64-Jähriger ringt in Klinik mit dem Tod
Kriminalreporter Peter de Vries: Überwachungsvideo zeigt die letzten Minuten vor dem Anschlag
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Anschlag auf Reporter de Vries am helllichten Tag in Amsterdam
Peter R. de Vries wenige Minuten vor dem Anschlag. Auf Bildern einer Überwachungskamera sieht man den Kriminalreporter zügig durch die Amsterdamer Innenstadt laufen, auf dem Weg zu seinem Auto. Wenig später sind Schüsse zu hören. Eine Kugel trifft die Brust, eine andere den Kopf des 64-Jährigen. Seither ringt de Vries in einem Krankenhaus mit dem Tod.
Peter de Vries stand auf Todesliste der "Mocro"-Mafia
„Ich sah ihn dort liegen, Blut lief aus dem Kopf“, sagt ein Anwohner. „Ich war geschockt.“ Zur Stunde wird de Vries in einem Krankenhaus behandelt, das von massiven Polizeikräften geschützt wird. Sein Gesundheitszustand ist nach wie vor äußerst kritisch. „Peter kämpft noch immer um sein Leben“, sagte der Chef des niederländischen TV-Senders RTL, Peter van der Vorst. „Wir beten alle um ein Wunder.“ Der Reporter arbeitete für den Sender.
Noch gibt es keine eindeutigen Beweise, aber einiges spricht dafür, dass der Unterweltboss und mutmaßliche Chef der international agierenden "Marengo"-Bande Ridouan Taghi den Mordanschlag in Auftrag gegeben haben könnte. De Vries hatte seit Anfang 2020 den Kronzeugen Nabil B. in einem aktuellen Prozess gegen Taghi beraten. Der ist zusammen mit 16 seiner Bandenmitglieder der Rotterdamer Drogenmafia unter anderem wegen sechsfachen Mordes und mehrerer Mordversuche angeklagt. Der Prozess läuft seit März 2021 im Hochsicherheitsgerichtssaal "De Bunker", Amsterdam. De Vries soll deshalb auf der Todesliste der Mocro-Mafia gestanden haben. De Vries war mehrfach bedroht worden, hatte Personenschutz jedoch strikt abgelehnt. Dabei war die Gefahr real. 2019 war bereits der Verteidiger des Kronzeugen erschossen worden, zuvor hatte man auch Nabils Bruder getötet.
Zwei Tatverdächtige wurden inzwischen festgenommen, einer von ihnen ist ein 35-jähriger Mann aus Polen, der mit seiner hochschwangeren Frau und Kindern in einem 4.000-Seelen-Ort im Südosten der Niederlande leben soll. Politiker und auch das niederländische Königshaus zeigten sich entsetzt und bezeichneten die Schüsse auf de Vries als "Anschlag auf den freien Journalismus". (cwa)