Mediziner klärt auf
Affenpocken-Fälle in Deutschland: Wie wird die Krankheit übertragen und wie schütze ich mich?
Immer mehr Affenpocken-Fälle werden in Europa bekannt. Auch in Deutschland ist das Virus bereits angekommen. Die WHO mahnt zu Vorsicht und besonderer Achtsamkeit. Wie schützen wir uns? Der Allgemeinarzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht klärt auf.
Lese-Tipp: Alle aktuellen Informationen zu den Affenpocken finden Sie in unserem Liveticker auf RTL.de
Was sind Affenpocken?
„Vom Namen her könnte man glauben, Affenpocken sind eine Affen-Erkrankung. Sind sie aber nicht, sondern eher eine Erkrankung von verschiedenen Nagetieren“, erklärt Dr. Specht im Gespräch mit RTL. Zwar könnten Affen sich auch mit dem Virus infizieren, doch seien sie genau wie der Mensch sogenannte Fehlwirte, so Specht weiter. „Aber diese Nagetier-Pocken können eben auch auf den Menschen übergehen und dort ähnliche Symptome machen wie die Echten Pocken.“
Die sogenannten Echten Pocken des Menschen gelten seit 1980 nach einer großen Impfkampagne weltweit als ausgerottet. Wie das RKI erläutert, haben weite Teile der Weltbevölkerung mittlerweile allerdings keinen Impfschutz mehr. In Nigeria würden nun seit 2017 vermehrt Affenpocken-Infektionen beim Menschen diagnostiziert – und Fälle in Verbindung mit Reisen dorthin.
Wie gefährlich sind Affenpocken für Menschen?
Bei einer Infektion mit dem Affenpocken-Virus träten ähnliche Symptome auf wie bei der Infektion mit den Echten Pocken, so Dr. Specht. "Allerdings in abgeschwächter Form." Starke Fieberanfälle, Lymphknotenschwellungen und die typischen Hautveränderungen, die man von den Echten Pocken kenne, gehörten dazu, erläutert der Mediziner. Weitere Symptome der Affenpocken haben wir hier für Sie aufgelistet.
Die Erkrankung sei bisher nur sehr selten von einem Nagetier auf den Menschen übergegangen, und Todesfälle habe es bisher nur bei jüngeren Kindern gegeben. Dennoch warnt der Mediziner: "Das war bisher eine Sache, die man im Griff hatte. Aber jetzt ist ja auch bekannt geworden, dass es auch Mensch-zu-Mensch-Übertragungen geben soll. Und das ist natürlich eine andere Bedrohung." Nun müsse man im Blick behalten, ob sich durch den möglichen neuen Übertragungsweg auch die schwere der Symptomatik verändere.
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Wie kann ich mich schützen?
„Affenpocken lassen sich eigentlich nicht gut übertragen“, beruhigt Dr. Specht. Üblicherweise geschehe dies durch direkten Kontakt vom Tier zum Menschen. Und auch bei den neu beobachteten Mensch-zu-Mensch-Übertragungen habe es sich nicht um flüchtige Begegnungen gehandelt, sondern um eine Ansteckung per Tröpfcheninfektion. Dass die Übertragung so stattfindet, bestätigt auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO). „Es braucht schon den direkten Kontakt. Es ist nicht so wie bei Corona, dass ein Aerosol im Raum schweben kann und sich dann jemand noch anschließend infiziert“, versichert Dr. Specht. Es brauche längeren Kontakt, zum Beispiel wenn Menschen in einem Haushalt leben oder jemand Pocken an der Hand hat, einem anderen diese reicht und so eine Übertragung stattfindet. Dann bestehe Infektionsgefahr.
"Und es ist auch so, dass eine gewisse Immunität besteht - zumindest bei den älteren von uns. Bei uns war die Pocken-Impfung bis 1976 eine Pflichtimpfung.“ In der DDR galt diese Pflicht sogar bis 1982. „Das heißt: Alle davor Geborenen haben wahrscheinlich einen ganz guten Schutz." (dhe)