Ibrahim A. tötete in einer Messerattacke im Zug bei Brokstedt - jetzt der Prozess

Zeugin: "Er hatte das Messer in der Tasche aber schon in der Hand. Dann hat er mich angegrinst"

Der Angeklagte Ibrahim A. am 17. Juli vor Gericht - an diesem Tag sagen Zeugen gegen ihn aus
Der Angeklagte Ibrahim A. am 17. Juli vor Gericht - an diesem Tag sagen Zeugen gegen ihn aus
RTL

Ibrahim A. wirkt nervös – die anderen Zuggäste ahnen da noch nicht, dass gleich etwas Grausames im Zug bei Brokstedt passieren wird. Auch eine junge Zeugin nicht, die sich am Montagmorgen (17.07.) vor dem Landgericht Itzehoe an die letzten Sekunden vor dem Messermord erinnert: „Er wirkte blass und machte so Dehnübungen für die Beine, zuerst dachte ich, er sei reisekrank.“ Nach ihrer Aussage weint die 22-Jährige. Der Schock sitzt auch sechs Monate nach der grausamen Attacke, bei der ein junges Paar starb, noch tief.

Durch die Messerattacke stirbt ein junges Pärchen

Dem 34 Jahre alten Palästinenser Ibrahim A. wird Mord in zwei Fällen und versuchter Mord in vier Fällen vorgeworfen. Er soll am 25. Januar in der Nähe des Bahnhofs von Brokstedt (Schleswig-Holstein) eine 17-Jährige und ihren zwei Jahre älteren Freund erstochen haben. Zwei weitere Frauen und zwei Männer erlitten schwere Verletzungen.

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„Er sah wahnhaft aus, hatte große Augen“

Seit dem 7. Juli läuft der Prozess gegen Ibrahim A. Die junge Frau sagt bei Gericht an diesem zweiten Verhandlungstag als Zeugin aus. Im Zug fällt der Studentin auf: „Er wirkte blass und machte so Dehnübungen für die Beine, zuerst dachte ich, er sei reisekrank.“

Kurze Zeit später entdeckt sie, dass der Mann ein Messer in seiner Tasche umklammert hat. „Dann hat er mich angegrinst, ich dachte zuerst das war gegen mich gerichtet, dass er mich einschüchtern wollte.“

Jemand habe noch versucht, mit einem Schrei Menschen zu warnen, doch Ibrahim A. hatte bereits sein Opfer gepackt, sticht auf diese Frau und dann auf ihren Freund ein.

Panik bricht aus - und wieder verhält sich Ibrahim A. merkwürdig

Sie sei dann davon gelaufen, aus dem Zug heraus. Auf dem Bahnsteig habe sie einer verletzten Frau geholfen und beobachtet, wie der Angreifer überwältigt wurde:

„Er hat vor sich hingestarrt und keine Anstalten gemacht weg zu rennen. Er war sehr unauffällig, passte nicht zudem, was vorher passiert ist.“

Am Ende ihrer Schilderung kommen der jungen Zeugin die Tränen. Noch lange habe sie das Geschehene stark beschäftigt, erzählt sie.

"Ich muss jeden Tag an die Tat zurückdenken"

Mit den gleichen Gedanken und Ängsten hat auch ein 21-jähriger Mann aus Hamburg zu kämpfen, der heute als zweiter Zeuge aussagt. Er studiert in Kiel und pendelt die Strecke regelmäßig. Am 25. Januar sitzt er zusammen mit einem Freund im selben Waggon wie der Angeklagte. „"Ich dachte, das ist eine ganz normale Bahnfahrt und der Mann verhält sich einfach nur komisch“, sagt er heute vor dem Richter aus.

Beim zweiten Blick erkannte er dann das Messer in seiner Hand und sah Ibrahim A. etwa fünf Sekunden lang auf ein Opfer einstechen. Die schrecklichen Szenen hinterließen auch bei ihm tiefe Spuren. „Ich musste nach der Tat jeden Tag an die Tat zurück denken, für etwa zwei bis drei Wochen. Ich hatte Taubheitsgefühle, mental gesehen, und Herzrasen“, erzählt er weiter.

Ibrahim A. fühlt sich unschuldig

Nach Überzeugung der Anklagebehörde handelte Ibrahim A. aus niedrigen Beweggründen und in Heimtücke. Beim Prozessauftakt hatte Ibrahim A. gesagt, er sei unschuldig - zudem bestritt er, eine psychische Erkrankung zu haben. Die Staatsanwaltschaft hält den Mann für schuldfähig. Im Verlauf des Prozesses sollen noch weitere Zeugen angehört werden. Insgesamt sind 39 Verhandlungstage bis Ende des Jahres angesetzt.