gibt keine Möglichkeit, dass die Energiepreise wieder sinken", sagt sie – mit einer Ausnahme. Deutschland müsse so schnell wie möglich von fossilen Energien wegkommen. Sonst drohe in den nächsten anderthalb Jahren ein Anstieg der Mietnebenkosten um das Vierfache. "Das könnte im nächsten Winter so brutal kommen."
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