Was steckt dahinter? Alles begann mit einer Schwellung: Millie (2) weint Blutstränen

Die Bilder sind erschreckend: Ein kleines Mädchen weint Blut. Was im ersten Moment an das religiöse Sinnbild der weinenden Madonna erinnert, ist tatsächlich Realität. Grund dafür: eine Zyste wächst hinter dem Auge der zweijährigen Millie Brown aus England. Im Video sehen Sie die Geschichte der Kleinen und vor allem: wie es ihr heute geht.
Doch handelt es sich bei der Fehlbildung um einen seltenen Einzelfall? Wir haben um medizinische Einordnung gebeten. Arzt und Medizinkorrespondent Dr. Christoph Specht hat die Antworten.

Lymphatische Zysten wachsen raumfordernd

Was auf den Bildern so gefährlich wirkt, ist in Wirklichkeit harmloser als es aussieht, verrät Dr. Specht. So handle es sich bei der Zyste der kleinen Millie um eine häufiger auftretende lymphatische Fehlbildung, die an allen Stellen des Körpers, wo sich Lymphgewebe befindet (häufig an der Achsel), vorkommen kann. Ein solcher Tumor entstehe bereits früh in der Schwangerschaft, eine Erklärung dafür gebe nicht, so Dr. Specht.

Was allerdings selten ist, ist dass die Zyste von Millie ausgerechnet hinter ihrem Auge entstanden ist. Durch das Wachstum der Zyste kommt es zu einer Ausbuchtung und Schwellung am Auge. Außerdem können Blutgefäße, die an der Zyste entlang laufen platzen, was die Tränen aus Blut zur Folge hat.

Eher kosmetisches als medizinisches Problem

Doch Dr. Specht gibt Entwarnung: „Das Gute an einer solchen Zyste ist, dass sie nicht bösartig ist. Es handelt sich also nicht um Krebs, und es lässt sich behandeln.“ Grundsätzlich haben lymphatische Zysten keine medizinische, sondern eine kosmetische Bedeutung. Problematisch wird es nur dann, wenn ein solcher raumfordernder Tumor dort wächst, wo kein Raum ist – zum Beispiel im Schädel. Wie in Millies Fall kann das zu einem Druckproblem führen, bei dem die Zyste auf den Sehnerv drückt. Dadurch wird die Sicht der Betroffenen eingeschränkt. In solchen Fällen sei eine Operation „richtig und angebracht“, sagt der Medizin-Experte. Bei der Behandlung wird die Zyste mit einem Wirkstoff zum Verdörren gebracht und im Anschluss das betroffene Lymphgewebe entfernt. Bei einer empfindlichen Stelle wie im Schädel erfordert das Fingerspitzengefühl, ist aber bei weitem nicht unmöglich.